Duisburg-Rheinhausen. Erneut gibt es Probleme mit der Adler Group in Duisburg-Rheinhausen. Seit Monaten hat eine pflegebedürftige Mieterin kein Bad. So geht es weiter.

Wenn die ganze Geschichte nicht so bitter wäre, dann müsste Günter Loth über das Plakat im Hausflur eigentlich lachen. „Liebe Mieterin, lieber Mieter“, schreibt die Wohnungsgesellschaft „Adler Group“, der das Mehrfamilienhaus an der Schwarzenberger Straße gehört. „Wir wollen, dass Sie sich lange bei uns wohlfühlen und kümmern uns um Ihre Wohnung auch nach dem Einzug.“ Gleich darunter stehen „Servicezeiten“ und eine Telefonnummer mit Hamburger Vorwahl, unter der sich Mieter mit Problemen melden können.

Was so nett klingt, fühlt sich für Günter Loth wie ein schlechter Scherz an. Die Rufnummer ist ihm mehr als gut bekannt. Er hat sie im vergangenen Jahr diverse Male gewählt – bei dem vergeblichen Versuch, seiner Schwester zu helfen. Marlies Biefang ist 83 Jahre alt. Sie wohnt in der zweiten Etage und hat seit April kein funktionierendes Badezimmer mehr. „Das sind jetzt acht Monate“, sagt ihr Bruder und schüttelt im Wohnzimmer der 52-Quadratmeter-Wohnung fassungslos den Kopf. Der Pflegedienst, der die alte Dame versorgt, muss sich mit Waschschüssel und Wasserkocher behelfen.

83-jährige Duisburgerin ohne funktionierendes Bad: Baustelle steht still

Marlies Biefang schiebt ihren Rollator durch den kleinen Flur, um uns das zu zeigen, was mal ihr Badezimmer war. Zwischen den Kacheln mit den rosa Blümchen klafft vom Fußboden bis zur Decke ein Loch. Hier wurde im April ein Wasserrohrbruch repariert. Wo vorher die Badewanne stand, ist jetzt nackter Beton. Auf Wunsch der Mieterin wollte der Eigentümer prüfen, ob statt der Wanne auch eine ebenerdige Dusche eingebaut werden kann. Aber es tat sich nichts, die Baustelle steht seitdem still.

So schön wirbt die Firma Adler für ihre Wohnungen. Die Realität sieht oft anders aus. In so manchen der Häuser von Adler in Rheinhausen leiden Mieter unter schlechten Wohnbedingungen.
So schön wirbt die Firma Adler für ihre Wohnungen. Die Realität sieht oft anders aus. In so manchen der Häuser von Adler in Rheinhausen leiden Mieter unter schlechten Wohnbedingungen. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

„Sie können sich nicht vorstellen, wie oft wir bei Adler angerufen haben“, sagt Schwägerin Marion Loth. „Wir hören dann immer nur, dass die das weiterleiten.“ Am liebsten würden sie für Marlies Biefang eine ganz andere Wohnung suchen. Aber die 83-Jährige, die auf der Kante ihres Pflegebettes im Wohnzimmer sitzt, schüttelt energisch mit dem Kopf, als dieses Thema zur Sprache kommt. „Ich bleibe bis zum Schluss“, sagt sie, die seit 60 Jahren hier an der Schwarzenberger Straße wohnt. „Das ist doch mein Zuhause.“

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Günter Loth hat bei Adler in Hamburg angerufen und bei Adler in Berlin. Er hat versucht in der Geschäftsstelle an der Beethovenstraße in Rheinhausen weiterzukommen und den Hausmeister eingeschaltet. Alles ohne Erfolg. Höhepunkt des ganzen Ärgernisses sei für ihn eine SMS gewesen, die er am 17. Oktober bekommen hat. „Wir freuen uns, Sie zu informieren, dass Ihre Anfrage abschließend bearbeitet wurde“, schreibt die Adler Group und verweist für weitere Fragen auf die im Hausflur angegebene Servicenummer. Diese hat Marion Loth zuletzt am 21. Dezember gewählt. Was die Adler-Mitarbeiterin der Schwägerin kurz vor Weihnachten am Telefon gesagt hat, das konnte sich selbst Marlies Biefang mit ihren 83 Jahren problemlos merken: „Wie immer, die haben gesagt, dass die das weiterleiten.“

