Essen. Bereits vor über zwei Jahren hatten SPD und CDU die Stadt beauftragt, die Umsetzung der Verkehrsregel zu prüfen. Die Antwort steht bis heute aus.
An Ampeln rechts abbiegen trotz Rotlicht: Dies soll an ausgewählten Essener Kreuzungen möglichst bald auch Fahrradfahrern erlaubt werden. Nachdem die Stadt Mülheim in dieser Woche den ersten Grünen Pfeil ausschließlich für Radler installiert hat, wollen die Essener Fraktionen von SPD und CDU das Thema auf die Tagesordnung des nächsten Bau- und Verkehrsausschusses bringen. Dies kündigten die Ratsherren Manfred Tepperis (SPD) und Guntmar Kipphardt (CDU) jetzt auf Anfrage dieser Zeitung an.
Es ist kein ganz neuer, sondern vielmehr ein zweiter Vorstoß. Essen hätte bei diesem Mobilitätsthema längst die führende Rolle übernehmen können. Denn bereits Ende 2017 hatte die Große Koalition im Essener Rat die Stadtverwaltung mit einer entsprechenden Prüfung beauftragt. Doch das Thema kam bis heute offenbar nicht von der Stelle. Jedenfalls nicht merklich. Kipphardt und Tepperis versichern jedenfalls unisono, seit ihrem Antrag nichts mehr zum Grünen Pfeil für Radfahrer gehört zu haben. Eine Erklärung dafür konnte die Stadt Essen am Freitag zunächst nicht liefern.
SPD und CDU wollen den Radverkehr stärker machen
Nun hat es Mülheim also vorgemacht und damit begonnen, den alternativen Verkehr zu beschleunigen, um so möglichst mehr Anreize für den Umstieg aufs Rad liefern zu können. Denn bei dem einen Schild soll’s natürlich nicht bleiben. Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) in der Nachbarstadt hat ingesamt 60 Vorschläge eingereicht, die auf ihre Machbarkeit geprüft werden.
In Essen sollte ebenfalls gelten: Wo immer der Grüne Pfeil für Radfahrer unter Aspekten der Sicherheit und der Beschleunigung des Verkehrs möglich erscheint, sollte er Realität werden, sagt Guntmar Kipphardt: „Alles, was sicher ist und den Verkehr flüssig hält, das wollen wir.“ Manfred Tepperis macht stellvertretend für die SPD-Fraktion deutlich: „Diese Abbiegeregelung ist eine von mehreren Maßnahmen, um den Radverkehr in Essen stärker zu machen.“
Der Grüne Pfeil soll Unfälle beim Rechtsabbiegen vermeiden helfen
Und an einigen Stellen hoffentlich auch ungefährlicher: Der ADFC, die Polizei und die Essener Verkehrswacht sind überzeugt, dass sich dadurch Unfälle vermeiden ließen. Denn viele Unglücke geschehen beim Abbiegen, weil Radfahrer gar nicht oder zu spät gesehen werden. Gerade vor Ampeln stehen sie mitunter in einem toten Winkel und sind dann für Fahrer von Lastwagen praktisch unsichtbar. Sie könnten im schlimmsten Fall überfahren werden, wenn sie zusammen mit einem zeitgleich losfahrenden Lkw oder Bus rechts abbiegen. Ein Vorrang trotz Rotlicht könnte diese kitzeligen Situationen entschärfen helfen.
Wenn denn die Radler weiterhin ihren Sorgfaltspflichten nachkommen, die Karl-Heinz Webels als Vorsitzender der Essener Verkehrswacht einfordert. Jedem Pedalritter müsse klar sein, dass die Regelung bedeutet, an einer roten Ampel mit Grünem Pfeil wie an einem Stoppschild anhalten zu müssen, um vor dem Losradeln querende Fahrzeuge einschätzen und auch auf Fußgänger achten zu können. „Grundsätzlich kann ich mir den Grünen Pfeil für Radler überall dort vorstellen, wo die Verkehrsverhältnisse es gestatten“, sagt der Verkehrsexperte. Genau das sollte die Stadt prüfen, vor über zwei Jahren schon.