Duisburg. . Für ein neues Factory-Outlett in Duisburg-Hamborn sollen eine ganze Reihe Mietshäuser abgerissen werden. Deren Bewohner wollen das nicht hinnehmen - sie gehen auf die Barrikaden und organisieren sich.
In der Siedlung rund um den Zinkhüttenplatz hinter der Rhein-Ruhr-Halle in Hamborn formiert sich der Widerstand. Die rund 500 Bewohner gehen auf die Barrikaden, wollen noch in den nächsten Tagen eine Bürgerinitiative gründen, die gegen den drohenden Abriss der Immeo-Häuser kämpft.
Das kündigte Helga Vocke, Sprecherin der Mieter, beim Politischen Nachtgebet an, zu dem rund 200 Bewohner der Siedlung in die Marxloher Kreuzeskirche gekommen waren. Bei der Versammlung gingen die Wogen so hoch wie noch nie in dieser Kirchenreihe. Denn die Zeichen standen ganz auf Sturm. „Wir fühlen uns wie Vertriebene, wie Viecher, die zum Schlachthof geführt werden“, brachte Helga Vocke die Gefühle der Immeo-Siedler auf den Punkt. Die meisten Bewohner seien ältere Bürger, die bereits seit 30, 40 oder sogar 50 Jahren dort lebten. „Jetzt sollen wir auseinander gerissen werden. Aber alte Bäume verpflanzt man nicht!“, so Helga Vocke. „Wir wollen alle hier bleiben! Wir wollen alle nicht weg!“ Für diese Äußerungen bekam sie starken Applaus.
Die Sprecherin kündigte an, bei der nächsten Mieterversammlung werde man die Gründung einer Bürgerinitiative beschließen. „Wir werden uns auch einen Rechtsbeistand suchen. Wir kämpfen bis aufs Blut!“
Zorn und Wut
Der Unmut der Siedler richtet sich einmal mehr gegen die Politik, gegen Rat und Bezirksvertretung. Die hatten im Oktober den erweiterten Bebauungsplan mit jetzt drei Bauabschnitten für das geplante Factory Outlet-Center eines niederländischen Investors fast einstimmig durchgewunken. Der B-Plan lag zwar kurzzeitig im Rathaus Hamborn zur Einsichtnahme aus. Aber erst vor zwei Wochen erfuhren die völlig überraschten Mieter aus dieser Zeitung, dass das Einkaufszentrum nicht nur - wie bisher bekannt - auf rund 15.000 sondern auf 31.000 Quadratmeter Fläche errichtet werden soll. Folge: Nicht nur das Gelände der Rhein-Ruhr-Halle und des Stadtbades, sondern auch das Gelände der Zinkhüttensiedlung sollen neu bebaut werden soll.
Weder die Kommunalpolitiker noch der Vermieter, die Immeo-Wohnungsbaugesellschaft, der die Häuser am Zinkhüttenplatz gehören, haben die Mieter bis heute über den erweiterten Bebauungsplan informiert, geschweige denn dazu angehört. Auch deswegen machten sich jetzt beim Politischen Nachtgebet bei den Mietern Zorn und Wut breit: „Unsere Politiker schweben irgendwie da oben und entscheiden über unsere Köpfe weg!“, protestierte Anwohner Wilfried Müller. „Wir dürfen unsere Politiker nicht einfach entscheiden lassen, was sie wollen. Das geht nicht!“
Menschenverachtend
Und Anneliese Wolf, die seit etwa 50 Jahren in der Siedlung wohnt, zürnte: „Ich finde es menschenverachtend, dass sich die Politiker aus rein wirtschaftlichen Gründen über die Interessen von uns Bürgern hinwegsetzen!“
Einzig Manfred Slykers, SPD-Ratsherr und beratendes Mitglied in der Bezirksvertretung, nahm Stellung: „Der veränderte Bebauungsplan mit drei Bauabschnitten ist erst in den letzten Monaten zum Tragen gekommen. Darüber wurde in den Gremien vorher nicht diskutiert:“ Slykers zeigte Verständnis für das Anliegen der Hamborner Mieter und riet ihnen: „Organisieren sie sich jetzt!“ Auch Bezirksbürgermeister Uwe Heider zeigt sich irritiert, dass die Mieter noch nicht von Immeo informiert worden waren: „Seit Anfang des Jahres gab es bereits Verhandlungen zwischen dem Investor und Immeo.“