Duisburg-Rheinhausen. Gewerkschaft und Vereine luden zu einem Informationsrundgang über den Deich in Rheinhausen ein. Warum die Teilnehmer gegen die Osttangente sind.
Bei eiskaltem Märzwind trafen sich am Sonntag vor dem Ruderclub an der Fährstraße die Gegner der Osttangente in Rheinhausen. Über 200 – zum Teil lärmgebeutelte – Menschen versammelten sich zu einem Rundgang über den Deich. „Wir brauchen eine radikale Wende der Verkehrspolitik“, forderte Karl Vöhrenger von der Umweltgewerkschaft und erhielt viel Unterstützung anderer Gruppen. Gegner ganz unterschiedlicher Organisationen brachten handfeste Argumente gegen das Projekt.
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Seitdem die Machbarkeitsstudie öffentlich wurde, ist ein heftiger Streit in der Gesellschaft über die Verlängerung der Straße entbrannt, die von der Brücke der Solidarität zur A-40-Auffahrt Homberg führen soll. Das Ziel: Rheinhausen und Hochfeld sollen vom Lkw-Verkehr entlastet werden. „Die Studie war ja lange Zeit das absolute Staatsgeheimnis“, sagt Michael Kantel vom Aktionsbündnis verständnislos.
Mehrheit im Duisburger Rat hat sich für die Osttangente in Rheinhausen ausgesprochen
Klar ist mittlerweile, dass sich eine CDU/SPD Mehrheit im Rat für die Osttangente ausgesprochen hat. Aber, SPD-Parteichef Mahmut Özdemir stellte klar: „Wir wollen dieses Projekt nur, wenn wir eine ausgewogene Balance von Wirtschaft und Umwelt erreichen, und die Mehrheit der Duisburger dies befürwortet.“ Dass das nicht so einfach sein wird, wurde am Sonntag klar. Denn, wie mit diesem Projekt mitten durch die wertvollen Rheinauen und das Naturschutzgebiet Werthauser Wardt eine ausgewogene Balance von Wirtschaft und Natur erreicht werden soll, ist den Umweltverbänden ein absolutes Rätsel.
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„Es soll eine maximale Entlastung von 2,1 Prozent aller auf Logport erfassten Lkw-Fahrten über ungewünschte Routen geben“, erklärt Kantel. Wie man dann ein solch’ gigantisches Projekt überhaupt in Angriff nehmen könne und sich schon Ende März für weitere Planungskosten von 600.000 Euro entscheiden will, gehe ihm nicht in den Kopf. „Wir waren schon früher gegen die gesamte Planung. Aber es ist die erste Scheibe der Salami, es wird keine Entlastung für Hochfeld geben, das ist sicher“, sagte Claudia Leiße von den Grünen.
Osttangente in Rheinhausen: Was wird aus der Radtrasse?
Thema war bei den Diskussionen auf dem Deich auch, dass die Radtrasse ja vor Jahren mit öffentlichen Mitteln hergestellt wurde. Ob man jetzt einfach eine große Straße daraus machen könne, sei zu prüfen. Deutlich wurde auch, dass man viel mehr Platz brauchen werde als nur circa 20 Meter, um so eine Straße zu bauen. Der Eingriff in die Natur werde erheblich größer ausfallen. Und noch ein ganz gravierender Punkt wurde diskutiert. Die Trasse führt direkt an der Halde vorbei, die vor Jahrzehnten von Krupp dort aufgeschüttet wurde. „Ich möchte mir gar nicht vorstellen, was passiert, wenn die Halde mit dem alten Material aufgemacht werden muss. Was dann dort zutage kommen wird, wird definitiv schaurig sein“, erklärte Claudia Leiße.
Außerdem machte sie darauf aufmerksam, dass der Radweg, der weiter in Richtung Rhein neu gebaut werden müsste, definitiv zweimal im Jahr durch Hochwasser überhaupt nicht zu benutzen sei. „Und mittlerweile sprechen wir ja nicht mehr vom Jahrhundert-Hochwasser, sondern Fachleute gehen schon jetzt vom kommenden Jahrtausend-Hochwasser aus. Wie soll da Sicherheit gewährleistet sein“, fragt sie.
Rheinhauser Bündnis „Saubere Luft“: Rheindeich ist in diesem Bereich kein Deich
Ulrich Scharfenort, Vorsitzender des Rheinhauser Bündnis „Saubere Luft“ wies darauf hin, dass der Rheindeich im ersten Teil zwischen Fährstraße und Pumpenhaus an der Rheingasse gar kein Deich ist. „Es ist nur eine Aufschüttung, denn ein Deich muss absolut dicht gegen Wasser und Unterspülung sein, damit er bei Hochwasser hält“, sagt er. Für Deiche gibt es ganz besondere Vorschriften und die sind im ersten Abschnitt definitiv nicht gegeben.
„Es handelt sich hier eindeutig nur um eine lose Aufschüttung, die bei Hochwasser unterspült und weggeschwemmt werden kann.“ Es gebe ganz strenge Vorschriften für Deiche. Unter anderem sei aus Sicherheitsgründen festgelegt, dass es keine Bepflanzung oder grünen Wuchs geben dürfe - eben genau aus dem Grund der Standfestigkeit. Was man aber sehe, sei eine Begrünung durch Gras und Bäume. „Mit einem Deich hat das nichts zu tun.“
>>> OSTTANGENTE: GEGNER WOLLEN SICH ZUSAMMENSCHLIEßEN
- Die Gegner der Osttangente wollen erheblich schlagkräftiger werden, um mit ihren Argumenten gehört zu werden. Aus dem Grunde wollen sich die unterschiedlichen Organisationen in dieser Woche zusammensetzen und sich zu einem großen Bündnis zusammenschließen.
- „Wir brauchen den Widerstand von unten“, sagt Claudia Leiße von den Grünen. Es geht den meisten Gegnern nicht nur darum, wertvolle Natur vor der Zerstörung zu bewahren. Sehr viele bezweifeln auch den Effekt einer Entlastung der Bürger vom Lkw-Verkehr. Was man brauche, seien intelligentere Verkehrskonzepte, die die lärmgeplagten Bürger schützen und entlasten. Genau das sei Aufgabe der Politik.