Duisburg-Rheinhausen. . Die Nachfrage nach Ganztagsplätzen für Grundschul-Kinder in Rheinhausen-Mitte ist größer als das Angebot: Die Beethovenschule, einzigeansässige Grundschule mit Ganztagsangebot, muss 75 Kinder ablehnen. Und die Nachfrage wird sich wohl erhöhen.
Zwei Bundes- und zwei Landesministerinnen, den OB, den Bezirksbürgermeister und das Schulverwaltungsamt hat Nora Kosch angeschrieben, gebracht hat es bisher nichts. Kosch ist Vorsitzende der Schulpflegschaft und des Fördervereins der Grundschule an der Beethovenstraße. Und dort platzt der Ganztag inzwischen aus allen Nähten.
Über drei Gruppen mit 75 Plätzen verfügt die Schule für die Betreuung am Nachmittag. In der Anmeldephase für das neue Schuljahr gab es vielen Eltern aber lange Gesichter: Die Plätze reichen bei weitem nicht, die Nachfrage im Umkreis der Schule ist doppelt so hoch wie das Angebot.
Großer Unmut bei den Eltern
Insgesamt 162 Kinder wollten den Ganztag besuchen, darunter 47 Erstklässler. Immer noch liegen 130 feste Anmeldungen vor. Mit 87 Kindern ist die Kapazitätsgrenze aber absolut ausgereizt. Insgesamt musste die Schule 75 Kinder ablehnen. Nur 15 der 76 Erstklässler erhalten einen Ganztagsplatz, weil nur 15 Viertklässler den Ganztag verlassen. „Das sorgt für großen Unmut in der Elternschaft“, sagt Nora Kosch.
Eine vierte Gruppe lehnt die Stadt ab, obwohl die Schule über die Räume verfügt. Schule und Trägerverein würden auf die Mittel zur Erstausstattung verzichten und eine komplette Ganztagsklasse einrichten, der Klassenraum könnte am Nachmittag damit auch zur Betreuung dienen. Doch auch das sei laut Stadt nicht möglich: Der Eigenanteil pro Kind sei bei der Haushaltslage einfach nicht zu finanzieren. Die Hoffnung hat der Förderverein aber noch nicht aufgegeben. Kosch: „Die Stadt kann immer noch eine weitere Gruppe einrichten.“
4675 Kinder an 62 Grundschulen
Die Stadt hatte zu der aktuellen Situation erst vor zwei Monaten ein ausführliches Papier vorgelegt. 62 von 86 Grundschulen in Duisburg bieten den Ganztag an, den derzeit 4675 Kinder nutzen. Nach Abzug aller Fördermittel und Elternbeiträgen bleibt für die Stadt ein Eigenteil von 111 Euro pro Kind. Duisburg stellt 26 Prozent aller Schüler einen Platz im Offenen Ganztag zur Verfügung und erfüllt damit die vom Land geforderte Quote von 25 Prozent. Aber wie die Stadt in dem Papier selbst schreibt: „Der tatsächliche Bedarf ist sehr wahrscheinlich aber noch lange nicht abgedeckt.“
Doch wie kommt es, dass ausgerechnet an der Beethovenstraße die Nachfrage nach dem Unterricht bis 16 Uhr so hoch ist? „Immer mehr Eltern sind darauf angewiesen, dass beide Elternteile arbeiten gehen. Zudem gibt es immer mehr Alleinerziehende“, sagt Nora Kosch. „Und die Kinder mit Migrationshintergrund, die mehr Förderung brauchen, nehmen auch zu.“ Der Anteil ist an der Schule hoch: Von den 76 Erstklässlern sind 58 Migranten, von denen 45 keinen deutschen Pass haben.
Nachfrage dürfte steigen
Zudem ist die Schule an der Beethovenstraße die einzige in Rheinhausen-Mitte, die den Ganztag anbietet, und für die nah gelegene Schule an der Werthauser Straße ist die Schließung besiegelt. Die Nachfrage dürfte sich also noch erhöhen.
„Das Problem ist in der Tat, dass im Zentralbereich von Rheinhausen die Schule an der Beethovenstraße die einzige mit Ganztag ist“, sagte Dietmar Strüh von der Bildungsholding gestern der Redaktion. „Wir haben damals gesagt, jetzt ist die Chance, sich für den Ganztag zu bewerben. Einige Schulen haben den Sprung verpasst.“ Das Förderprogramm des Landes gibt es inzwischen nicht mehr. Grundschulen, die derzeit keinen Ganztag haben, werden ihn in absehbarer Zeit auch nicht bekommen. Ähnlich sieht es mit der Ausweitung der Plätze und neuen Gruppen aus. Die Beethovenstraße sei kein Einzelfall, stadtweit ist die Nachfrage größer als das Angebot. „Wir würden den Ganztag gerne flächendeckend und qualitativ ausbauen“, sagt Strüh. „Doch selbst wenn wir könnten, dürften wir nicht, weil wir unter der Aufsicht der Genehmigungsbehörde stehen.“
Hoffen auf die Landesregierung
Für die Rheinhauser Grundschule bleibt die gleiche Hoffnung, mit der die Stadt auch ihren 13-seitigen Bericht beendet: „Es bleibt zu hoffen, dass der im Koalitionsvertrag der neuen Landesregierung angekündigte Ausbau des offenen Ganztages auch für Duisburg neue Möglichkeiten eröffnet“.
Ihre Briefe an die Ministerinnen und Landtagsabgeordnete hat Nora Kosch daher an die richtige Adresse geschickt.