Essen. Die Stadt Essen hat alle grünen Pfeile an Ampeln abmontiert. Die Verwaltung sagt, dafür gebe es gute Gründe. Doch manche Autofahrer protestieren.
Die Stadt Essen hat den „Grünen Pfeil“ an Ampel-Anlagen im Stadtgebiet abgeschafft. Die Schilder für Autofahrer wurden bereits in den letzten Wochen demontiert. Den Abschied vom „Grünen Pfeil“ hatte die Verwaltung bereits im Frühjahr durchgesetzt. Weil es sich um eine „verkehrsrechtliche Anordnung“ der Verwaltung handelt, ist dafür keine politische Abstimmung erforderlich.
Der „Grüne Pfeil“ (amtlich: „Verkehrszeichen 720“) erlaubt Autofahrern an einer Kreuzung, auch bei rotem Ampellicht nach rechts abzubiegen, wenn es die Verkehrslage erlaubt. Im Essener Stadtgebiet hing der „Grüne Pfeil“ an insgesamt acht Kreuzungen. Der „Grüne Pfeil“ soll dazu beitragen, den Verkehr zu entzerren und flüssiger zu machen. Er wurde 1978 in der ehemaligen DDR eingeführt und nach der Wiedervereinigung auch im Westen Deutschlands übernommen.
Studie: „Grüner Pfeil“ ist gefährlich und bringt nichts
Die Stadtverwaltung beruft sich jetzt auf eine Studie des Gesamtverbandes Deutscher Versicherer (GDV). Die Untersuchung hatte schon im Jahr 2018 ergeben, dass der „Grüne Pfeil“ nachweislich nicht zum gewünschten Effekt führt, sondern Fußgänger und Radler gefährdet. Die Studie ergab, dass die meisten Autofahrer zwar den „Grünen Pfeil“ nutzen – aber nicht, wie vorgeschrieben, vor dem Abbiegen anhalten, um sich wirklich zu versichern, dass die Kreuzung frei ist. Die Anhalte-Pflicht und das somit zwingend nötige, neue Anfahren verhindere im Übrigen, dass ein positiver Umwelt-Effekt entsteht und die Autos weniger Abgas ausstoßen.
Auf die Studie der Versicherer bezog sich auch der Verein „Fuss e.V.“, der die Abschaffung des „Grünen Pfeils“ mitträgt. Der Verein macht sich für Rechte von Fußgängerinnen und Fußgängern stark. Der Club hält den „Grünen Pfeil“ mindestens für überflüssig, wenn nicht gar für gefährlich. In Essen wird „Fuss e.V.“ vertreten von Wolfgang Packmohr, einem ehemaligem Polizeidirektoren, der lange Zeit der Verkehrsdirektion im Polizeipräsidium vorstand. „Es ist gut und richtig, dass die Behörde reagiert hat und die Schilder abgenommen wurden“, sagt Packmohr. Das trage deutlich zur Sicherheit von Fußgängerinnen und Fußgängern sowie von Radlern bei.
Protest gegen die Abschaffung des „Pfeils“ – zum Beispiel am Parc Dunant
Manche Autofahrer, denen aufgefallen ist, dass an den entsprechenden Kreuzungen plötzlich der Pfeil fehlt, sehen das durchaus anders: Besonders in Rüttenscheid, wo das Schild an der Kreuzung Henri-Dunant-Straße/Wittenbergstraße abmontiert wurde, gibt es Protest. Erstens habe der Pfeil durchaus zu einer Entzerrung des Verkehrs geführt, heißt es. Zweitens sei der Pfeil auch in Zukunft sinnvoll, weil die neu entstandene Siedlung an der Henri-Dunant-Straße ja noch weiter wächst und absehbar weitere Menschen künftig ihre Autos zügig aus der Straße herausbewegen wollen.
Im Zuge der Demontage der „Grünen Pfeile“ hat der Mobilitätsausschuss der Stadt Ende April übrigens entschieden, dass ein anderer „Grüner Pfeil“ stattdessen neu ausprobiert werden soll: Der „Grüne Pfeil für Radler“. Er könnte, hat die Verwaltung festgestellt, an 16 Kreuzungen im Stadtgebiet montiert werden. Der „Grüne Pfeil“ erlaubt Radlern, von einem Radweg oder einem entsprechenden Radstreifen nach rechts abzubiegen, auch wenn die Ampel „Rot“ zeigt – auch für Radler gilt jedoch: Die Kreuzung muss frei sein. Allgemein wird der „Grüne Pfeil für Radler“ als Maßnahme verstanden, die Attraktivität des Radverkehrs in Essen zu erhöhen.