Essen. Vier Bereiche im Essener Stadtgebiet sollen bei der Internationalen Gartenausstellung 2027 aufblühen. Wir stellen die einzelnen Projekte vor.

Nach der Kulturhauptstadt 2010 und der Grünen Hauptstadt Europas 2017 will die Stadt Essen im Jahr 2027 einen weiteren Glanzpunkt setzen: Die Planungen zur Internationalen Gartenausstellung (IGA) in der Metropole Ruhr laufen auf Hochtouren. Es geht um Themen wie Klimaschutz, Nachhaltigkeit, Biodiversität und die Frage: „Wie wollen wir morgen leben“? In Essen könnten besonders der Emscherpark und die Schurenbachhalde im Norden profitieren.

Emscherpark soll ökologisch, sportlich und touristisch weiterentwickelt werden

Das Konzept der IGA beinhaltet drei Ausstellungsebenen. Zur ersten Ebene zählen die drei eintrittspflichtigen Hauptstandorte: „Rheinpark“ in Duisburg, „Zukunftsinsel mit Nordsternpark Plus“ in Gelsenkirchen“ und „Emscher nordwärts“ in Dortmund. Auf der zweiten Ausstellungsebene „Unsere Gärten“ sollen unterschiedliche Projekte und regional bedeutsame Parks und Gärten präsentiert werden - hier kommt die Stadt Essen ins Spiel. In der dritte Ebene „Mein Garten“ können Vereine und Privatinitiativen ihre nachbarschaftlichen Grüninitiativen präsentieren.

Der Emscherpark in Karnap grenzt unmittelbar an den geplanten Eingang West des Ausstellungsgeländes der Stadt Gelsenkirchen. Ziel ist laut Projektvorschlag der Stadt eine ökologische, sportliche und touristische Weiterentwicklung des Emscherparks als grüne Oase im Essener Norden sowie die Aufwertung der angebundenen Radrouten.

Marina in Altenessen wieder Thema

Konkret fängt das bei der Aufstellung von neuen Bänken an, geht über Wildblumenflächen an den Parkeingängen sowie eine Erweiterung des Skateparks, der Errichtung einer beleuchteten Laufstrecke und einem Trimm-Dich-Pfad für alle Generationen. „Die meisten Essener treiben Sport, ohne Mitglied in einem Verein zu sein“, weiß der Sportausschussvorsitzende Michael Schwamborn (SPD), der daran anknüpfen und das eine mit dem anderen verbinden will: Die Vereine durch eine gute Sportstruktur auch in den Park bringen. Ergänzt werden sollen die Planungen durch eine bessere Erreichbarkeit des Parks auf zwei oder vier Rädern sowie Ladestationen für E-Bikes und E-Autos.

Alle zehn Jahre eine Ausstellung

Getragen wird die Internationale Gartenausstellung Metropole Ruhr vom Regionalverband Ruhr (RVR), von den Kommunen und Kreisen der Metropole Ruhr, der Deutschen Bundesgartenschau-Gesellschaft, der Ruhr Tourismus GmbH sowie zahlreichen weiteren Institutionen wie Emschergenossenschaft, LWL und LVR, Gartenbauverbänden, Landwirtschaftskammer und Kleingartenverbänden.

Der Durchführungshaushalt beläuft sich auf rund 84 Millionen Euro. Etwa 35 Millionen davon sollen aus Einnahmen der verkauften Eintrittskarten finanziert werden. Weitere Einnahmen ergeben sich aus Mieten, Pachten und Sponsoring. Den Zuschussbedarf von rund 36 Millionen Euro teilen sich RVR und Mitgliedsstädte und –kreise. Konservativ gerechnete Besucherprognosen gehen von etwa 2,6 Millionen Besuchern aus.

