Duisburg-Nord. . Das bisherige Schulsystem fördere schwächere Schüler nicht genügend, sagt Dirk Winkelmann, Leiter der Theodor-König-Gesamtschule in Beeck. An einer Gemeinschaftsschule dagegen wären Eingangsklassen kleiner und es gäbe Sozial- und Sonderpädagogen.

Für die Reduzierung auf das Nebeneinander von Gymnasium (in Meiderich) und Stadtteilschule (in Beeck) sprechen für Dirk Winkelmann die Be­nachteiligungen der Schüler im bisherigen mehrgliedrigen Schulsystem. „In NRW müssen jährlich 12.000 Kinder die Schulform, meist Gymnasium oder Realschule, verlassen, weil sie den dortigen Anforderungen nicht gewachsen sind“, sagt er. Das aber sei ein großer Einschnitt in ihrem Leben, habe Einfluss auf ihr Selbstwertgefühl, vermittele ihnen erstmals (unnötig) das Er­lebnis des Scheiterns.

Es sei aber gar nicht einfach, für die Kinder einen neuen ge­eigneten Schulplatz zu finden. Die Gesamtschulen, weil ausgelastet, könnten sie nur sehr begrenzt aufnehmen. „Die einzige Schulform, die sie aufnehmen muss, ist die Hauptschule.“ Das aber sei ausgerechnet die Schulform, die von den Eltern am meisten abgelehnt werde.

"Fehlende sprachliche Vorbilder"

Laut Pisa-Studie, so Winkelmann, habe das Kind eines Akademikers eine dreimal so hohe Chance, das Abitur zu schaffen, wie das Kind eines Arbeiters. So hätten Studien ergeben, dass gleich leistungsstarke Kinder, die jedoch auf verschiedene weiterführende Schule wechseln würden, sich im Durchschnitt bis zur neunten Klasse so entwickeln würden, dass der Gymnasiast dann deutlich leistungsfähiger sei als der Realschüler. Winkelmann: „Das hat etwas mit den unterschiedlichen Anforderungen zu tun, vor allem aber mit fehlenden anregenden Lernmilieus und sprachlichen Vorbildern, nicht nur für Migranten.“

Unterschiedliche Lernni­veaus könne man heute aber auch in einer Klasse durch ge­eignete Unterrichtsmethoden ausgleichen. „Die Schwachen finden Helfer in den Stärkeren“, sagt er. „Und die Stärkeren erwerben dadurch zusätzliche Kompetenzen in der Vermittlung, vertiefen so ihr Wissen.“ Aus einer Einbeziehung von Behinderten resultiere am En­de ein ganz anderer Um­gang mit sozial Benachteiligten, letztlich eben eine solidarischere Gesellschaft.

Kleinere Eingangsklassen

Und um auch auffälligen Kin­dern be­gegnen zu können, dafür seien ja bei dem Schulversuch die Eingangsklassen kleiner (23 Kinder), gebe es Sozialpädagogen und, im Falle der Einbeziehung der Förderschule, ja sogar Sonderpädagogen, die einbezogen würden könnten.

Für die Teilnahme am Schulversuch spreche schließlich, dass damit in der Regel enorme Fördermöglichkeiten verbunden seien. „Wir haben je­denfalls von der Teilnahme am Schulversuch ,Selbstständige Schule’ ungemein profitiert“, so Dirk Winkelmanns Erfahrung.