Duisburg-Süd. . Ungelsheim, Serm, Wanheim, Wedau und Bissingheim sollen ihre katholischen Kirchen verlieren. Die Sermer wollen sich damit aber nicht abfinden.
Sechs von elf der katholischen Kirchen im Duisburger Süden werden bis zum Jahr 2025 beziehungsweise bis zum Jahr 2030 schließen. Grund für die Schließungen sind die stark sinkenden Mitgliederzahlen. Die demografische Entwicklung macht auch vor St. Judas Thaddäus-Pfarrgemeinde des Südens nicht halt. Nicht nur die Zahl der Katholiken ist erheblich zurückgegangen, auch immer weniger Menschen besuchen die Gottesdienste. 1980 gab es hier noch rund 38 000 Menschen katholischen Glaubens, die Prognose für das Jahr 2030 geht nur noch von 22 000 aus. Aber die Gotteshäuser sind teuer – also müssen einige schließen.
Nur fünf Kirchen im Süden bleiben erhalten
Weiter unterhalten werden die Kirchen St. Dionysius in Mündelheim, St. Franziskus in Großenbaum, St. Hubertus in Rahm, St. Judas Thaddäus in Buchholz und St. Peter und Paul in Huckingen, wie Pfarrer Roland Winkelmann erklärt. Weiter sagt er: „Was mit den zu schließenden Kirchen geschieht, wird in einem weiteren Prozess geklärt werden.“ Außerdem: „In einem ersten Prozess hat die Pfarrei erst einmal die Standorte benannt, die gehalten werden bzw. entfallen sollen. Nun wird es darum gehen, nach Lösungen zu suchen, wobei sich die Suche bis in die 2020er Jahre hineinziehen kann.“ Im Folgenden stellen wir Ihnen die Kirchen vor, die bald geschlossen werden sollen:
St. Stephanus schließt bis 2025
Die katholische Kirche St. Stephanus in Ungelsheim wurde 1957 gebaut – als die Siedlung Ungelsheim als Stadtteil Duisburgs offiziell noch gar nicht existierte. Benannt ist sie nach dem Heiligen Stephanus, dem ersten Märtyrer. Seit der Errichtung hat die Kirche Umbrüche und Umbauten erlebt. So gehörte sie erst zum Bistum Köln, dann jedoch zum Bistum Essen. Die vielen Umbauarbeiten im Gebäude sind der Kirche heute nicht mehr anzusehen. Heute strahlen Licht und Ruhe durch das Fenster, das die gesamte Südfront der Kirche einnimmt. Viele der gestalterischen Elemente, wie etwa die Buntglasfenster in der Wand stammen aus den 1980er Jahren. Bis 2025 soll die Kirche schließen.
Sermer wollen die Herz-Jesu-Kirche erhalten
Seit 91 Jahren gibt es Gottesdienste in der Herz-Jesu-Kirche in Serm: 1927 wurde die Kirche geweiht. Schlicht und dezent kommt es daher, das Gotteshaus. Zentrales Thema in der Kirche ist die Liebe. Der Name Herz Jesu spiegelt sich an fast jeder Stelle der Kirche wider. Vor allem fällt das blutende Herz Jesu auf, das leuchtend rot in einem Buntglasfenster prangt. Doch auch das Kreuz der Kirche greift das Leitmotiv des Herzens auf: Es hängt nicht wie in anderen Kirchen frei von der Decke, sondern verkündet von der Wand seine Botschaft; Verziert ist das von einem Krefelder Künstler gestaltete Kreuz mit einem großen Herzen. Bis 2025 soll die Kirche schließen. Allerdings wollen die Sermer versuchen, ihre Kirche selber zu tragen und so zu erhalten.
St. Suitbert bleibt noch bis 2025
Die Kirche St. Suitbert in Wanheim hat der Duisburger Süden der Industrialisierung zu verdanken: In deren Folge zogen Anfang des 20. Jahrhunderts viele Menschen aus Oberschlesien und der Eifel nach Wanheim. Diese vielen Gläubigen fanden schließlich nicht mehr alle Platz in der Wanheimerorter Kirche. Deren damaliger Pfarrer machte kurzen Prozess und kaufte 100 Morgen Land. So wurde 1907 die Kirche St. Suitbert geboren. Eine kleinen Schatz hütet der Altar der Kirche: Ein Knöchelchen des Heiligen Patronen der Kirche befindet dort in einem Schrein. Bis 2025 soll die Kirche schließen.
Schon seit Jahren geschlossen: St. Maria Himmelfahrt
Schon im Jahr 2008 wurde die letzte Messe in St. Maria Himmelfahrt gefeiert. Foto: Jürgen Metzendorf/Archiv St. Maria Himmelfahrt in Hüttenheim soll ebenfalls bis zum Jahr 2025 schließen. Allerdings feierte die Hüttenheimer Gemeinde bereits 2008 ihre letzte Messe. Die Kirche steht seitdem leer und wird nicht benutzt. Zuletzt gab es Ideen, die Kirche anderweitig zu nutzen oder umzubauen. Eine Senioreneinrichtung und ein Raum für Konzerte waren im Gespräch. Die Ideen wurden verworfen.
St. Joseph schließt bis 2030
Fünf Jahre länger erhalten bleiben, also bis 2030, soll die Kirche St. Joseph in Wedau. St. Joseph ist eine der letzten offenen Kirchen. Täglich ist St. Joseph geöffnet, von 9 bis 17 oder 18 Uhr. Künstlerisch hat sich dort unter anderem der Wedauer Hans Büning verewigt. Von ihm stammt der Bilderzyklus in der Seitenkapelle, der die sieben letzten Worte Jesu illustriert. Einen ganz besonderen Platz in der schlicht-schönen Kirche in Form des Gebetsorts gleich am Eingang der Kirche, Maria zur immerwährenden Hilfe heißt er.
St. Raphael schließt bis 2030
Hoch bis zur Decke ragen die Streben aus Stahlbeton in der Kirche St. Raphael in Bissingheim empor. 1931 wurden diese als erstes errichtet, erst später folgten Mauern und Fenster. Damals sorgte der Einsatz von Stahl für Wirbel: Die Arbeiten mussten oft unterbrochen werden – zu unerfahren war das Bauamt mit Stahl. Einfach und schlicht ist die Kirche gehalten, auch die Orgel: die Klingenhegel-Orgel aus den 50er Jahren besticht mit silbrigen Pfeifen, die einfach ohne jede Verzierung einfach in die Höhe ragen. Bis spätestens 2030 soll die Kirche der kleinen Gemeinde außer Betrieb genommen werden.