Seit über zehn Jahren ist die Kläranlage Kleine Emscher an der Kurfürstenstraße in Fahrn außer Betrieb. Der Klärschlamm, der sich in den Becken und auf einer Freifläche am Tag der Stilllegung befand, liegt dort noch heute.

Vor nunmehr rund fünf Jahren kam Bewegung in die Sache: Die Emschergenossenschaft, Eigentümerin der 23 Hektar großen Anlage, wollte dort eine Wohn- und Freizeitanlage errichten – und den Schlamm in einem so genannten „Landschaftsbauwerk” auf alle Zeiten deponieren. Was die Politik und Umweltschützer auf den Plan rief. Die Proteste gegen die Anlage wurden so groß, dass sich die Bezirksregierung in Düsseldorf einschaltete und die grundsätzliche Marschroute vorgab, wie der Klärschlamm zu entsorgen ist. Das war Ende 2008. Die Politik befasste sich noch einmal mit dem Thema, forderte, wie auch das Umweltamt der Stadt Duisburg, dass die Emschergenossenschaft ein Sanierungs- und Entsorgungskonzept vorlegen muss.

Seitdem hat man von dem Projekt und den Entsorgungsplänen nichts mehr gehört. Was nicht heißt, dass sich hinter den Kulissen nichts getan hat. Nach Informationen der Redaktion hat es erst vor wenigen Tagen wieder Gespräche zwischen Emschergenossenschaft und Stadt gegeben. Die Stadt, so berichten Insider, wolle endlich eine Lösung präsentiert bekommen. Die Geduld sei nicht unendlich...

Hermann-Josef Heyer, Experte des Umweltamtes in Sachen Überwachung der Abfallentsorgung, aber auch Michael Steinbach, Pressesprecher der Emschergenossenschaft, bestätigten, dass eine Lösung zur Klärschlamm-Entsorgung schon bald präsentiert werden soll. Bis Ende Januar 2010 will die Stadt noch abwarten.

Klar ist indes, so Steinbach, dass der Schlamm nicht als Landschaftsbauwerk, sprich als Halde aufgeschüttet werden wird. Steinbach schließt jedoch nicht aus, dass der inzwischen zur Erde gewordene Schlamm aus einem Becken auf dem Gelände verbleibt. Was mit dem Rest passiert, ist offen: Er muss eventuell in einer Müllverbrennungsanlage vernichtet werden, was der Emschergenossenschaft aus Kostengründen gar nicht passt. Darauf hatte sie schon vor zwei Jahren hingewiesen.

Klärschlamm darf nicht aufs Feld

Die Emschergenossenschaft mit Sitz in Essen hatte die Kläranlage in den 1990er Jahre aufgegeben, weil sie nicht mehr benötigt wird. Geräumt wurde sie bis heute nicht.

Nun würde die Emschergenossenschaft das Gelände gerne als Wohn- und Freizeitfläche vermarkten und legte der Politik ein Konzept vor, das großen Zuspruch fand – wir berichteten. Bis auf ein Detail, das das gesamte Projekt bis jetzt stoppte: Der Klärschlamm ist durch Industrieabwässer so stark mit Cadmium und Zink belastet, dass er nicht als Dünger auf landwirtschaftlich genutzte Flächen aufgebracht werden darf. Rund 180 000 Kubikmeter Schlamm lagern dort.

Die Emschergenossenschaft wollte das Problem ganz einfach lösen, indem sie den Schlamm mit Asche aus Müllverbrennungsanlagen mischt und ihn auf dem Kläranlagengelände als (begehbaren) Berg aufschüttet.

Sie hatte die Rechnung aber ohne die Politik gemacht: „Wir haben bereits genug Altlasten im Duisburger Norden”, hieß es immer wieder. Folge: Die Bezirksregierung schritt ein. Sie stellte klar: Nur der bereits zu Erde gewordene Schlamm dürfe dort verbleiben, müsse aber gesichert eingebaut werden. Der übrige Schlamm müsse ganz oder teilweise verbrannt werden, es sei denn, er könne als Baustoffersatz bei der weiteren Nutzung des Geländes verwertet werden. Dazu muss sich die Emschergenossenschaft bis Ende Januar äußern.

Dann muss sie auch vortragen, wie sie sich die weitere Flächennutzung vorstellt.

Schwermetalle

Schwermetalle sind in der Regel solche Metalle, die für den Menschen giftig, sprich: gesundheitsschädlich sind. Cadmium gehört dazu. Es ist ein Nebenprodukt der Zinkverhüttung, entsteht aber auch beim Eisenrecygling. Es wurde unter anderem als Rostschutzmittel eingesetzt, wird unter anderem aber auch in Nickel-Cadmium-Batterien verwendet. Es gilt aus „sehr giftig” und krebsauslösend.