Duisburg-Wedau. .

In der katholischen Kirche St. Josef am Kalkweg 193 in Wedau ist eine Krippe mit handgeschnitzten Figuren in Lebensgröße aufgebaut. Die farbigen Figuren wirken durch den gezielten Einsatz von Geräuschkulissen geradezu real.

Eintauchen in eine andere Welt: Das kann man an der Krippe in der Katholischen Kirche St. Josef am Kalkweg 193 in Wedau. Allerdings muss man sich sputen, denn das Kunstwerk wird demnächst abgebaut. Guckt man sich die Krippe an, die dort aufgestellt wurde, hat sie ein ungeheueres Ausmaß: Sie ist circa neun Meter lang und fünf Meter breit. Und alles erinnert an Israel: Der weiße Sand, der Brunnen, selbst die Herberge ist realistisch nachgebaut.

von ungeheurer Schönheit

Das imposante Gebilde stellt eine andere Welt dar. Eine Welt, in der Jesus nicht in einem Stall liegt, sondern in einer Krippe in einer grauen Höhle. „Das soll an die Geburtskirche in Bethlehem erinnern“, so Werner Goeke, Pastor im Ruhestand, „unter der Kirche ist eine Grotte, da sind noch die Felswände, da kann man den Boden von Bethlehem anfassen und darüber wölbt sich die große Kirche“ - genauso wie in St. Josef. Die Figuren der Krippe sind nicht nur von ungeheuerer Schönheit, sondern auch von großem Wert.

So kostet eine der rund 15 menschlichen Figuren 900 bis 1000 Euro, gespendet von verschiedenen Leuten. Im Laufe der letzten zwanzig Jahre haben sich einige Figuren und Tiere angesammelt: „Erst waren es nur die Hauptfiguren, und nach und nach kamen immer mehr“, so Goeke. Die letzte Figur wurde vor zwei Jahren angeschafft. Sie sitzt auf einem Baum und blickt zu Jesus in die Höhle. Die Figur ist Zachäus, ein Oberzöllner, reich und unehrlich. Ein bisschen zu früh angekommen, könnte man meinen, da er und Jesus sich erst als Erwachsene begegnet sind. Aber als Zachäus Jesus traf wurde, er bekehrt: „Man soll sich von Jesus einladen lassen, hierher zur Krippe kommen und sein Leben ändern“, so Pastor Goeke.

Geschichte und Kunst

„Jesus wurde arm geboren und arm ist er gestorben“, sagt er weiter. Dieser Kreislauf ist auch bei der Wedauer Krippe zu sehen: Die Höhle, in der das Christkind liegt, ist zum Altar geworden. Dort - in mitten der Kirche - hängt auch das Kreuz, an dem Jesus gestorben ist.

Alle Figuren sind handgeschnitzt, ihre Gewänder in verschiedenen Farben, ihre Hände filigran herausgearbeitet. Das ist das Werk von Holzschnitzer Hans Klucker aus Oberammergau, der mit dem Staatspreis der Bayerischen Regierung für hervorragende handwerkliche Leistung ausgezeichnet wurde. Die Kleider entwarf seine Frau. Aber auch andere Künstler und Freiwillige halfen beim Aufbau der Krippe fleißig mit. Der Stall, ein Gemälde, das in gelb-braunen Tönen die Landschaft einfängt, und der Brunnen wurden so zum Beispiel von anderen Künstlern gemacht. „Mit Freude haben die Künstler auch Kleinigkeiten wie kleine römische Krüge zusammengetragen“, so der Pfarrer.

Betrachtet man die Krippe, so begibt man sich auf eine Reise. Auf eine Reise, die von der Gemeinde über die vier Advents-Sonntage bis hinein in den Januar begleitet wird. Die Figuren werden erst nach und nach der Krippe zugeführt, passend zur Weihnachtsgeschichte. Gerade haben die heiligen drei Könige die Höhle erreicht, und überreichen ihre Geschenke: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Die Krippe lädt nicht nur zum Verweilen ein, sondern besonders Kinder begeben sich auf eine Entdeckungstour: Liebevoll gestaltet, sitzt ein kleiner Vogel auf der Herberge, in der Maria und Josef Unterkunft suchten und aus einem kleinen Jutesack lugt eine Maus.

Sehen und Hören

Die Wedauer Krippe ist nicht nur optisch ein Blickfang - durch den Einsatz von Licht wird eine warme Atmosphäre erzeugt - , sondern auch akustisch: Ein Brunnen plätschert sogar. Wenn die Krippe aufgestellt ist, liegt das Evangelium vor dieser, und der Priester holt es während des Gottesdienstes an den Altar und verkündet daraus. „Vielleicht bauen wir die Krippe das nächste Mal anders auf, die Leute sind es halt gewohnt, dass da ein Stall ist“, so Goeke. Die Wedauer Krippe bleibt auf jeden Fall bestehen. Und die Besucher können die Spuren der Figuren im Sand verfolgen.