Duisburg. .
Die schmutzigste Luft von NRW findet sich im Duisburger Stadtteil Bruckhausen: Bis Oktober wurden die Tagesgrenzwerte für Feinstaub an der Station in der Nähe von ThyssenKrupp 40-mal überschritten. In Marxloh sank die Belastung dagegen deutlich.
Trauriger Rekord: Der Duisburger Stadtteil Bruckhausen (Stadtbezirk Meiderich/Beeck) ist, was die Feinstaubbelastung betrifft, weiterhin die Nummer Eins im ganzen Land. An keiner anderen Messstelle hat das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) in diesem Jahr so viele Tage mit unzulässig hohen Werten gemessen als in der Nachbarschaft von ThyssenKrupp: 40 Mal wurde der Tagesgrenzwert von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft dort bislang überschritten.
Vergangenes Jahr lag Bruckhausen mit 42 Tagen hinter dem Hafen Krefeld (70) und der Corneliusstraße in Düsseldorf (47) auf Platz 3. An der Marxloher Kiebitzmühlenstraße gab es damals 40 „Rekordtage“ (Platz 4 der dreckigsten Orte in NRW).
Während die Belastung in den Nachbarstädten deutlich zurückging, blieb sie in Bruckhausen hoch, in Marxloh sank sie spürbarer. Einschränkend muss allerdings erwähnt werden, dass die bislang für 2010 vorliegenden Zahlen sich nur auf die ersten zehn Montage des Jahres beziehen, also durchaus noch weitere Überschreitungstage hinzu kommen könnten.
Investitionen in Entstaubungsanlagen
Wenngleich die Chancen gering sind, falls die Thyssen-Fachleute Recht behalten. Sie haben herausgefunden, dass die Feinstaubbelastung sinkt, wenn die Produktionsanlagen voll ausgelastet sind, was derzeit der Fall ist. Anfang dieses Jahres liefen sie teilweise noch auf Sparflamme, Folge: Bis Mai wurden in Bruckhausen bereits 37 Überschreitungstage gezählt (also bereits zwei mehr als im ganzen Jahr erlaubt). Fünf Monate später, am 31. Oktober, waren gerade mal drei weitere Tage hinzugekommen.
Im kommenden Jahr rechnen die ThyssenKrupp-Manager und die Umweltschützer bei der Stadt Duisburg damit, dass die Grenzwerte im ganzen Stadtgebiet eingehalten werden. ThyssenKrupp investiert derzeit in neue Technik, die die Werte weiter drücken sollen. Dabei geht es etwa um Entstaubungs- und Berieselungsanlagen, wie Thyssens Immissionsbeauftragter Dr. Wolfgang Volkhausen im Gespräch mit der Redaktion berichtete.
ThyssenKrupp: Feinstaub aus ganz Europa
Rund 350 Mio Euro gibt sein Unternehmen dieses Jahr für den Umweltschutz europaweit aus, den dicksten Batzen am Standort Duisburg, wo sich Europas größte Stahlproduktionsstätte befindet. Wenn die neuen Anlagen im Spätsommer beziehungsweise Herbst 2011 in Betrieb gehen, sei das Ende der Fahnenstange erreicht, so Volkhausen: „Dann fällt mir auch nichts mehr ein“, sagte der Umweltfachmann mit Blick auf die Statistik.
Demnach produziert ThyssenKrupp nur rund 20 Prozent der hier gemessenen Feinstäube, der Rest stamme „nachgewiesenermaßen“ aus unterschiedlichen Quellen: Weitere 20 Prozent würden durch Heizungs-, Auto- und Lkw-Abgase in die Luft geblasen, die restlichen 60 Prozent würden über weite Strecken - aus ganz Europa - hergeweht.
Für die kommenden Tage ist laut Lanuv trotz der Kälte nicht mit hohen Feinstaubbelastungen zu rechnen.