Overbruch. . Seit 491 Jahren besteht die Gaststätte Am Rubbert (Heerstraße 63). Damit ist sie die älteste Herberge Walsums, berichtet Helmut Schorsch, Vorsitzender des dortigen Heimatvereins.
Seit 491 Jahren besteht die Gaststätte Am Rubbert (Heerstraße 63). Damit ist sie die älteste Herberge Walsums, berichtet Helmut Schorsch, Vorsitzender des dortigen Heimatvereins.
Das Wort Rubbert soll „Rodung“ bedeuten, abgeleitet vom Plattdeutschen „da, wo wat abgeruppt is“. Das Haus lag an einer verkehrstechnisch günstigen Stelle, dem Postweg mit Zollstation. Deshalb entwickelte es sich rasch zu einer beliebten Herberge der Reisenden. So trafen sich dort der Überlieferung nach um Pfingsten 1522 der Landrat von Dinslaken, Wilhelm von den Horst, und der Junker von Schauenburg, auch Herr auf Haus Gehmen genannt, um über den Hof Wehofen zu verhandeln. Dieses Datum gilt offiziell als Gründungsdatum der Herberge.
Tatsächlich muss das Haus aber schon zuvor existiert haben, denn ansonsten hätten es die feinen Herren nach Ansicht eines Chronisten nicht als Verhandlungsort gewählt.
Walsumer Traditionsgaststätten
In lockerer Folge stellen wir in Zusammenarbeit mit dem Heimatverein Traditionsgaststätten aus dem alten Walsum vor. Dabei greifen wir auf historische Dokumente und Bilder zurück, die aus dem Archiv des Vereins stammen. Der Vorsitzende des Vereins, Helmut Schorsch (81), trägt zudem Anekdoten aus seiner Erinnerung bei.
Zum Auftakt präsentieren wir die älteste Gaststätte im Ortsteil: Am Rubbert. Das Hotel-Restaurant an der Heerstraße 63, kurz vor der Stadtgrenze Dinslaken, wird heute von Hans Gervers und Familie in vierter Generation betrieben. Das Gebäude wurde nach dem II. Weltkrieg wie vor der Zerstörung wieder aufgebaut.
Das Haus steht für gutbürgerliche Atmosphäre, in dem man nach Feierabend gemütlich ein Bier genießen kann. Reisende finden dort eine Unterkunft in kurzer Entfernung zur Autobahn 59.
Besonders gerne wird die Gaststätte von Vereinen für Versammlungen und Feste genutzt. Bis zu 200 Personen finden in dem großen Festsaal Platz.
Die Unterkunft befand sich an einer Straßenkreuzung. Kein Fuhrwerk, kein Reiter, kein Fußgänger gelangte zum alten Rhein, ohne am Rubbert Halt zu machen. Dort blühte der Handel: Vieh, Getreide und Mehl sowie andere Waren wurden dort, 150 Meter von der Wasserstraße entfernt, umgeschlagen. Zwei Mühlen befanden sich in der Nachbarschaft (der heutigen Konrad-Adenauer-Straße). Sie wurden aber 1895 abgebrochen.
Aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, als die Franzosen das Sagen in dieser Region hatten, stammt das „Wappen“ der Herberge, das noch heute existiert. Es zeigt die „Francösische Mary von 1753“ – eine Dame, die möglicherweise die französische Königin Maria zeigt. Eventuell soll es aber auch ein Hinweis auf die sonstige Nutzung des Gebäudes sein: Vielleicht war es auch mal eine „Bürgermeisterei“, im Französischen Mairie genannt.
Überfälle, Plünderungen, Raubzüge waren damals beinahe an der Tagesordnung. So blieb auch der Rubbert nicht verschont. Überliefert ist etwa, dass mal das Vieh gestohlen, mal das Haus „mit allem Gezimmere“ bis auf den Grund niedergebrannt worden war. Eine „Räuberbande“ soll zudem einmal über das Haus und dessen Bewohner hergefallen sein.
Trotzdem erholten sich die Gastwirte immer wieder von allen Rückschlägen. So war sogar Geld für eine Spende übrig, die zum Bau der Walsumer Kirchenorgel verwendet wurde.
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1820 wurde das alte Fachwerkhaus abgebrochen und es entstand der jetzige Bau. Dabei verarbeitete man aus Kostengründen alte Eichenbalken, in die man kaum einen Nagel geschlagen bekommt.
Im Besitz der heutigen Familie Gervers befindet sich das Haus seit 1888. Es dient als Hotel, Gaststätte und traditionell Vereinen als Veranstaltungsort. Zudem gibt es einen Partyservice.