Essen. . Die Hoffnungen auf Investoren für eine Marina am Rhein-Herne-Kanal in Altenessen haben sich abermals nicht erfüllt. Nun heißt es: zurück auf Los.
„Rücke vor bis auf Los“, heißt es beim beliebten Gesellschaftsspiel Monopoly, bei dem es ums Bauen von Hotels und Häusern geht. Nach diesem Muster verfährt die Stadt nun mit der „Marina Altenessen“. 13 Jahre, nachdem der Öffentlichkeit erstmals bunte Bilder vom Wohnen am Wasser des Rhein-Herne-Kanals präsentiert wurden, stellt die Stadt das Vorhaben, das ein „Leuchtturmprojekt“ für den gesamten Essener Norden werden sollte, wieder auf Anfang.
„Das ist traurig, aber wahr“, kommentiert Uwe Kutzner, Ratsherr aus Altenessen und planungspolitischer Sprecher der CDU-Ratsfraktion, den ernüchternden Vorschlag, den die Fachverwaltung dem Ratsausschuss für Stadtplanung und Bauordnung vorlegt.
Die Stadt zeigte sich vor wenigen Monaten noch optimistisch
Nicht nur Kutzner hatte sich noch vor wenigen Monaten optimistisch gezeigt, dass das Projekt, das so lange vor sich hin dümpelte, doch noch Fahrt aufnehmen könnte. Dass die hübschen Animationen von schicken Häusern an schicken Grachten, in denen schicke Motorjachten vor Anker liegen, endlich Investoren animieren könnten, zu investieren. Die Stadt selbst nährte diese Hoffnung, als sie Ende April wissen ließ, die Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft (EWG) habe Interessenten aufgefordert, sich mit konkreten Konzepten zu bewerben. Mehrere Investoren und Projektentwickler „aus dem In- und Ausland“ seien dem Aufruf gefolgt. Es waren drei. Bei ihnen stehe die Marina Altenessen angesichts der nach wie vor niedrigen Zinsen und einem „guten Rendite-Risiko-Verhältnis“ wieder auf der Agenda.
Gut zwei Monate später ist klar, dass den Investoren das Risiko zu groß ist, sofern sie es alleine tragen müssten. Kann das überraschen?
Dass der Weg kein leichter sein würde, war hinlänglich bekannt. 300 000 Kubikmeter Erdreich müssten bewegt werden, ein Hafenbecken für 80 Bootsliegeplätze und eine Hafenpromenade sollen her. Dinge, die viel Geld fressen, aber nichts einbringen; von acht bis zehn Millionen Euro ist die Rede. Bemühungen der EWG, dafür beim Land öffentliche Gelder loszueisen, waren nicht erfolgreich, heißt es nun.
Hohe Investitionskosten für ein Hafenbecken und für eine Promenade
„Unterm Strich kann es keiner investieren“, bilanziert Uwe Kutzner. „Es ist richtig, dass man die Reißleine zieht“, meint Thomas Rotter (SPD), Vorsitzender des Planungsausschusses. Auf den Vorschlag der potenziellen Investoren, man möge deutlich mehr Wohnungen bauen, damit die Rendite stimmt, will sich niemand einlassen. Schicke Apartments am Wasser und drum herum ein Riegel öffentlich geförderter Wohnungsbau – das sei nicht „das, was wir uns in Altenessen vorstellen“, sagt Kutzner.
Und nun? Die Verwaltung regt an, dass sich Planer, Politik und Wirtschaftsförderung in einem Workshop darüber klar werden, was wünschenswert, aber vor allem auch machbar wäre, um dann abermals einen Investorenwettbewerb auszuloben. Theo Jansen, Fraktionssprecher der SPD in der für Altenessen zuständigen Bezirksvertretung, wirbt für mehr Sachlichkeit. Aus dem Leuchtturm Marina sei mit der Zeit eine Ikone geworden. Längst gehe es auch um die Glaubwürdigkeit der Politik, die so lange an dem Projekt festgehalten hat. Aus Jansens Sicht geht kein Weg daran vorbei: Die Stadt müsse finanziell in Vorleistung gehen wie sie es vor Jahren am Berliner Platz getan hat, wo auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs ein neues, modernes Stadtquartier entstanden ist. In Jansens Partei sehen das längst nicht alle so. In der Innenstadt bauen oder am Kanal mit Blick aufs Müllheizkraftwerk in Karnap – das sei nun mal nicht dasselbe. Immerhin: Essens Wirtschaftsförderungsgesellschaft lässt wissen, dass sie auch nach 13 Jahren noch an den Erfolg des Projektes glaubt. Aber was sollen sie auch sagen?