Essen. An 16 Kreuzungen im Stadtgebiet soll das sogenannte Verkehrszeichen 721 montiert werden. Es soll das Radfahren vor allem sicherer machen.

Jahrelang kam das Mobilitätsthema in Essen nicht von der Stelle, doch jetzt will die Stadt den Grünen Pfeil für Radler endlich Realität werden lassen: Der Ausschuss für Verkehr hat sich in seiner jüngsten Sitzung dafür stark gemacht, dass Verkehrszeichen 721 bald an mehr als einem Dutzend ausgewählten Kreuzungen im Stadtgebiet montieren zu lassen.

Die neue Beschilderung signalisiert Radfahrern, dass sie von einem Schutzstreifen, Radfahrstreifen oder einem baulich angelegten Radweg rechts abbiegen dürfen, auch wenn eine Ampel rot zeigt. Für die nun anstehende Installation hat die Stadtverwaltung zunächst alle Ampelkreuzungen des Radhauptrouten- sowie des Ergänzungsnetzes in Essen anhand gewisser Kriterien des Verkehrsministeriums NRW auf ihre Tauglichkeit geprüft.

23 Schilder sollen montiert werden

Als geeignet befunden wurden insgesamt 16 Kreuzungen, an denen die Neuregelung nun umgesetzt werden soll. 23 Schilder sollen für etwas weniger Kohlendioxid-Belastung durch attraktivere Bedingungen für Radler, vor allem aber für mehr Sicherheit sorgen.

Seit Jahren schon sind der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC), die Polizei und die Essener Verkehrswacht davon überzeugt, dass der Grünpfeil Unfälle vermeiden hilft: Denn viele Unglücke geschehen beim Abbiegen, weil Radfahrer gar nicht oder zu spät gesehen werden. Gerade vor Ampeln stehen sie mitunter in einem toten Winkel und sind dann für Brummifahrer praktisch unsichtbar.

Sie könnten im schlimmsten Fall überfahren werden, wenn sie zusammen mit einem zeitgleich losfahrenden Lkw oder Bus rechts abbiegen. Ein Vorrang trotz Rotlicht könnte diese kitzeligen Situationen entschärfen helfen, heißt es.

431 verunglückte Radfahrer im vergangenen Jahr

Doch das Kalkül geht sicher nur dann auf, wenn die Radler weiterhin ihren Sorgfaltspflichten im Straßenverkehr nachkommen, mahnt die Verkehrswacht. Jedem Pedalritter sollte klar sein, dass die Regelung bedeutet, an einer roten Ampel mit Grünem Pfeil wie an einem Stoppschild anhalten zu müssen, um vor dem Losradeln querende Fahrzeuge einschätzen und auch auf Fußgänger achten zu können. Grundsätzlich aber können sich die genannten Institutionen das Verkehrszeichen 721 überall dort vorstellen, wo es die Verkehrsverhältnisse gestatten.

Unter anderem an der der Kreuzung Goldschmidtstraße/Herkulesstraße/Engelbertstraße soll künftig das neue Verkehrszeichen 271 angebracht werden. Radfahrer können dann trotz roter Ampel von der Goldschmidtstraße rechts in die Engelbertstraße einbiegen.
Unter anderem an der der Kreuzung Goldschmidtstraße/Herkulesstraße/Engelbertstraße soll künftig das neue Verkehrszeichen 271 angebracht werden. Radfahrer können dann trotz roter Ampel von der Goldschmidtstraße rechts in die Engelbertstraße einbiegen. © Stadt Essen | Brochhagen

Genau das sollte die Stadt bereits vor mehr als drei Jahren prüfen, als SPD und CDU die Verwaltung erstmals beauftragten, die neue Regel auf ihre Machbarkeit in Essen abzuklopfen.

Dass mehr Sicherheit für Radler im Essener Straßenverkehr Not tut, ist unbestritten. Zumal zu viele von ihnen nicht wirklich sattelfest sind: Die Alleinunfälle, bei denen Rad- wie Pedelecfahrer verunglückten, stiegen in 2020 gegenüber dem Vorjahr um 28 Prozentpunkte auf 137. Etwa jeder fünfte davon passierte mit einem E-Bike. Insgesamt zählte die Polizei 431 verunglückte Pedalritter. 2019 waren es 31, vor fünf Jahren sogar 170 weniger.

Polizei und Verkehrswacht bieten Sicherheitskurse an

Für Polizeidirektor Ulrich Sievers, Chef der Verkehrsdirektion bei der Essener Polizei, ist diese Entwicklung auch eine indirekte Auswirkung der Corona-Pandemie: Mehr Menschen seien aufs Rad gestiegen, in der Freizeit, aber auch, um einer Ansteckungsgefahr in vollen Bussen und Bahnen zu entgehen. Vor allem Fahrräder mit E-Unterstützung seien immer beliebter geworden: „Bundesweit ist diese Zahl gestiegen von 1,6 Millionen Fahrzeugen im Jahr 2013 auf 5,4 Millionen in 2019“, beschreibt Sievers die Entwicklung.

Doch nicht immer wird das neue und schnellere Bike beherrscht. Das versucht die Polizei zu ändern, indem sie gemeinsam mit der Verkehrswacht möglichst regelmäßig Sicherheitskurse anbietet – insbesondere für Senioren.

Die Grünpfeile für Radler sollen an folgenden Standorten den Weg weisen:

Rüttenscheider Str./Kahrstr./ Witteringstr. – Goldschmidtstr./Herkulesstr./Engelbertstr. – Huyssenallee/Heinrichstr. – Segerothstr./ Universitätsstr. – Wittenbergstr./Birkenstr. – Wittenbergstr./Platanenweg/ Am Uhlenkrug – Frankenstr./ Ägidiusstr. – Frankenstr./Leveringstr./Ahornstr. – Altenessener Str./Thiesstr. – Altenessener-/Hövel-/Lierfeldstr. – Bahnhof Altenessen/Bäuminghausstr. – Zollvereinstr./Bolsterbaum – Langemarckstr./Bonifaciusstr. – Krayer Str./Heinrich-Sense-Weg – Rodenseelstr./Märkische Str. – Frankenstr./Wiedfeldtstr. – Rüttenscheider Str./Einigkeitstr./Bredeneyer Str./Wiedfeldtstr..