Aldenrade. . Im zweiten Teil unserer Serie über die Walsumer Traditionsgaststätten geht es um den „Schwan“ an der heutigen Friedrich-Ebert-Straße.

Sagenumwobene Geschichten ranken sich um die Gaststätte „Zum Schwan“ an der Friedrich-Ebert-Straße. In der ältesten Gaststätte des Ortsteils Walsum-Aldenrade sollen sich im 18. Jahrhundert furchtbare Morde abgespielt haben. Alten Erzählungen nach haben Sohn und Schwiegertochter der Wirtin Dom brave Fuhrleute, die dort einkehrten und über Nacht blieben, ausgeraubt. Anschließend haben sie die Opfer, um die Tat zu vertuschen, im Backofen verbrannt. Die alte Frau Dom mochte diese Schandtaten irgendwann nicht mehr hinnehmen und sagte den bösen Kindern, sie würden sich vor Gericht verantworten müssen, wenn sie mit ihrem Rauben und Morden nicht aufhörten.

Am alten Hellweg gelegen

„Anstatt nun in sich zu gehen und ein neues Leben zu beginnen, vergriffen sich die jungen Leute sogar an der alten Mutter, schlugen sie tot und verscharrten sie im Schultenbusch bei Walsum in einem Sandloch“, fasste Gisela Marzin vor etlichen Jahren die Geschichte zusammen. Ob wirklich was dran sei an der Erzählung? Helmut Schorsch, Chef des Heimatvereins Walsum, schmunzelt. „Wer kann das schon sagen...“ Er glaubt, dass es sich „eher um ein Schauermärchen“ handelt.

Strategisch war der alte Schwan perfekt gelegen: Es befand sich am alten Hellweg, der Handelsstrecke zwischen Wesel und Duisburg.

Besitzer wechselten oft

Diese Straße wurde später in Heerstraße umbenannt und lag schon damals nahe der Grenze Aldenrade/Hamborn. Praktisch jeder Handelsreisende kehrte dort ein. Es handelte sich um eine Goldgrube. Aber: Bekanntlich kommt nach jedem Hoch ein Tief, und so ging es um 1800 mit dem Haus begab. Schulden drückten die Wirtsleute, die ihr Haus nach den stolzen Schwänen benannt hatten, obwohl im Weiher nebenan nur die kleineren Verwandten schwammen: Enten.

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Und so wechselte das Gasthaus im Laufe der Jahrhunderte, das genaue Gründungsjahr ist unbekannt, mehrfach die Besitzer und vor rund 100 Jahren auch den Standort. Der alte Schwan wurde aufgegeben, stattdessen entstand der neue an der Stelle, wo er sich noch heute befindet.

Eine Landmarke ist er immer noch: Nach ihm ist die DVG-Haltestelle benannt, es gibt auch eine Apotheke nebenan.

Und doch sind die goldenen Zeiten lange vorbei. Die Friedrich-Ebert-Straße, wie die Straße später genannt wurde, ist zwar immer noch Durchgangsstraße. Aber Durchreisende gibt es praktisch nicht mehr und Autofahrer halten dort praktisch nie. Und so wurde der Restaurantbetrieb schon vor vielen Jahren aufgegeben. Heute ist der Schwan eine reine Kneipe, die vom Ehepaar Magda betrieben wird.