Essen. . Essens Oberbürgermeister lädt zum Kita-Gipfel. Gesucht wird ein Masterplan für den Ausbau der Kita-Landschaft. Aktuell fehlen fast 3000 Plätze.

2900 Kita-Plätze fehlen in Essen, und bei vielen Eltern liegen die Nerven inzwischen blank. Nun lädt die Stadt zu einem Kita-Gipfel, um mit allen Akteuren zu besprechen, wie sich der Ausbau der Kita-Landschaft beschleunigen lässt. Oberbürgermeister Thomas Kufen hat das ungewöhnliche Treffen am 10. Mai veranlasst, denn der Druck wächst: Viele Familien belassen es nicht dabei, ihren Rechtsanspruch anzumelden, sondern verklagen die Stadt vor dem Verwaltungsgericht in Gelsenkirchen. Zuletzt waren dort beinahe 70 Klagen anhängig.

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Das Jugendamt hat in den vergangenen Jahren immer wieder darauf hingewiesen, mit welchen Tücken der Kita-Bau behaftet ist: Von der Suche nach geeigneten Standorten über Verzögerungen bei Neubauprojekten bis zum Fehlen von Fachkräften. Jetzt geht die Stadt auf alle Akteure zu, um mit ihnen gemeinsam zu besprechen, „wie wir kurzfristig eine große Zahl von Plätzen schaffen können“, sagt Stadtsprecherin Silke Lenz. Das Impuls-Referat werde der OB persönlich halten, bevor man dann in Workshops Problemlösungen erarbeitet.

Mehr als 100 Teilnehmer werden erwartet

Eingeladen sind Wohnungsgesellschaften, Projektentwickler, das Landesjugendamt, Wohlfahrtsverbände und andere Träger. „Mehr als 100 Teilnehmer haben bereits zugesagt“, berichtet Silke Lenz. Sie sollen auf dem Gipfel befragt werden, welche bürokratischen, organisatorischen oder andere Erleichterungen sie brauchen, um schneller agieren zu können. Zuletzt hatte sich beispielsweise die IG Kindertagespflege beklagt, in welch enges Korsett Tageseltern bei der Schaffung von Betreuungsplätzen gebunden seien. Möglicherweise könnte es hier Lockerungen geben. Denn Familiendezernent Muchtar Al Ghusain will bei der Kinderbetreuung in Zukunft verstärkt auf Tagesmütter und -väter setzen.

Ein zweiter Ansatz sei, so erklärt Silke Lenz, sich Bau- und Betreuungs-Modelle in anderen Städten anzusehen. „Da geht es auch um den Bestand an Freiflächen und wie sie genutzt werden können.“ Auf der Suche nach neuen Standorten hat das Jugendamt in jüngster Zeit bereits neue Wege beschritten und ist auf Haus- und Wohnungseigentümer zugegangen: „Mangel an Kinderbetreuungsplätzen – ist Ihre Immobilie geeignet?“ ist ein Artikel im Magazin „Haus & Grund“ des gleichnamigen Eigentümerverbandes überschrieben. Darin heißt es, dass Essen sich zwar einerseits „zu einem attraktiven Standort für junge Familien entwickelt“ habe, andererseits das

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Auch Supermärkte oder Kirchen können Kitas werden

Um diesen Missstand zu beheben und ein „deutliches Signal“ an junge Familien zu geben, wolle das Jugendamt nun „offensiv neue Wege gehen“ und spreche daher potentielle Investoren an. Das seien auch private Eigentümer, deren Immobilien zurzeit ungenutzt sind und sich für ein Betreuungsangebot eignen könnten: egal ob Wohnung, Büro, Ladenlokal, Gaststätte, Supermarkt oder Kirche. Auch Grundstücke mit einer Freifläche von 1500 bis 2000 Quadratmetern kämen infrage. „Besondere Not“ gebe es vor allem in Vierteln mit vielen kinderreichen Familien wie Kray, Katernberg, Altendorf oder dem Südostviertel.

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Um den Eigentümern das Projekt Kita schmackhaft zu machen, weist die Stadt darauf hin, dass das Jugendamt ihnen vermittelnd und beratend zur Seite stehen werde. Auch hätten die meisten Kita-Träger „jahrelange Erfahrung“ im Umgang mit der Refinanzierung der Kita-Plätze.

>>> JUGENDAMT BERÄT EIGENTÜMER

Eigentümer, die eine Immobilie als Kita, Tagespflege oder für eine Spielgruppe zur Verfügung stellen möchten, wenden sich an Ute Zimmermann vom Essener Jugendamt: Tel. 0201-88 51 776 oder ute.zimmermann@jugendamt.essen.de. Die Standorte sollten in der Regel auch über Außenspielflächen verfügen.