Gelsenkirchen. Die Gelsenkirchener Krankenhäuser haben sich zusammengeschlossen, um gemeinsam gegen Infektionserkrankungen vorzugehen. Allein durch sogenannte MRSA-Keime erkranken jährlich ca. 120.000 Menschen. Ein Nasenabstrich soll jetzt Abhilfe schaffen.
Es ist offenbar eine echte Premiere in der Region: Erstmals ziehen in einer Großstadt beim Kampf gegen resistente Keime alle Krankenhäuser zum Wohle der Patienten an einem Strang. Mit Hilfe eines ganz einfachen Nasenabstrichs bei jedem stationär aufgenommenen Patienten soll in Gelsenkirchen künftig eine Übertragung des Methicillin-resistenten Bakteriums Staphylococcus aureus (MRSA) mit möglicherweise schlimmen Folgen für die Mitpatienten verhindert werden (die WAZ berichtete).
Was bereits vor wenigen Wochen beschlossen und verkündet wurde, ist jetzt umgesetzt worden. Die Geschäftsführer aller Gelsenkirchener Krankenhäuser haben auf Initiative des Referats Gesundheit im Rathaus Buer eine bislang wohl einmalige Vereinbarung über eine einheitliche Eingangsuntersuchung bei allen neu aufgenommenen Patienten unterzeichnet. Konkret bedeutet das jetzt: Mit einem Wattestäbchen wird bei allen Patienten ein Abstrich aus der Nase genommen. Das Analyse-Ergebnis kann bereits nach wenigen Stunden für einen gezielten Behandlungsplan herangezogen werden.
Kampf gegen multiresistente Keime
So war es bisher: Bislang wurden mögliche MRSA-Patienten im Krankenhaus erst einer detaillierten Diagnose unterzogen, wenn sie bestimmte Risikofaktoren (wie etwa offene Wunden) erfüllten. „Bei dem im letzten Jahr in den Gelsenkirchener Kliniken durchgeführten Prävalenzscreening zeigte sich, dass fast ein Viertel der MRSA-Träger durch das Raster fällt, weil es die Risikokriterien des Robert-Koch-Instituts nicht erfüllten“, berichtet Klaus Mika, der Leiter des Referats Gesundheit. Die Gelsenkirchener Kliniken hätten daraus nun die einzig richtige Konsequenz gezogen und untersuchen alle neuen Patienten auf multiresistente Keime. Mika: „Sie gehen damit, zum Wohle ihrer Patienten, deutlich über die gesetzlichen Forderungen hinaus.“
MRSA kann, wie mehrfach berichtet, bei Menschen schwere Infektionen verursachen. In Deutschland kommt es jährlich zu rund 120.000 Krankenhausinfektionen, die auch tödlich verlaufen können. Experten sind mittlerweile der Auffassung, dass rund 30 Prozent dieser sogenannten Krankenhausinfektionen vermieden werden können. Wichtig zu wissen, ist in diesem Fall auch: Gesunde Menschen können ebenfalls ohne Krankheitssymptome Träger der Keime sein.
"GEmeinsam gegen MRSA"
Vorbereitet wurde die Initiative der Gelsenkirchener Krankenhäuser im Netzwerk "GEmeinsam gegen MRSA“. Das setzt sich bekanntlich zusammen aus Vertretern aller Krankenhäuser in der Stadt, der Ärztekammer Westfalen-Lippe, der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe, der ambulanten und stationären Pflegedienste, der Rettungsdienste und Krankentransportunternehmen sowie des Hygiene-Instituts und des Referats Gesundheit der Stadt Gelsenkirchen.