Duisburg. . Mit reiner Luft kann Duisburg-Bruckhausen nicht aufwarten - doch der einst dreckigste Stadtteil im ganzen Land liegt nun bei der Feinstaubmessung hinter Ortsteilen in Herne und Gelsenkirchen. Bald könnte er sogar noch bessere Werte erzielen.

Im vergangenen Jahr war Bruckhausen der dreckigste Stadtteil im ganzen Land: Jetzt ist er zwar nicht sauber. Wenn man aber bedenkt, dass er direkt neben der Schwerindustrie liegt, dann ist schon verwunderlich, dass er von Ortsteilen in Herne und Gelsenkirchen (ohne vergleichbare Industriebelastung) beim Feinstaub überholt wurde.

Bislang wurden von den erlaubten 35 Überschreitungstagen in Bruckhausen 32 erreicht. An der nicht weit davon entfernten Messstelle Kiebitzmühlenstraße wurden 31 kritische Tage registriert. Im übrigen Stadtgebiet waren es 18 bis 22 Tage, nur im Schatten des Walsumer Kraftwerks waren es auch schon 26.

Dass der Norden Duisburgs nicht mehr die Negativ-Liste anführt, ist für Dietmar Stamm, Sprecher von Thyssen-Krupp, kein Wunder: „Es ist bewiesen, dass wir nur für zwanzig Prozent des Feinstaubs im Umfeld unseres Werks verantwortlich sind“, sagte er am Mittwoch auf Anfrage unserer Redaktion.

Thyssen-Krupp ist nicht zufrieden

Der gesamte Rest stamme von anderen Quellen. Der Verkehr, private Heizungen und die Industrie in der Ferne (speziell in Belgien und England) seien für den Großteil an Feinstaub verantwortlich.

Das könnte ein Beweis dafür sein, warum in Herne und Gelsenkirchen so hohe Werte gemessen wurden. Die Geräte stehen dort an Hauptverkehrsstraßen, die auch als Autobahnzubringer fungieren und über die viele Lastwagen rollen.

Trotzdem ist Thyssen-Krupp in Bruckhausen mit dem Ergebnis nicht zufrieden: Um den vor Ort produzierten Feinstaub weiter zu senken, investiert das Unternehmen 30 Mio. Euro in eine neue Entstaubung. Sie wird die Dreckwolken einer Sinteranlage festhalten. So will TKS erreichen, dass pro Jahr 450 Tonnen Feinstaub weniger in die Luft geblasen werden.

Entstaubung ab Oktober

Die Arbeiten haben Ende 2010 begonnen, im Oktober dieses Jahres soll die Entstaubung in Betrieb gehen. Das Gebäude wird 32 Meter hoch. Die Abluft der Sinteranlage, in der Feinerz hochofengerecht aufbereitet wird, kann dann direkt abgesaugt werden. Per Elektrofilter wird bereits jetzt grober Schmutz entzogen. Künftig wird es noch ein Gewebefilter geben, das den Feinstaub an der Stelle um nochmals 50 % reduzieren soll.

Das Bruckhausener Werk läuft übrigens auf vollen Touren – eine gute Voraussetzung, dass die Feinstaubbelastung nicht weiter steigt, wie Thyssens Immissionsschutzbeauftragter Wolfgang Volkhausen schon vor geraumer Zeit sagte. Denn: Bei einer solchen Anlage sei es wie beim Auto. Im Leerlauf an der Ampel entstünden bekanntlich mehr Abgase als beim Fahren auf der Autobahn.

Die Sinterentstaubung ist die letzte große Umweltschutzmaßnahme bei TKS, die nochmals eine nennenswerte Luftverbesserung bringe. Weitere wirklich effektive gebe es nach heutigem Wissensstand nicht, so Volkhausen.