Adler Group: Der Unternehmenssprecher war nicht erreichbar

Wie schwierig es sein kann, bei der Adler Group eine Auskunft zu bekommen, das haben auch wir bei der Recherche für diesen Artikel erfahren. Der Unternehmenssprecher war weder telefonisch erreichbar, noch hat er auf unsere E-Mails reagiert. Eine Abwesenheitsnotiz gab es nicht. Ein Mitarbeiter der Hamburger Service-Hotline des Unternehmens riet unserer Redaktion Folgendes: „Schreiben Sie doch einen Brief.“ Dann haben wir doch noch einen anderen Kontakt zur Pressestelle gefunden – und plötzlich ging alles ganz schnell.

Der Lastenaufzug im Treppenhaus in Duisburg-Rheinhausen funktioniert nach Angaben der Mieter schon seit fünf Jahren nicht mehr. Die Wohnungsgesellschaft „Adler Group“ hat das Geld für den Aufzug in den Nebenkosten von Marlies Biefang trotzdem abgebucht.
Der Lastenaufzug im Treppenhaus in Duisburg-Rheinhausen funktioniert nach Angaben der Mieter schon seit fünf Jahren nicht mehr. Die Wohnungsgesellschaft „Adler Group“ hat das Geld für den Aufzug in den Nebenkosten von Marlies Biefang trotzdem abgebucht. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Die Adler-Group schickte uns innerhalb von 48 Stunden auf unsere Anfrage eine schriftliche Erklärung zu dem Fall aus Rheinhausen. Bei der Bearbeitung des Rohrbruchs habe es Komplikationen gegeben. Für die Instandsetzung und Umrüstung auf eine Dusche seien umfangreiche Sanierungsarbeiten erforderlich, für die „ein temporärer Umzug der Mieterin“ nötig sei. Eine Ausweichwohnung könne in unmittelbarer Nachbarschaft zur Verfügung gestellt werden. Kosten und Organisation des Umzugs will Adler übernehmen. Auch eine Mietminderung von 30 Prozent bietet man Marlies Biefang jetzt an. Und selbst das Geld, das für den Lastenaufzug im Flur abgebucht wurde, obwohl dieser seit Jahren kaputt ist, will man den Mietern jetzt erstatten.

Ein konkreter Ansprechpartner bei der Adler Group für Rückfragen fehlt immer noch

All das hat die Wohnungsgesellschaft umgehend auch der 83-jährigen Seniorin am Telefon mitgeteilt. „Meine Schwägerin war völlig überfordert. Sie weiß nicht mal, mit wem sie da gesprochen hat“, berichtet Marion Loth. Viele Fragen hat die Familie jetzt noch. Wann soll der Umzug sein? In welchem Zustand ist die Ausweichwohnung? Gibt es dort auch Platz für das Pflegebett? Wie wird das alles organisiert? Und vor allem: Wie lange wird es dauern, bis Marlies Biefang wieder zurück kann in ihr Zuhause?

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Einen Ansprechpartner, mit dem Günter und Marlies Loth das weitere Vorgehen besprechen können, gibt es noch immer nicht. Vielleicht bekommen sie den Kontakt ja mit der angekündigten schriftlichen Bestätigung zugeschickt. Das würde dann zu dem passen, was die Adler Group auf ihrer Internetseite schreibt: „Es ist unsere Mission, das Leben unserer Mieter zu bereichern, indem wir Qualitätswohnungen anbieten, in denen sie lange wohnen wollen.“

>>> IMMER WIEDER GIBT ES IN DUISBURG PROBLEME IN WOHNUNGEN VON ADLER:

  • Kaputte Heizungen, Schimmel, Wasserrohrbrüche, Probleme mit der Stromversorgung – immer wieder melden sich in unserer Redaktion verzweifelte Mieter aus Wohnungen, die der „Adler Group“ gehören.
  • Überregional macht das Unternehmen, das nach eigenen Angaben zu den führenden Wohnungsgesellschaften in Deutschland gehört, aktuell vor allem Schlagzeilen mit seinen Finanzproblemen.
  • Tausende von Wohnungen soll der Konzern schon verkauft haben. Auf ihrer Internetseite präsentiert sich die Adler Group aktuell noch mit einem Besitz von 26.250 Wohneinheiten.