Duisburg-Fahrn. .

Wie aus Partnern Gegner werden – die Stadt Duisburg und die Emschergenossenschaft zeigen es: Statt eine einvernehmliche Lösung für die Beseitigung der „Altlasten“ auf dem Gelände der seit fast 20 Jahre geschlossenen Kläranlage „Kleine Emscher“ zu suchen, lässt man das Problem jetzt gerichtlich klären.

Wie berichtet, machte die Emschergenossenschaft ihre Anlage Anfang der 1990er Jahre dicht – den Klärschlamm aber ließ sie liegen. Er modert seitdem vor sich hin.

Im Jahr 2006 hatte die Emschergenossenschaft aber plötzlich eine Idee, wie das Areal zwischen Oder- und Nordstraße sowie die anschließende Fläche bis zur Kurfürstenstraße genutzt werden könnte: Die 23 Hektar sollten – so hatte man sich mit der Stadt abgesprochen – zum Wohnstandort werden, für Familien mit Kindern und Ältere mit Handicaps, die gerne im Grünen leben möchten. Zudem sollte ein Informationspark errichtet werden, der sich mit den Themen „Wasser und Energie“ befassen sollte. Doch der Traum platzte, als klar wurde, dass der Klärschlamm alles andere als unbedenklich ist.

Das, was man üblicherweise mit Klärschlamm macht, nämlich ihn als Dünger auf die Felder zu kippen, darf mit dem Material aus Fahrn nicht geschehen. Zu belastet ist es mit Cadmium, (900 Kilogramm), Zink (200 Tonnen), Polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen, kurz PAK, die als Umweltschadstoffe eingestuft sind (760 Kilogramm), und Polychlorierten Biphenylen, kurz PCB (zehn Kilogramm). Diese Stoffe lagern in rund 80 000 Kubikmetern Schlamm.

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Von Gregor Herberhold

„Eine Folge der Reinigung kommunaler und industrieller Abwasser“, wie der Leiter des Technischen Umweltschutzes der Stadt Duisburg, Dr. Thomas Griebe, gegenüber unserer Zeitung berichtet. Diese „Altlast“ will Griebe ordnungsgemäß entsorgt wissen. Das heißt: Der belastete Schlamm soll abtransportiert und in einer speziellen Anlage verbrannt werden. Aber die Emschergenossenschaft sieht das anders. Denn: Die Müllverbrennung ist teuer. „Das dürfte mehrere Millionen Euro kosten“, schätzt Griebe. Was der Stadt aber ziemlich egal ist: Sie will nicht noch eine belastete Fläche haben und steht auf dem Standpunkt – wie übrigens auch weite Teile der Politik – dass das Unternehmen mit Sitz in Essen über Jahrzehnte gutes Geld mit der Klärung des Wassers verdient hat und nun auch für die Beseitigung des Materials sorgen soll. Das gilt allerdings nicht für das gesamte Material. Der Großteil (130 000 Kubikmeter) könnte auch an Ort und Stelle gesichert werden, falls dann Grundwasserschäden ausgeschlossen sind.

Um Druck zu machen, hatte die Stadt die Emschergenossenschaft nach mehrjährigen ergebnislosen Verhandlungen im Frühjahr 2011 per Ordnungsverfügung aufgefordert, bis Januar 2012 den hochbelasteten Schlamm abzutransportieren. Aber die Emschergenossenschaft denkt nicht dran. Sie will die Juristen prüfen lassen, ob das Material tatsächlich laut Abfallgesetz zu entsorgen ist – und reichte Klage ein. Wohl wissend, dass so ein Verfahren üblicherweise fünf Jahre dauert. Aber da spielt die Stadt nicht mit. Sie hat ein Eilverfahren beantragt und hofft, dass die Entscheidung bis Ende 2011 fällt.

Ein Argument der Emschergenossenschaft, weshalb man den Schlamm nicht nach Abfallrecht ordnungsgemäß und unschädlich für die Umwelt entsorgen müsse: Ein Teil der Anlage sei ein „wertvolles Brutgebiet für Vögel, wir wollen es so vor Ort belassen“. Worüber Thomas Griebe nur schmunzelt.

Eine Entsorgungslösung für den Schlamm hat das Essener Unternehmen aber auch, vermutlich für den Fall, dass man unterliegt: Man kann sich vorstellen, „ein Landschaftsbauwerk“, sprich eine Halde zu errichten, oder aber den Schlamm zum Verfüllen eines Erzbunkers oder zum Bau eines Radweges zu nutzen.