Duisburg. Nach Veröffentlichung der Machbarkeitsstudie ist in Duisburg der Streit um die Osttangente voll entbrannt. Das sind die Argumente der Lager.

Kaum ist die Machbarkeitsstudie der Duisburger Infrastrukturgesellschaft (DIG) öffentlich, da entbrennt der Streit um die umstrittene Verlängerung der Straße, die entlang des Rheinhauser Rheinufers von der Brücke der Solidarität zur A-40-Auffahrt Homberg führen soll (wir berichteten). Es droht ein jahrelanger Rechtsstreit um das Projekt, dass Rheinhausen und Hochfeld vom Lkw-Verkehr entlasten soll. „Der BUND wird sich mit allen Mitteln gegen die Verlängerung wehren“, kündigt Kerstin Ciesla, Vorsitzende des Naturschutzverbandes in Duisburg an.

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Im Rat der Stadt, der am 14. Februar in erster Lesung über weitere Planungskosten in Höhe von 600.000 Euro entscheiden soll, steht derweil aber eine SPD/CDU-Mehrheit für die Osttangente. „Die Studie hat ergeben, dass sie die Bürgerinnen und Bürger von Lkw-Verkehren entlastet. Deshalb wollen wir die Planung weiter vorantreiben“, so SPD-Fraktionschef Bruno Sagurna. Der SPD sei aber wichtig, „dass alle Belange mit den Beteiligten sachgerecht abgewogen werden.“ Die Fraktion werde auch weiteren Planungskosten in Höhe von drei Millionen Euro zustimmen, um die Voraussetzungen für das erforderliche Planfeststellungsverfahren für die Straße zu schaffen.

SPD: Mehrheit der Duisburger muss das Projekt befürworten

Für die Osttangente: Die Fraktionschefs Thomas Mahlberg (CDU) und  Bruno Sagurna (SPD, r.) wollen die Planung fortsetzen.
Für die Osttangente: Die Fraktionschefs Thomas Mahlberg (CDU) und Bruno Sagurna (SPD, r.) wollen die Planung fortsetzen. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

„Wir wollen dieses Projekt nur, wenn wir eine ausgewogene Balance von Wirtschaft und Umwelt erreichen und die Mehrheit der Duisburger dies befürwortet“, sagt SPD-Parteichef Mahmut Özdemir. Man werde „die kommenden Wochen nutzen, um alle in den weiteren Planungsprozess miteinzubinden“, so der Bundestagsabgeordnete.

Die Osttangente sei „die beste Lösung um Hochfeld, das Marientor und Rheinhausen nachhaltig vom Lkw-Verkehr zu entlasten“, sagt auch Thomas Mahlberg. „Ökologische Aspekte sind mit Bedacht abzuklären, aber es macht Sinn, die Planungen zu vertiefen“, so der CDU-Fraktionschef. Bis zum Bau der Straße müssten aber andere Maßnahmen konsequent angewendet werden, um die „Fehlverkehre“ kurzfristig zu minimieren.

Grüne: Massiver Eingriff in ein Naturschutz- und Vogelbrut-Gebiet

Keine Lösung für die Problem: Die Grünen-FraktionssprecherAnna von Spiczak und Felix Lütke sind gegen die Trasse.
Keine Lösung für die Problem: Die Grünen-FraktionssprecherAnna von Spiczak und Felix Lütke sind gegen die Trasse. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Gegen die Osttangente sind die Grünen. „Sie bedeutet einen massiven Eingriff in das Naturschutzgebiet Werthauser Wardt und ist daher aus naturschutzfachlichen Gründen abzulehnen“, so die Fraktionsvorsitzenden Anna von Spiczak und Felix Lütke. Eine der letzten großen zusammenhängenden Duisburger Grün- und Naherholungsflächen, die zudem ein bedeutendes Vogelbrutgebiet sei, werde „pünktlich zur IGA 2027 mit einer massiven Lkw-Trasse zubetoniert.“

Eine verlängerte Tangente bringt den Menschen in Rheinhausen „maximal eine geringe Verbesserung“, so Lütke. „Tatsächlich leidet Rheinhausen unter dem Ziel- und Quellverkehr, also Fahrten die in Rheinhausen beginnen und enden. Daran wird auch eine Osttangente nichts ändern. Ziel muss sein, diese Ströme durch verkehrspolitische Maßnahmen zu reduzieren.“

BUND: BESSER IN KLIMASCHUTZ ALS IN STRASSENBAU INVESTIEREN

  • Es sei „Irrsinn“, die Planung fortzusetzen, kritisiert Kerstin Ciesla (BUND). Die Machbarkeitsstudie der DIG kläre nicht, ob die Verlängerung der Osttangente überhaupt zu einer Entlastung der Rheinhauser Wohngebiete führen werde. Vielmehr werde die stärkste Entlastung für die L 473 prognostiziert – eben jene Straße, die ausgebaut wurde, um den Schwerverkehr vom Logport Richtung A 57 zu führen.
  • Auch die Verwaltung lasse in ihrem Bericht viele Zweifel an der Sinnhaftigkeit der Planung durchblicken, glaubt Ciesla. „Im Ergebnis führen maximal 2,1 Prozent aller auf Logport erfassten Lkw-Fahrten über ungewünschte Routen. Die Osttangente ist keine Lösung der Probleme. Es wäre besser, in ein kurzfristig wirksames Verkehrskonzept, statt in solche Uralt-Ideen zu investieren.“