Essen-Rüttenscheid. Das Baugebiet Parc Dunant in Essen stand stark in der Kritik. Nun sind die ersten Bewohner eingezogen und äußern sich über ihr neues Zuhause.
Das Neubaugebiet Parc Dunant in Essen-Rüttenscheid gab Anlass für heftige Kontroversen. Größe, Umfang und Gebäudeabstände gehörten zu den Streitpunkten. Inzwischen sind die ersten Bewohner eingezogen, die äußerst angetan sind von ihrem neuen Zuhause.
Eigentumswohnungen sollen bis Ende Mai fertiggestellt sein
Als Michaela und Dirk Neumann (61) sich darüber klar waren, ihre 125-Quadratmeter-Wohnung in Stadtwald gegen eine kleinere Variante eintauschen zu wollen, kamen ihnen Angebote aus dem neuen Viertel in Rüttenscheid gerade recht. „Wir haben genau so etwas gesucht“, sagt der 61-Jährige. „Die Größe von 95 Quadratmetern stimmte. Vor allem aber sollte es mittendrin sein, nah zu Einkaufsmöglichkeiten und am besten in einer Siedlung, die Jung und Alt miteinander vereint“. Alles das präge doch den Parc Dunant.
Im Januar gehörten sie zu den ersten, die ihre Eigentumswohnungen bezogen. Mittlerweile sind rund 60 der 90 Besitzer ihrem Beispiel gefolgt. Michael Kraus, Geschäftsführer der Düsseldorfer Gentes-Gruppe als Investor rechnet damit, dass bis Ende Mai auch die weiteren noch folgen. Derzeit würden Handwerker noch einige abschließende Arbeiten erledigen.
„Man muss natürlich den urbanen Charakter mögen, der sich hier bietet“, sagt Dirk Neumann und zeigt sich äußerst angetan von seinem neuen Heim. Das Paar mag auch den eher schlichten Bauhausstil mit viel Glas. Den Blick in die Innenhöfe, die zugleich Freiflächen bedeuten, „haben wir uns genau so gewünscht und vorgestellt“. Natürlich hat das Paar die Kritik an dem Vorhaben verfolgt, die „konnte uns aber von dem Entschluss nicht abbringen“. Ein wiederkehrendes Moment sei der angeblich geringe Abstand zwischen den Häusern gewesen, sagt Dirk Neumann. Doch er hält dagegen: Die Entfernung in Stadtwald zu den Wohngebäuden auf der anderen Straßenseite sei doch den Abständen im Parc Dunant gleich. Der einzige Unterschied: „Zwischen den Häusern hier fahren keine Autos.“ Ein Pluspunkt für das Bauprojekt.
Die Vermarktung der Mietwohnungen hat begonnen
Derweil der Neu-Rüttenscheider sich mit dem neuen Umfeld vertraut macht, schreiten an vielen Stellen die Arbeiten in dem Viertel voran. Mit Hochdruck seien die Firmen damit beschäftigt, die 218 Mietwohnungen fertig zu stellen, so Kraus. Bis zum Sommer soll es soweit sein. Mit 185 Wohnungen übernimmt das Unternehmen Vivawest den größten Teil, etwa 33 gehen an einen Privateigentümer über.
Zweifel am Park- und Verkehrskonzept
Nach Ansicht von Holger Ackermann, Sprecher der Initiative Henri2020, „sind die Anwohner froh, dass die Arbeiten sich nun auf der Zielgeraden befinden“. Die dreijährige Bauzeit habe für die Nachbarschaft doch eine enorme Belastung bedeutet.
Vollkommen offen sei nach wie vor, ob die Tiefgarage und die Parkplätze unter freiem Himmel wirklich für ein Quartier solchen Ausmaßes ausreichen werden.
Darüber hinaus sieht er auch die Gefahr, dass sich die einzige Anbindung über die Henri-Dunant-Straße zum Flaschenhals entwickeln könne. Notwendig seien auf jeden Fall an der Kreuzung mit der Wittenbergstraße eine Linksabbiegespur und der grüne Pfeil, um einen entsprechenden Verkehrsfluss zu gewährleisten.
Michael Kraus ist mit dem bisherigen Zeitplan sehr zufrieden. Während es auf manchen anderen Baustellen wegen coronabedingten Lieferengpässen zwischendurch nicht weiterging, habe es in Rüttenscheid so gut wie keine Störungen gegeben. Bei den Dämmstoffen sei es zu Verzögerungen gekommen, doch das habe den gesamten Prozess nicht maßgeblich beeinträchtigt. Laut Angaben von Kraus liegen seit Monaten auch keine Beschwerden mehr über Baulärm und zugeparkte Straßen vor, Ende 2019 und in den ersten Monaten 2020 war das häufiger der Fall, wie der Geschäftsführer seinerzeit berichtete.
Während die verschiedenen Gewerke, vom Elektriker bis hin zum Heizungsinstallateur, das Viertel voranbringen, hat Vivawest mit der Vermarktung der Wohnungen begonnen. Die ersten Abschlüsse sind laut Angaben eines Sprechers auch schon unter Dach und Fach. Er spricht zugleich von einem regen Interesse, auf das die Angebote stoßen. Die Höhe der Nettokaltmieten liege pro Quadratmeter zwischen 6,20 Euro bei den öffentlich geförderten und 12,50 Euro im Fall der frei finanzierten Wohnungen.
130 Bäume und Pflanzen sollen ihren Platz in der Siedlung finden
Zudem verändert sich auch das äußere Bild des Neubaugebietes, das an der neu geschaffenen Anna-Heinemann-Straße liegt. Der Name erinnert an die jüdische Schriftstellerin, die sich kurz nach der Reichspogromnacht 1938 gemeinsam mit ihrem Mann, dem Kunstsammler Salomon Heinemann, das Leben nahm.
Durch das vor kurzem gelegte Pflaster hat das Gelände vor der Kita Platzcharakter gewonnen, weitere Flächen sollen noch folgen. Zudem haben auch erste Pflanzungen begonnen, insgesamt sollen in der Siedlung noch rund 130 Bäume und Sträucher ihren Platz finden, schließlich werde auch noch auf einigen Flächen Rasen gesäet, so Kraus. Dass in einem solchen Gebiet für ausreichend Außenbeleuchtung gesorgt werde, sei zudem selbstverständlich. Geplant sei zudem, zwei Carsharing-Wagen, fünf Leih-E-Bikes und drei Lasten-Pedelecs vorzuhalten.
Ausgeklügelte Technik komme bei einem anderen Projekt zum Einsatz, das in Kürze vollendet sein werde: Mitten in der Siedlung ist ein Fontänenfeld angelegt. Die Wasserspiele sollen zur Aufenthaltsqualität beitragen, sagt Kraus.
Aus Sicht von Dirk Neumann ein weiterer Beleg, die richtige Wahl getroffen zu haben. Inzwischen seien auch die ersten Familien eingezogen, Kinder seien mit Fahrrad oder Dreirad unterwegs. „Hier herrscht reges Leben, verschiedene Generationen gehören dazu“, sagt der Rechtspfleger. „Für uns genau das Richtige.“