Auf der anderen Seite des Rhein-Herne-Kanals soll die Schurenbachhalde aufgewertet werden. Geplant sind große zusammenhängende Wildwiesenflächen, um Hummeln, Bienen, Insekten und Vögeln neue Nahrungs- und Lebensräume zu geben und so der Biodiversität Rechnung zu zollen. Außerdem sollen Saatgutautomaten für Besucher aufgestellt werden. Michael Schwamborn bringt bei dieser Gelegenheit auch das Thema Marina wieder aufs Tableau. Seit mehr als zehn Jahren gibt es Planungen für das Wohnprojekt am Wasser des Rhein-Herne-Kanals inklusive Hafenbecken und Promenade. Bisher sind Stadt und Investoren von einer möglichen Umsetzung jedoch weit entfernt. „Wenn wir die Projekte der IGA mit einer entsprechenden Wohnbebauung verbinden, haben wir ein echtes Glanzstück“, schwärmt Schwamborn.

Baldeneysteig und Kettwiger Panoramasteig sollen verbunden werden

Die Stadt Essen will aber nicht nur im Norden Projekte verwirklichen, sondern plant auch eine Aufwertung des Baldeneyseeufers. Baldeneysteig und Kettwiger Panoramasteig sollen dafür noch besser miteinander verbunden werden - etwa durch eine durchgehende Beschilderung. Außerdem sieht das Projekt die Umsetzung eines Mobilitätskonzeptes vor, dass nicht nur Bus und Bahn, sondern auch Schiff-Verkehr und die Hespertalbahn mit einbezieht, Parkplatzflächen sollen gleichzeitig entsiegelt werden. So soll die Vernetzung innerhalb des Ruhrtals gestärkt werden.

AAuf dem Baldeneysteig in Essen und dem neuen Kettwiger Panoramasteig kann man auch vier Tage verbringen.
AAuf dem Baldeneysteig in Essen und dem neuen Kettwiger Panoramasteig kann man auch vier Tage verbringen. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Als viertes Projekt der Stadt Essen darf der Grugapark nicht fehlen, wurde er doch im Zuge der Großen Ruhrländischen Gartenbau-Ausstellung 1929 angelegt und schreit somit förmlich nach dem, was auch mit der Internationalen Gartenausstellung erreicht werden soll: Die Errichtung von Schauplätzen, die den Strukturwandel aufzeigen und nachhaltig fortführen. Dabei soll die Stadtlandschaft mit ihren grünen Infrastrukturen gestärkt und touristische Anlaufpunkte geschaffen werden. Anspruch und Hoffnungen sind groß: In der Beschlussvorlage des Umweltausschusses heißt es: „Als Dekadenprojekt soll die IGA 2027 eine vergleichbar positive Wirkung erreichen wie die Kulturhauptstadt Ruhr.2010 und die Grüne Hauptstadt Europas 2017.“

Der Botanische Garten im Grugapark soll für die IGA überarbeitet werden, so soll es unter anderem ein digitales Pflanzenlexikon geben. Außerdem sollen in dem Jahr der Gartenausstellung Tagungen, Symposien und Exkursionen angeboten werden, in denen sich der Grugapark als Beispiel für nachhaltige Freiraumentwicklung präsentieren soll.

Stadtverwaltung sieht Chancen für Förderung

Noch stecken all diese Ideen jedoch in den Kinderschuhen, denn wie immer braucht es für die Umsetzung Geld. Die Projekte durchlaufen jetzt einen dreistufigen Qualifizierungsprozess und werden bewertet. Die erste Phase soll im Mai/Juni abgeschlossen sein. Grundsätzlich schätzt die Stadtverwaltung die Chancen einer Förderung als sehr gut ein. Aufgrund der vielen thematischen Schwerpunkte - Umwelt, Klima, Nachhaltigkeit und Mobilität - könnte man nach Angaben von Stadtsprecher Patrick Opierzynski viele verschiedene Fördertöpfe anzapfen. Um welche Summen es geht konnte er nicht beziffern, da jedes Förderprogramm unterschiedliche Förderhöhen zugrunde legt.