Essen. . Der Kita-Gipfel mit 170 Teilnehmern verabschiedet „Essener Erklärung“: Gebäude-Reserven sollen genutzt, bürokratische Hürden reduziert werden.

Es sollte ein Treffen werden, das alle Kräfte bündelt, bei dem jeder überlegt, wo es noch Möglichkeiten für neue Kinder-Betreuungsangebote in Essen gibt: Beim Kita-Gipfel am Freitagnachmittag im Rathaus kamen 170 Teilnehmer aus der Stadtverwaltung, von Kirchen, Wohlfahrtsverbänden, Initiativen, Wohnungsbaugesellschaften und Unternehmen zusammen.

„Unsere Erwartungen wurden weit übertroffen“, sagte Schul- und Familiendezernent Muchtar Al Ghusain. Der Gipfel habe für viele „etwas Befreiendes“ gehabt, da das Thema Kita-Plätze oft mit Frustration und Enttäuschung verbunden sei. Das Treffen habe allen deutlich gemacht: „Das ist unser gemeinsames Projekt.“

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Zusammen mit Oberbürgermeister Thomas Kufen unterzeichnete Al Ghusain im Rahmen des Gipfels die „Essener Erklärung zum Ausbau der Kinderbetreuungsangebote“. Damit verpflichten sie sich, „alle Kräfte auf dieses gemeinsame Ziel auszurichten“. Denn obwohl in den vergangenen zehn Jahren 6400 neue Betreuungsplätze geschaffen wurden, fehlen rein rechnerisch im laufenden Kita-Jahr rund 2900 Plätze – und das obwohl sich die U-3-Betreuungsquote fast verdreifacht hat seit 2010.

Nutzung neuer Flächen für die Kinderbetreuung

Im Mittelpunkt des „Essener Forums zum Ausbau der Kinderbetreuungsangebote“ mit mehreren Impulsvorträgen standen vor allem die Nutzung von neuen Flächen sowie die Möglichkeiten verschiedener Finanzierungsmodelle. Konkret ging es um die Frage: Wie können Gebäude für Kindertagesstätten und Kindertagespflege genutzt werden?

Als Beispiel fungierte da die Awo-Kita auf dem Dach des Girardethauses. Al Ghusain zieht in Betracht, ein Kataster für die Stadt aufzubauen, in dem das Potenzial von Flächen getestet wird. Dabei könnten beispielsweise auch städtische Gebäude – geschlossene Schulen und andere Einrichtungen – reaktiviert werden.

Jugenddezernent will Service-Stelle einrichten

Neben mangelnder Flächen seien aber auch die unterschiedlichen Voraussetzungen in der Stadt ein Problem, machte Al Ghusain deutlich: Egal ob jemand in Borbeck oder Bredeney investiere – die Zuschüsse sind überall die gleichen, die Preise allerdings deutlich unterschiedlich. „Es ist eine Aufgabe für uns zu sehen, wie wir da eingreifen und unterstützen können.“

Ebenso wolle die Stadt versuchen, bürokratische Hürden abzubauen. Denn zahlreiche Vorschriften machen es Investoren immer schwerer. „Die Bauauflagen werden immer höher“, weiß beispielsweise Jochen Vogler, Geschäftsführer der Zwergenreich GmbH, die mehrere Einrichtungen in Essen, Düsseldorf, Köln und Wuppertal betreibt.

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Den komplizierten Abläufen bei der Genehmigung einer Betreuungseinrichtungen will Al Ghusain mit einer neu geschaffenen Service-Stelle entgegenwirken. Dort sollen alle Fäden zusammenlaufen und so „erspart werden, dass man sich an zu vielen Stellen informieren muss“. Eine Lösung des Kita-Problems sei nur möglich, „wenn alle sechs Dezernate mitwirken“. OB Thomas Kufen kündigte an, „verstärkt planungs- und baurechtliche Rahmenbedingungen auf den Bedarf an Kitas auszurichten“.

Positive Resonanz der Teilnehmer des Kita-Gipfels

Bei den Teilnehmern kommt die Initiative der Stadt gut an. „Wir sind sehr froh, dass dieser Gipfel einberufen wurde“, sagt Ralf Feuersenger, bei der Vonovia zuständig für Quartiersentwicklung und Immobilienmanagement. Die Aufgaben seien erkannt worden, nun sei es wichtig, ins Handeln zu kommen. „Wir haben das als Impuls mitgenommen noch intensiver zu prüfen, was möglich wäre.“

Auch Petra Leiler, Prokuristin der Hausverwaltung Frühoff & Partner und Vorstandsmitglied des Rings deutscher Makler, hat nun eine deutliche Vorstellung davon, „wie wir beratend tätig sein können“. So hat die Stadt im Zuge des Gipfels eine Tabelle veröffentlicht, in der die Eckdaten festgehalten sind, die potenzielle Immobilien für Kitas mitbringen sollten.

Nach der positiven Resonanz des Forums kann sich Al Ghusain einen weiteren Kita-Gipfel vorstellen – dann mit dem Schwerpunkt Ausbildung von Betreuungspersonal. Denn neben dem Platzmangel herrscht auch eine Personalnot.

>>> VERSORGUNGSQUOTEN IN ESSEN

  • Während zum Beispiel in Rüttenscheid die Versorgungsquote für unter Dreijährige mit 52,5 Prozent deutlich über den angestrebten 40 Prozent liegt, können in Altenessen nur rund 25 Prozent der U3-Kinder betreut werden.
  • Auch im Ü3-Bereich gibt es deutliche Diskrepanzen: Eine 100- Prozent-Quote strebt die Stadt an, kann aber zum Beispiel in Heidhausen und Kray gerade mal rund 67 Prozent der über Dreijährigen versorgen.