Duisburg. .

Der Entwurf zur Ausweitung der Umweltzone im Westen Duisburgs wird den örtlichen Industrie- und Logistik-Firmen nicht schmecken. Bestandteil der Umweltzone wäre nämlich unter anderem das Logport-Areal inklusive allen großen Zufahrtsstraßen.

Es könnte eng werden für das Speditionsgewerbe in den linksrheinischen Industriegebieten: Der Änderungsvorschlag der Bezirksregierung zum „Luftreinhalteplan“ für das Ruhrgebiet sieht vor, die Umweltzone auf die West-Stadtteile auszudehnen. Und: Im Gegensatz zur seit 2008 im rechtsrheinischen Stadtgebiet geltenden Regelung sind die Hafengebiete und deren Zufahrten nach diesen Plänen nicht mehr von der Plaketten-Pflicht ausgeschlossen.

Würde der Vorschlag so umgesetzt, wären im Duisburger Westen nur noch Baerl, Bergheim, Rumeln-Kaldenhausen und Teile von Hochemmerich für Autos freigegeben, die wegen ihrer Schadstoff-Klasse nicht die geforderte Plakette erhalten. Sehr wohl Bestandteil der Umweltzone wäre dagegen das Logport-Areal inklusive allen großen Zufahrtsstraßen wie Friedrich-Ebert- und Moerser Straße sowie die „Brücke der Solidarität“ von Hochfeld und die L473n von der Autobahn A57.

Für alte Diesel-Lkw tabu

In Homberg würde die Umweltzone alles zwischen A40 im Süden und A42 im Norden einschließen. Damit wären auch die Gewerbegebiete in Essenberg, wo sich etwa das Chemiewerk Sachtleben und der Sonnenschutz-Hersteller Teba befinden, für alte Diesel-Lkw ohne Feinstaub-Plakette tabu. Für Sachtleben-Sprecher Axel Markens ein Unding: „Wir sind ja nicht ohne Grund strategisch an der Autobahn angesiedelt. Dadurch beschränken wir den von uns generierten Lkw-Verkehr durch Wohngebiete auf ein Minimum.“ Aber ganz ohne gehe es nicht: „Rohstoffe werden hauptsächlich per Schiff, Kohle für unsere Kraftwerke nur per Bahn angeliefert. Aber diverse andere Dinge, etwa für Flüssigprodukte, sind wir auf Lkw angewiesen.“

Derzeit hätten 13 Prozent der potenziellen Zuliefer-Lkw eine rote und 48 Prozent eine gelbe Plakette. „Und gerade jetzt“, so Markens, „haben wir nach einer Krisen-Phase, in der die Speditionen nicht investieren wollten oder konnten, einen Boom mit nahezu hundertprozentiger Auslastung der Transportkapazitäten.“ Würde man unter diesen Bedingungen auch noch einem Großteil der vorhandenen Lkw-Flotte die Zufahrt verwehren, „sehe ich ernste Lieferprobleme auf uns zukommen.“

Die sieht auch der Duisburger Hafen-Sprecher Bernd Reuther auf die Anlieger von Logport zukommen: „Das Thema kommt ja jetzt erst so langsam hoch, deshalb befinden wir uns da gerade noch in Gesprächen, etwa mit der Bezirksregierung und der IHK.“ Wichtig sei, dass wie bisher die Zufahrt zu den Hafengebieten - also auch Logport in Rheinhausen - gewährleistet ist.

IHK auch besorgt

Um diese Erreichbarkeit sorgt sich auch die IHK. „Wir haben in Duisburg über Jahrzehnte den Strukturwandel in Richtung Logistik forciert und haben uns damit auch ein gutes Standbein aufgebaut“, sagt IHK-Verkehrsexperte Ocke Hamann. „Wenn man jetzt die Erreichbarkeit für einen Großteil der Lkw-Flotte einschränkt, hätten andere Städte einen Wettbewerbsvorteil.“ Hamann beruft sich auf Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes, nach denen Anfang 2010 gerade mal 34 Prozent der schweren und 41 Prozent der leichten Lkw eine grüne Plakette hatten. „Wenn man davon ausgeht, dass sich diese Flotte pro Jahr um fünf bis acht Prozent verjüngt, hätten wir immer noch rund 50 Prozent Lkw, die nicht in die Umweltzone dürften.“ Dazu kämen Härtefälle: Etwa Umzugsfirmen und Betriebe mit wenig Fahrleistung: „Da wird mit längeren Lkw-Lebensdauern kalkuliert. Damit solche Unternehmen nicht ohne Not ihren Fuhrpark erneuern müssen, sind umfangreiche Ausnahme- und Übergangsregelungen nötig.“

Ohnehin stehe man dem Instrument Umweltzone kritisch gegenüber: Man sei nicht per se gegen Umweltschutz. „Neue Studien zeigen aber, dass Maßnahmen zur Verkehrs-Verflüssigung da mehr bringen als Fahrverbote.“