Düsseldorf.

Die Zahl der Schüler in NRW sinkt. Das ist eine Herausforderung für die Bildungspolitik. Die Landesregierung setzt auf Gemeinschaftsschulen, die Opposition warnt vor Einheitsschulen.

Die Zahl der Schüler an allgemeinbildenden Schulen in Nordrhein-Westfalen sinkt weiter. Wie das Statistische Landesamt am Freitag in Düsseldorf mitteilte, besuchen derzeit gut 2,11 Millionen Kinder und Jugendliche eine solche Schule. Das sind 1,7 Prozent weniger als im Schuljahr zuvor.

Besonders stark fiel der Rückgang den Angaben zufolge an den Hauptschulen aus. Diese Schulform besuchen derzeit 188.055 Schüler und damit 6,7 Prozent weniger als im vergangenen Jahr. Auch die Zahl der Grundschüler nahm deutlich um 2,6 Prozent ab und liegt nun bei 662.860.

Gesamtschulen legen zu, Realschulen verlieren

Ein Plus können hingegen die Gesamtschulen verzeichnen. Hier stiegen die Schülerzahlen innerhalb eines Jahres um 1,3 Prozent auf 238.043 Schüler. Die Gymnasien verzeichnen praktisch unverändert 596.863 Schüler. Für eine Realschule entschieden sich 311.045 Kinder und Jugendliche und damit 1,7 Prozent weniger als im Jahr zuvor.

Die neue Gemeinschaftsschule in NRW soll ab 2011/2012 eine Antwort auf sinkende Schülerzahlen geben. Zudem will die rot-grüne Minderheitsregierung die Durchlässigkeit im Bildungssystem verbessern. Schüler sollen nicht mehr zu früh auf eine Laufbahn mit bestimmten Schulabschlüssen festgelegt werden. Vor allem Kinder aus sozial schwachen Familien sollen möglichst lang die Chance erhalten, Abitur zu machen.

Extra Förderung für Gemeinschaftsschulen

„Die Gemeinschaftsschule ist eine Ganztagsschule, die gymnasiale Standards mit einschließt“, formulierten SPD und Grüne im Koalitionsvetrag. In den Klassen 5 und 6 findet demnach für alle Schülerinnen und Schüler gemeinsamer Unterricht statt. Ab Klasse 7 werden entweder integrierte Lernkonzepte weitergeführt oder es wird nach Bildungsgängen differenziert. Am Ende der Klasse 10 können alle Schulabschlüsse der Sekundarstufe I erreicht werden.

Jede Gemeinschaftsschule ist mit einer Sekundarstufe II verbunden. Das kann eine gymnasiale Oberstufe am Standort sein, ein Oberstufenzentrum oder eine Kooperation mit Gesamtschule, Gymnasium oder Berufskolleg. Gemeinschaftsschulen bekommen vom Land eine extra Förderung, etwa zusätzliche Lehrerstellen und höhere Fortbildungszuschüsse.

Kritiker warnen vor der „Einheitsschule“

Kritiker, die am mehrgliedrigen Schulsystem festhalten wollen, warnen vor einer „Einheitsschule“. Sie äußern die Befürchtung, dass durch späte Leistungsdifferenzierung Talente und Neigungen der Schüler auf der Strecke bleiben. CDU und FDP fürchten um den Fortbestand des Gymnasiums. Die NRW-Linkspartei hält die rot-grüne Gemeinschaftsschule hingegen für halbherzig. Die Linke favorisiert die Gesamtschule.

Hintergrund der Einführung der neuen Schulform sind vor allem die sinkenden Schülerzahlen. Vor allem in ländlichen Kommunen mussten Schulen schließen. Seit Beginn des Jahrtausends ist die Zahl der Schüler, die in NRW von der Grundschule auf eine weiterführende Schule wechseln, um 30.000 auf rund 173.000 gesunken. Die Geburtenraten lassen darauf schließen, dass diese Zahl in zehn Jahren bei etwa 150.000 liegen wird. Das wäre ein durchschnittlicher Rückgang von 25 Prozent in 20 Jahren. Die Gemeinschaftsschule soll Kommunen mittelfristig die Möglichkeit bieten, Schulen fusionieren zu lassen. (dapd)