Wattenscheid. . Das Martin-Luther-Krankenhaus (MLK) nimmt mit der Teilnahme an der “Aktion Saubere Hände“ den Kampf gegen so genannte Krankenhaus-Keime auf. Denn haben sich die multi-resistenten Keime einmal eingenistet, stehen Kliniken vor großen Problemen.

Sie heißen MRSA, ESBL oder VRE. Haben sich diese multi-resistenten Keime einmal eingenistet, stellen sie Kliniken vor große Probleme. Das Martin-Luther-Krankenhaus geht deshalb mit der Teilnahme an der „Aktion saubere Hände“ in die Offensive.

Marion Riedel ist Leiterin der Intensivstation am MLK. Wenn es „an den Patienten geht“, sind Handschuhe und Mundschutz Pflicht. Foto: Thomas Schild / WAZ FotoPool
Marion Riedel ist Leiterin der Intensivstation am MLK. Wenn es „an den Patienten geht“, sind Handschuhe und Mundschutz Pflicht. Foto: Thomas Schild / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool

Noch kann man den Spender mit Hand-Desinfektionsmittel im Eingangsbereich der Klinik leicht übersehen. Wohlgemerkt: noch. „Wir lassen dafür eine Konstruktion bauen, die auffällt, an die man auch Info-Poster zur Hand-Desinfektion anbringen kann“, kündigt Pflegedienstleiterin Petra Sonnenschein an. In jeder Etage soll bald eine solche Konstruktion stehen – neben den ohnehin schon vorhandenen Spendern am Eingang jeder Station.

"Desinfektionsmittel zum Menschen bringen"

Der neuralgische Punkt, das weiß Petra Sonnenschein, ist der Besucher. „Viele sehen die Notwendigkeit nicht. Weil man schlecht die Menschen zum Desinfektionsmittel bekommt, muss man das Desinfektionsmittel zum Menschen bringen.“ Und man müsse die Besucher darauf aufmerksam machen, dass sie mit einer Erkältung, Unwohlsein oder gar Durchfall besser auf einen Krankenbesuch verzichten – oder zumindest neben der Handdesinfektion um einen Mundschutz bitten.

Doch nicht nur die Besucher, auch Ärzte und Pflegepersonal werden regelmäßig zum Thema „Hygiene“ geschult. Dafür ist im Martin-Luther-Krankenhaus seit einem guten Jahr Hygienefachkraft Elke Voss zuständig: Sie erstellt außerdem Hygiene- und Desinfektionspläne, organisiert Begehungen in Stationen und Fachabteilungen oder begleitet bei hygienerelevanten Arbeitsabläufen. „Hygiene ist ein Thema, das immer wieder ins Bewusstsein der Mitarbeiter gerückt werden muss“, weiß Elke Voss. So gibt es für die Mitarbeiter in der Pflege jährlich bis zu fünf Infoveranstaltungen zu bestimmten Bakterienstämmen und bis zu fünf Fortbildungen zur persönlichen Hygiene.

Spender zur Handdesinfektion hängen am Eingang zu jeder Station. Foto: Thomas Schild / WAZ FotoPool
Spender zur Handdesinfektion hängen am Eingang zu jeder Station. Foto: Thomas Schild / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool

Strenge Vorschriften

Persönliche Hygiene? „Ja“, sagt Pflegedienstleiterin Petra Sonnenschein, „denn es geht neben dem Patientenschutz auch immer um Eigenschutz – und auch um den Schutz der eigenen Angehörigen.“ Um den zu gewährleisten, hat sie strenge Vorschriften erlassen: Unterarmschmuck wie Kettchen oder Armbanduhr ist im Dienst ebenso verboten wie Ringe, aufgeklebte Fingernägel mit Strass-Steinchen oder lange Ohrringe.

Ebenfalls ein Tabu sind lange Ärmel, die unter der Dienstkleidung hervorgucken oder die gerade angesagten Justin-Bieber-Frisuren mit überlangem Pony – denn alle können in Kontakt mit Wunden oder Exkrementen kommen und sind damit auch Keimquellen, die nach Hause getragen werden. Da kennt die Pflegedienstleiterin kein Pardon: „Zivildienstleistende und Praktikanten schicke ich regelmäßig zum Friseur.“ Und Pflegekräfte, die gegen die Regeln verstoßen, kassieren seit kurzem statt einer Rüge direkt eine Abmahnung.

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Von DerWesten

Ältere Patienten gefährdet

Regelmäßig werden im Martin-Luther-Krankenhaus auch neue Patienten im Verdachtsfall auf multi-resistente Keime untersucht. „Vor allem ältere Patienten sind gefährdet, weil sie häufiger mit Antibiotika behandelt werden, Dauerkatheter oder Magensonden haben“, sagt Elke Voss, und Petra Sonnenschein ergänzt: „Wir geben hier lieber mehr Geld für Screenings aus, bevor wir plötzlich die Keime im Haus haben. Da sagen wir: Das ist gut investiertes Geld.“