Duisburg-Wedau. Die Geschichte der Kirche St. Joseph in Wedau geht am Sonntag mit der Entweihung zu Ende. Damit hat auch das Neubaugebiet 6-Seen-Wedau zu tun.
Am Sonntag wird im Rahmen eines Gottesdienstes die Wedauer St. Joseph-Kirche entwidmet. Danach macht die Kirche einem neuen Wohngebiet Platz. Wedaus Katholiken trauern.
Dass ihre St.-Joseph-Kirche auf der Streichliste des Bistums Essen stand, war schon seit längerem bekannt. Im Rahmen des Pfarreientwicklungsprozesses war es der Pfarrei St. Judas Thaddäus, zu deren Einzugsbereich zehn Kirchen im Duisburger Süden gehören, überlassen, wie vor Ort die Einsparmaßnahmen umgesetzt werden.
Kirche St. Joseph in Duisburg-Wedau sollte spätestens 2030 schließen
Bei der Vorgabe von 30 Prozent Einsparungen bis zum Jahr 2025 und 50 Prozent bis 2030 war klar, dass die Umsetzung zu Kirchenschließungen führen musste. Betroffen davon ist auch die Kirche St. Joseph, bei der man als spätesten Schließungstermin das Jahr 2030 genannt hatte.
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Jetzt ging alles schneller als gedacht, Grund: Die kirchennahe Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft hat das Grundstück samt Kirche erworben und wird dort eine Wohnsiedlung mit neun Reihenhäusern und sechs Doppelhaushälften errichten. Das bedeutet, dass bald Abrissbirne und Bagger anrücken, um die 1963 geweihte Kirche platt zu machen und das Grundstück für die Bebauung vorzubereiten.
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„Wir wussten das ja, aber dass es so schnell ging, hat uns schon überrascht“, erklärte Wolfgang Hill vom Ortsausschuss St. Joseph. Das liegt vielleicht auch daran, dass der engagierte Katholik – wie viele Gemeindemitglieder – sich in den Prozess „nicht richtig eingebunden“ fühlt. Hill organisierte seit vielen Jahren jeweils am Sonntag vor dem ersten Advent im Wedauer Pfarrheim eine gut besuchte und viel beachtete Krippenausstellung.
Krippenausstellung zieht von St. Joseph nach St. Raphael in Duisburg-Bissingheim
Die hat zum Glück eine neue Bleibe gefunden und wird in Zukunft im Pfarrsaal der Bissingheimer St. Raphael-Kirche zu sehen sein. In St. Raphael wird auch jeweils zur Adventszeit die große Krippe im Altarbereich aufgebaut werden, die viele Jahre den Gottesdiensten in der Wedauer Kirche in der Vorweihnachtszeit eine besondere Atmosphäre verlieh. Wolfgang Hill ist die Erleichterung anzumerken, dass die mehr als 30 Jahre alte Tradition mit dem Umzug nach Bissingheim aufrecht erhalten werden kann und die liebevoll ausgestalteten Krippen weiterhin präsentiert werden können.
Auch den Wedauer Gemeindemitgliedern wird die Möglichkeit geboten, künftig Gottesdienste in der Bissingheimer Partnerkirche zu besuchen. Heinrich Rotering von der Wedauer Gemeinde muss die Schließung seiner Heimatkirche erst noch verarbeiten, blickt aber trotz allem mit Zuversicht nach vorne: „So weh das auch tut, ich sehe eine gute Chance in der künftigen Zusammenarbeit mit Bissingheim, auch wenn die zeitlich begrenzt ist.“
Zeitlich begrenzt, weil im Mega-Wohnbau-Projekt 6-Seen-Wedau ein neuer kirchlicher Mittelpunkt entstehen soll, der nicht nur religiöse Heimat für die neuen Anwohner sein soll, sondern auch den Bissingheimer und Wedauer Gläubigen ein neues Zuhause bieten soll.
Langjähriger Pfarrer (90) fühlt sich bei Schließungsplänen übergangen
Dort wird auch der mittlerweile 90-jährige Pfarrer Werner Goeke zukünftig die Gottesdienste leiten. Mit der Vorgehensweise rund um den Beschluss der Kirchenschließung ist der Geistliche nicht einverstanden, fühlt sich schlicht übergangen: „Ich arbeite seit 20 Jahren in der Gemeinde, wurde in den Prozess nicht eingebunden. Da wurden Weichen gestellt, ohne dass man etwas davon wusste. Rechtlich kann der Kirchenvorstand so vorgehen, aber moralisch ist das verwerflich.“
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Werner Goeke wird am Sonntag nicht bei der Entwidmung von St. Joseph dabei sein: „Nein, das kann ich nicht, das wissen aber auch alle.“ Trotz aller Enttäuschung geht sein Blick in die Zukunft: „Wir werden neue Wege gehen, in kleineren Gruppen zusammenkommen. Damit beschäftige ich mich jetzt.“ An Ruhestand denkt Werner Goeke nicht: „Priester ist man sein Leben lang.“
>> DER ABSCHIEDSGOTTESDIENST VON ST. JOSEPH IN DUISBURG-WEDAU
- Der Abschiedsgottesdienst findet am Sonntag, 26. September, um 10 Uhr in der Kirche St. Joseph am Kalkweg statt. Die Messfeier wird von Generalvikar Klaus Pfeffer zelebriert.
- Die Heilige Messe wird auch auf dem YouTube-Kanal der Pfarrei übertragen.
- Alle Plätze in der Kirche stehen den Gottesdienstbesuchern zur Verfügung. Für die Teilnahme gilt die 3G-Regel (geimpft, genesen oder aktuell getestet). Die Besucher werden gebeten, die entsprechenden Nachweise mitzuführen.