Duisburg-Süd. SPD-Frau Bärbel Bas fordert anlässlich des Weltgesundheitstages strengere Hygienevorschriften und mehr Sorgfalt bei der Vergabe von Antibiotika. Beides hilft, die Infektion mit MRSA einzudämmen. Unterstützung erhält sie von Duisburger Betroffenen.
Heute ist Weltgesundheitstag. Zentrales Thema in diesem Jahr: die globale Bekämpfung von Antibiotika-Resistenzen. Stichwort MRSA, multiresistente Keime, die tödliche Blutvergiftungen hervorrufen können, und gegen die die meisten Antibiotika machtlos sind.
Die SPD-Bundestagsabgeordnete Bärbel Bas (SPD), die auch den Duisburger Süden vertritt, nimmt das Datum zum Anlass, für ein verbessertes, bundesweit einheitliches Infektionsschutzgesetz einzutreten. Ihre Kernforderungen: strengere Hygienevorschriften und mehr Sorgfalt bei der Vergabe von Antibiotika. Beides hilft, MRSA einzudämmen.
"Bei lebendigem Leibe verfault"
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Diese Forderungen kann Dagmar Tysiak nur unterstreichen. Ihr Mann Paul ist 2007 an den Folgen einer Infektion mit dem Krankenhauskeim MRSA (methicillin-resistenter Staphylococcus aureus) im Bethesda-Krankenhaus gestorben. „Mein Mann ist elend eingegangen. Er ist bei lebendigem Leibe verfault”.
Der MRSA-Keim kann bei geschwächten Menschen schwere Infektionen hervorrufen, gegen die Antibiotika machtlos sind. Dabei könnte schon gründliche Händehygiene die Ausbreitung von MRSA eindämmen helfen.
400 000 bis 600 000 infizierte Patienten jährlich
Bärbel Bas nennt Zahlen. In deutschen Krankenhäusern werden jährlich rund 18 Millionen Kranke behandelt. Etwa 400 000 bis 600 000 Patienten infizieren sich dabei mit multiresistenten Erregern und bis zu 15 000 Menschen sterben daran. „Diese Zahlen wiegen umso schlimmer, weil Krankenhausinfektionen durch Hygienemaßnahmen vermieden werden können“, so Bärbel Bas.
Auch die Antibiotika selbst leisten der Entstehung und Verbreitung von MRSA-Bakterien Vorschub. Genauer ihr unnötiger Einsatz in der Human- und Veterinärmedizin, die falsche Dosierung, eine zu kurze oder zu lange Einnahme.
MRSA-Infektionen in den Niederlanden bei nur zwei Prozent
Bärbel Bas, die vor ihrer Zeit als Berufspolitikerin bei einer Krankenkasse beschäftigt war, fordert Eingangsscreenings, also systematische Tests, wenn Risikopatienten stationär aufgenommen werden. Zu Risikopatienten zählen Menschen mit chronischen Wunden oder liegendem Katheter und solche, die vor kurzem mit Antibiotika behandelt wurden oder im Krankenhaus lagen.
In den Niederlanden hält man dank einer konsequenten Vorbeugung den Anteil der MRSA-Infektionen bei zwei Prozent. Im Nachbarland werden neu aufgenommene Patienten getestet und solange isoliert, bis das Ergebnis vorliegt. Sowohl das Personal als auch Besucher dürfen das Krankenzimmer nur betreten, wenn sie Mundschutz, Kittel und Handschuhen anziehen.
Über MRSA informieren als Lebensaufgabe
Eine sinnvolle Vorbeugung, wie Dagmar Tysiak meint. Sie hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, über MRSA zu informieren und anderen Betroffene, die einen ihnen nahe stehenden Menschen durch die Infektion verloren haben, beizustehen. Dazu hat sie die „Selbsthilfegruppe der Angehörigen von Infektionsopfern“ gegründet. „Ich hab’ meinem Mann auf dem Totenbett versprochen, alles dagegen zu unternehmen“.
Zur Zeit gehören 19 Betroffene zu dieser Gruppe, unter anderem Ingeborg Henz aus Großenbaum. Die Witwe ist davon überzeugt, dass ihr Mann ohne MRSA noch leben könnte.