Duisburg-Hamborn. . Gaststätten-Serie: Heimatforscher Hans-Joachim Meyer berichtet über den Hamborner Hof, der 1858 an der Buschstraße eröffnet wurde

Auch die Gaststätte Hamborner Hof, die bis 2006 an der Buschstraße in Alt-Hamborn existierte, verdankt ihre Entstehung den Fuhrleuten. „Auf dem Weg nach Ruhrort wechselten sie dort früher die Pferde“, berichtet Heimatforscher Hans-Joachim Me­yer.

1858 wurde in dem damals vermutlich recht neuen Gebäude eine Gaststätte eröffnet.

Stallungen im Hinterhof

Sie war einer der ersten Abnehmer von Bier aus der im gleichen Jahr gegründeten König-Brauerei in Beeck. Und weil dort Pferde gewechselt wurden, gab es im Hinterhof auch Stallungen. „Im Haus war ein Poststelle“, berichtet Meyer.

Hamborn bestand damals aus zerstreut liegenden Bauernhöfen mit der Abtei und ihrer Kirche als Mittelpunkt. „Über die ersten Wirte weiß man nichts“, sagt Meyer. „Die Aufzeichnungen beginnen mit Franz Buschmann.“ Der lebte von 1852 bis 1929 und stammte aus Buschhausen, das heute zu Oberhausen gehört.

„Franz Buschmann baute das Anwesen 1899 zum Hotel mit sechs Gästezimmern aus und gab ihm den Namen ,Hamborner Hof’“, so Meyer weiter. Es war damit eines der ersten Hotels in Hamborn. Schon damals habe es im ersten Stock einen Saal gegeben, in dem Mitarbeiter von Thyssen, Haniel und Grillo gefeiert hätten. Franz Buschmann gehörte zu den Honoratioren der aufstrebenden Industriestadt, saß für das katholische Zentrum im Gemeinderat. Im Nachruf auf ihn wird betont, dass er allen der damals zahlreichen katholischen Vereinen Hamborns angehörte.

1912 übernahmen sein Sohn Paul und dessen Frau Elisabeth die Gaststätte. In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg war sie zeitweise geschlossen. Schwung kam wieder auf, als Paul Buschmanns Tochter Liesel Pischek (1922 bis 2005) das Lokal 1964 übernahm.

Ihrem Mann Franz (1923 bis 1997), eigentlich Dreher auf der Zeche, gelang es, sein Hobby zum Beruf zu machen. Pischek war schon beim Militär als Sänger entdeckt worden, trat nach Kriegsende als Solist bei Chorkonzerten auf - und nahm nebenbei Gesangsstunden.

Gehobenes Speiselokal

1956 verpflichtete ihn das Stadttheater Oberhausen als Tenor. „Er war ein beliebter Sänger“, sagt Hans-Joachim Meyer.

1989 setzten sich die Eheleute zur Ruhe. Klaus und Wilma Boscheinen, zuvor Wirtsleute des neuen Abtei-Kellers, übernahmen den Hamborner Hof, wandelten ihn zum gehobenen Speiselokal. Mit ihrem Ruhestand ab 2006 endete die dortige Gaststätten-Tradition, denn Liesel Pischeks Sohn ist dort heute als Steuerberater niedergelassen.