Hüttenheim. . Noch mehr Gift im Duisburger Boden: 144 Gärten im Stadtteil Hüttenheim sind mit dem Schwermetall Blei belastet. Jetzt droht erneut eine aufwändige Sanierung. Peinlich für die Stadt: Die Untersuchungsergebnisse liegen schon seit 1999 vor. Dass sich seitdem nichts tat, hat einen erschreckenden Grund.

Der Boden in Hüttenheim ist offensichtlich deutlich stärker mit Schwermetallen verseucht, als bislang bekannt. Zur bereits bekannten Cadmium-Belastung kommt jetzt auch Blei. Die Stadt will nun 144 Gärten näher untersuchen lassen. Wahrscheinlich muss der Boden aufwändig abgedeckt werden. Wenige hundert Meter weiter, in Wanheim, bereitet eine ähnliche Verseuchung Sorgen.

Bei Stichproben stellte sich heraus, dass im Norden von Hüttenheim im Schnitt 470 Milligramm Blei pro Kilogramm Boden zu finden sind. Damit ist ein unterer Grenzwert, der bei 400 Milligramm liegt, überschritten – Anlass zum Handeln. Echte Grenzwerte gibt es aber nicht. Die Behörden haben diese so genannten Maßnahmenwerte in einem komplizierten Verfahren selbst festgelegt. Ein weiterer und höherer Grenzwert liegt bei 950 Milligramm. Die Wanheimer und die Hüttenheimer Verseuchung stehen wohl im Zusammenhang. Ein Verursacher – wohl ein Betrieb – lässt sich nicht mehr ausmachen.

Hauseigentümer brachte Schwung in die Sache

Man hätte schon längst etwas unternehmen können. Denn die gemessenen Werte stammen von 1999 und wurden damals vom Landesumweltamt erhoben, verschwanden dann aber in der Versenkung. Dass sich 14 Jahre lang nichts tat, sei „kein Ruhmesblatt“, sagt Umweltamtsleiter Andreas von der Heydt. Offensichtlich hatte damals jemand vergessen, die Zahlen in eine neue digitale Bodenbelastungskarte zu übertragen. Jahrelang fand sich darin für Hüttenheim nur ein einziger Wert, der auch noch unauffällig war.

Dass sich jetzt etwas tut, ist nur einem Hauseigentümer zu verdanken. Dieser hatte den Boden in seinem Garten auf eigene Kappe untersuchen lassen und die Verantwortlichen bei der Stadt mit den Ergebnissen konfrontiert. „Wir sind äußerst dankbar dafür“, sagt Umweltamts-Mitarbeiter Christof Ibels.

„Wir werden Nachuntersuchungen machen“, kündigt von der Heydt an. Die 144 betroffenen Hauseigentümer seien schon angeschrieben worden. Bestätigen sich die Werte von 1999, dann müssen wohl Bereiche mit sauberem Boden abgedeckt werden. Denkbar sind auch so dichte Bepflanzungen, dass niemand in Kontakt mit verseuchtem Boden kommen kann. Die Kosten seien noch nicht abzusehen.

Gefahr für spielende Kinder

Die große Gefahr bei der Bleibelastung ist, dass spielende Kinder Bleirückstände über den Mund aufnehmen, indem sie ihre Finger ab­lecken. Blei reichert sich im Körper an und führt zu Vergiftungen, schädigt Nerven und Muskeln. Bei Cadmium sei die Gefahr größer, es über Gemüse aufzunehmen.

Hat die Stadt die Anwohner 14 Jahre lang unnötig der Blei-Gefahr ausgesetzt? „Wir haben schon 2002 ganz konkrete Verhaltensmaßnahmen herausgegeben“, sagt von der Heydt. Nur sei man noch davon ausgegangen, dass man vor allem vor Cadmium warnt.