Süd.

Zwist über den Schulversuch „Gemeinschaftsschule“ der rot-grünen Landesregierung gab es jetzt in der Bezirksvertretung.

In einer erneuten Vorlage dazu hatte die Stadtverwaltung herausgearbeitet, dass sich ihrer Ansicht nach nur die beiden Stadtbezirke Meiderich/Beeck und Süd dafür eignen. Während im Norden der Stadt am gleichen Tag aber ein Mitarbeiter der städtischen Bildungsholding Hintergrundinformationen gab, mussten die Bezirksvertreter im Süden ohne sie auskommen. Auch wurden im Süden die Leiter der betroffenen Schulen nicht als Sachverständige hinzugezogen.

Und so wurde bei der Beratung nicht mehr darauf eingegangen, was das Besondere an dem Schulversuch ist, dass nämlich Haupt-, Real- und Gesamtschule unter einem Dach zusammengefasst werden, dort bis einschließlich der sechsten Klasse nicht nach Schulformen oder Lernniveaus differenziert wird und die Möglichkeit angeboten wird, nach neun Jahren auch das Abitur zu erwerben. Auch die Hintergründe für den Schulversuch waren im Ge­gensatz zu Meiderich/Beeck kein Thema mehr: dass nach internationalen Vergleichsstudien längeres gemeinsames Lernen von Kindern unterschiedlicher Herkunft weniger zur Abhängigkeit des Schulerfolgs von der sozialen Herkunft führt und in Landgemeinden angesichts des Schülerschwunds so eine Schule der Sekundarstufe I gehalten werden soll.

Grüne empören CDU

Brigitte Weber (CDU) machte den Auftakt und missbilligte die Mitteilungsvorlage. „Die Realschule hat ihre Teilnahme ja bereits abgelehnt“, begründete sie das. Ganz anders Beate Lieske (SPD): Sie begrüßte das Konzept grundsätzlich, meinte allerdings, es sollte im Sinne der Realschule nachgebessert werden. „Dann wäre es ein absoluter Gewinn für den Süden.“ „Die Realschule hat sich zu schnell negativ entschieden“, erklärte Lütfiye Dogan (Grüne). Es liege jetzt an der Verwaltung, ihr die Ängste zu nehmen. „Der Schulausschuss hat ja am 18. November schon ei­ne entsprechende Arbeitsgruppe gebildet“, warf Be­zirksamtsleiter Friedhelm Klein ein. „Die Realschule ist schon jetzt riesig“, blieb Brigitte Weber weiter ablehnend. Entweder man stülpe ihr das Modell über oder lasse es ganz sein. Schließlich habe sich die Gesamtschule als Alternative zum dreigliedrigen Schulsystem ja bewährt. So ein Schulversuch bedeute für die Kinder nur, dass neue Hürden ge­schaffen würden.

Dem widersprach Mirze Edis (Linke): „Man muss die Eltern zu ihrem Glück zwingen.“ Die Realschule werde von Jahr zu Jahr kleiner. Dr. Birgit Beisheim (Grüne) wertete die Ab­lehnung der Realschule, deren Gremien freilich offiziell noch nicht entschieden haben, weil sie nicht beteiligt wurden, als frustrierte Reaktion nach jahrelangen Schul-Neuerungen der alten schwarz-gelben Landesregierung. Dann müsse eben die Gesamtschule erweitert werden. „Die Hauptschule wird von den Eltern nicht nachgefragt.“ Schulschließungen seien in Zukunft unumgänglich, meldete sich Carla Susen (CDU) zu Wort. Und Hartmut Ploum (SPD) prophezeite, der Schulversuch werde dort laufen, wo es am vielversprechendsten sei. Am Ende rief Lütfiye Dogan bei der CDU Empörung hervor, als sie erklärte, die CDU lasse die Hauptschule jämmerlich verkommen.