Duisburg. Heiße Diskussion um die Osttangente: In der Rheinhauser Politik sehen einige in der Trasse die Lösung, andere wollen Alternativen entwickeln.
Im möglichen Weiterbau der Osttangente zwischen Brücke der Solidarität und A-40-Anschluss Homberg sehen Rheinhauser Bezirkspolitiker eine Chance, die Wohngebiete in Rheinhausen und Hochfeld vom Schwerverkehr zu entlasten. Während die Fraktionssprecher der GroKo in der Bezirksvertretung Rheinhausen, Mehmet Aslan (SPD) und Ferdi Seidelt (CDU), sich vehement für den Bau der Straße (Kostenschätzung: rund 20 Millionen Euro) auf der Trasse des Rad- und Wanderwegs in der Rheinaue aussprechen, äußern sich die Vorsitzenden von SPD-Ortsverein und SPD-Bezirksverband, Dirk Smaczny und Marcus Mellenthin, deutlich zurückhaltender.
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Die Süd-Tangente zur A 57 und die Osttangente seien „zusammen das Nonplusultra für ein gedeihliches Miteinander von Bevölkerung, Logistik und Natur“, schreiben Aslan und Seidelt in einer gemeinsamen Erklärung. „Alle Untersuchungen sind zum Ergebnis gekommen, dass der Bau auf jeden Fall machbar ist“, lautet ihre Lesart der Machbarkeitsstudie der Duisburger Infrastrukturgesellschaft (DIG), die am Montag erstmals im Rat diskutiert wird.
Fraktionssprecher von SPD und CDU: Umweltverträglichkeit ist ebenfalls möglich
Obwohl eine Umweltverträglichkeitsprüfung noch aussteht, stellen Seidelt und Aslan fest: „Die Umweltverträglichkeit ist ebenfalls möglich, hier gibt es eine Fülle an Instrumenten, die im Einklang mit der Natur den ökologischen Eingriff minimiert.“ SPD und CDU, so kündigen sie an, „werden in der Abwägung zwischen der Schutzbedürftigkeit Tausender Bürger und einer unberührten Natur auch aus sozialpolitischen Gründen Kurs halten.“
Fast 800 von 1000 so genannten täglichen „Fehlfahrten“ von Fahrzeugen, die vom Logport I kamen, wurden nicht an den Rheinhauser Kontrollpunkten Jägerstraße, Flutweg, Fr.-Ebert-Str. und Moerser Straße gezählt, sondern auf der Rheinhauser Straße in Hochfeld – von dort aus rollen viele weiter über die Karl-Jarres-Straße und Düsseldorfer Straße zum A-59-Anschluss Hochfeld. „Das bedeutet, dass Rheinhausen auf Kosten von Hochfeld lebt“, schlussfolgern die Fraktionssprecher: „Ziel muss sein, Logport 1 von der Brücke der Solidarität abzubinden. Auch dafür brauchen wir die Osttangente.“
Rheinhauser SPD-Parteispitze: Erheblicher Informations- und Diskussionsbedarf
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„Wir sehen zwar in der Osttangente eine Chance, sind aber nicht bereit, für eine solche Straße jeden Preis zu bezahlen“, so Dirk Smaczny und Marcus Mellenthin in ihrem gemeinsamen Statement. Die Ergebnisse der Studie schlügen „hohe Wellen“ in der Rheinhauser SPD, es gebe „erheblichen Informations- und Diskussionsbedarf an der Parteibasis“, sagt Smaczny. Die alleinige Abwicklung des Logport-Verkehrs über die Südtangente (L473N) sei kaum möglich, verkehrslenkende Maßnahmen für die Wohngebiete ohne Kontrollen und Sanktionen unwirksam.
SPD: Notwendigkeit einer zweiten Anbindung ist unbestritten
Auch weil Gaterweg-Brücke und Brücke der Solidarität absehbar neu gebaut werden müssen, sei die Notwendigkeit einer zweiten Anbindung in der SPD unbestritten. Weil es aber auch Vorbehalte gegen die Osttangente gebe, werde sich die Rheinhauser SPD „intensiv Gedanken über verträglichere Lösungen machen, die beide Schutzziele – also die Entlastung der Bürgerschaft von Lkw-Lärm einerseits und den Schutz von Natur und Freizeitraum andererseits – angemessener berücksichtigen als das, was uns bisher vorgestellt wurde“, kündigt Marcus Mellenthin an.
FRAKTIONEN: ZWISCHEN LOGISTIK, JOBS, GESUNDHEIT UND UMWELT ABWÄGEN
- Das Verkehrsproblem sei „ganzheitlich“ zu beurteilen, sagen die Rheinhauser Fraktionssprecher von CDU und SPD. Es gelte abzuwägen zwischen der Versorgungsfunktion der Logistik und ihren Arbeitsplätzen, dem Schutz der Gesundheit der Bürger und dem Respekt vor der Umwelt.
- Die Gegner der Osttangente wehren sich vehement gegen den Straßenbau. Die Entlastungswirkung der Trasse durch das Landschaftsschutzgebiet sei vergleichsweise gering, der Preis zu hoch, um dafür die Natur zu opfern. Der BUND hat bereits angekündigt, gegen das Vorhaben zu klagen.
- Klar ist ohnehin: Kurzfristig wird der Weiterbau der Trasse keine Lösung bringen. Zwei Jahre werden für die Planung ins Land gehen, zwei weitere für das Planfeststellungsverfahren und die Baubeschlüsse, auf rund 15 Monate beziffert die DIG die Bauzeit. Klagen könnten den Bau um Jahre verzögern.