Duisburg. . In alten Bergwerksstollen der Zeche Walsum lagern tausende Tonnen Filterstaub und Asche aus Klärschlamm-Verbrennung. Laut Bezirksregierung Arnsberg droht keine Gefahr für das Grundwasser. Die Grünen Walsum und die SPD Rheinhausen sind jedoch skeptisch, ob keine Gefahr für Mensch und Natur besteht.

800 Meter unter dem Binsheimer Feld in Baerl liegt reichlich unschöner Abfall: Knapp 10.000 Tonnen feinkörnige Feststoffe, sogenannte „Flotationsberge“, dazu gut 1500 Tonnen Kraftwerksasche und 4390 Tonnen Filterstaub aus Müllverbrennungsanlagen wurden dort allein zwischen März 1993 und 1994 in stillgelegten Stollen der Zeche Walsum verfüllt.

Insgesamt liegen in diesen Stollen laut der Bezirksregierung Arnsberg 437.341 Tonnen „bergfremde Reststoffe“, davon 355.064 „besonders überwachungsbedürftige Reststoffe“, die nur im „vollständigen Einschluss“ gelagert werden dürfen.

2002 trat ein neues Abfallgesetz in Kraft, das diese Form der Sondermüll-Entsorgung nach einer Übergangsfrist bis März 2006 nicht mehr erlaubte. 2004 wurde der letzte Abfall in Walsum verfüllt.

Keine Gefahr für das Grundwasser?

Pikant: Das Binsheimer Feld ist Wasserschutzgebiet. Laut einem Bericht der Landesregierung vom September dieses Jahres zum „Zustand des Grund und Oberflächenwassers im Bereich von Steinkohlebergwerken, in denen bergfremde Abfälle eingesetzt wurden“, besteht aber keine Gefahr. Zum einen lägen die Grubenwasserstände „oberhalb des Niveaus, in dem die nach dem Prinzip des vollständigen Einschlusses verfüllten und verschlossenen Bruchhohlräume liegen“.

Zum anderen sorge dieser „vollständige Einschluss“ dafür, dass nichts ausgewaschen wird: Das Material wird, mit Wasser gemischt, über Rohrleitungen bündig in die Hohlräume gepumpt, wird durch den „Gebirgsdruck“ komprimiert und bildet, so die durch Probebohrungen gestützte Theorie, einen „wasserundurchlässigen Verschluss“.

„Wasserundurchlässiger Verschluss“

Die Grünen in der Bezirksvertretung Walsum machen sich trotzdem Sorgen über „Gefährdung für die Natur oder für die Menschen“ und fühlen sich mit der Antwort der Stadt auf eine entsprechende Anfrage nur unzureichend informiert. Vor allem die Frage, woher der dort verfüllte Abfall stammt und ob die Entsorgungswege lückenlos dokumentiert sind, sehen sie noch nicht als beantwortet an. Und die Rheinhauser SPD sorgt sich mittlerweile, ob gefährlicher Sondermüll wohl auch unter Rheinhauser Gebiet liegt.

Laut Bezirksregierung-Sprecher Werner Isermann wurde nur in drei nordrhein-westfälischen Zechen - neben Walsum noch Cosolidation in Gelsenkirchen und Monopol in Bergkamen - Sondermüll eingelagert. Die Stollen der Rheinhauser Zechen Mevissen und Diergardt sowie von Rheinpreußen in Homberg seien folglich nicht betroffen. Auch sei ausgeschlossen, dass belastetes Material über verbundene Schachtanlagen etwa in den Untergrund von Rheinhausen gelangt sein könnte: „Das liegt alles nördlich der A 42.“ Leicht erhöhte Blei, Kupfer- und Zink-Konzentrationen, die im Grubenwasser gemessen wurden, stünden nicht in Zusammenhang mit der Einlagerung: „Das ist normal bei Gesteins-Schichten, die nie Kontakt mit Wasser hatten. Da werden hauptsächlich Salze ausgewaschen, aber eben auch geringe Mengen an anderen Stoffen, darunter auch Schwermetalle.“

Auch der Bericht der Landesregierung kommt zum Ergebnis, diese erhöhten Werte sein „mit großer Wahrscheinlichkeit geogen bedingt“ und weist darauf hin, dass „diese Stoffe auch bei den Grubenwässern ohne Versatz auffällig sind“.