Sie darf den Klärschlamm der alten Anlage Kleine Emscher nur zu einem Berg auftürmen, wenn sie nachweisen kann, dass das Landschaftsbauwerk auch dann entstehen würde, wenn es aus anderen Materialien, die extra angeliefert werden müssten, gebaut würde.
Der Klärschlamm, der seit Jahren auf dem Gelände der alten Kläranlage Kleine Emscher zwischen Fahrn und Aldenrade vor sich hin modert, ist von der Bezirksregierung in Düsseldorf als Abfall eingestuft worden. Das teilte die Leiterin des Umweltamts der Stadt Duisburg, Sabine Hoster, dem Beirat der Unteren Landschaftsbehörde mit. Damit ist festgelegt worden, wie der Stoff, den die Emschergenossenschaft gerne preiswert auf dem Gelände in Form eines „Landschaftsbauwerks” deponiert hätte, entsorgt werden muss.
Seit Monaten streiten die Politiker in der Bezirksvertretung Walsum darüber, wie der Klärschlamm einzustufen ist. Jürgen Feuchtner, Fraktionsvorsitzender der SPD Walsum, bezeichnet ihn als Abfall, der unbedingt verbrannt werden müsse. Andere, wie Ralf Plincner von der Zentrumspartei, bezeichnen ihn als minderbelasteten Schlamm, der bedenkenlos mit Asche aus Klärschlamm-Verbrennungsanlagen vermischt auf dem Gelände zu einem bis zu 35 Meter hohen Berg aufgeschichtet werden könne. Allerdings unter den selben Bedingungen wie eine Mülldeponie, sprich eingekapselt, so dass keine Schadstoffe in die Umwelt gelangen können.
Durch die klare Einordnung des Schlamms durch die Bezirksregierung gibt es nun praktisch keinen Verhandlungsspielraum mehr. Als Abfall muss er verbrannt werden, wenn nicht nachgewiesen werden könne, dass er als Baumaterial auf dem Gelände eingesetzt werde – und zwar für ein Bauwerk, das auch dann errichtet würde, wenn der Schlamm nicht zu entsorgen wäre, so Sabine Hoster. Anders gesagt: Die Emschergenossenschaft muss belegen, dass sie den Berg auch dann bauen würde, wenn sie dafür anderes Material zur Kurfürstenstraße karren müsste.
Betroffen ist nur etwa die Hälfte des dort lagernden Schlamms, und zwar der Teil, der in den Becken 2 bis 6 liegt. Der in Becken 1 wurde vor 1972 abgelagert, wird somit rechtlich als Altlast eingestuft und muss folglich nicht verbrannt werden. Er kann auch gesichert auf dem Gelände bleiben. Insgesamt lagern auf dem Areal rund 180 000 Kubikmeter Schlamm. Der Abtransport würde Jahre dauern.
Die Emschergenossenschaft will auf dem Areal eine Wohnanlage bauen, ein Informationszentrum zum Thema „Wasser-Recycling” und eine Herberge für Radwanderer.
Kläranlage Kleine Emscher
Die Emschergenossenschaft nahm die Anlage an der Kurfürstenstraße in den 1960er Jahren in Betrieb und lagerte den Schlamm zum Entwässern auf dem Gelände. Anfang der 1990er Jahre wurde die Kläranlage stillgelegt, seitdem wächst – buchstäblich – Gras darüber. Seit einem Jahr wird über eine Neunutzung des Areals als Wohn-, Erholungs- und Informationszentrum diskutiert.