Duisburg. Mit dem Film „Marxlohland“ will Regisseurin Stephanie Hajdamowicz den Stadtteil zeigen, wie er wirklich ist. So inspiriert er jetzt Jugendliche.

Mit dem Dokumentarfilm „Marxlohland“ will die Duisburger Fernsehjournalistin Stephanie Hajdamowicz zeigen, wie der Stadtteil wirklich ist. Bei der jüngsten Aufführung in der Hamborner Leibniz-Gesamtschule, der ersten Schulaufführung überhaupt, wissen das ihre Zuschauerinnen und Zuschauer allerdings nur allzugut. Viele der gut 100 Zwölftklässler leben oder lebten selbst in Marxloh. Sie wissen um die vielen grundlegenden Probleme im Stadtteil, aber auch dass das schlechte Image als angebliche No-go-Area nicht dem Leben der Marxloher gerecht wird.

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Umso mehr freuten sie sich anschließend auf den Austausch mit Regisseurin Hajdamowicz und anwesenden Protagonisten des Films, Lokalpolitiker Claus Lindner und Geschäftsmann Halil Özet. Über sechs Jahre lang hat die Journalistin die Menschen begleitet, kennt die meisten schon deutlich länger. Ihr Dokumentarfilm bewertet nicht, sondern zeigt authentische Momentaufnahmen, lässt alle Aussagen und Schicksale nebeneinanderstehen. Darunter das vom Rumänen Octavian und seiner Familie, die zunächst in einer heruntergekommenen Wohnung und in Armut leben, während eine Nachbarin den Müll und den Lärm im Viertel nicht mehr erträgt und sich wünscht, alle Roma würden bald wieder aus Marxloh verschwinden.

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Solchen Marxlohern, die sich fremd, unverstanden und allein gelassen fühlen, stellt „Marxlohland“ Protagonisten gegenüber, die sich unbeirrbar für ihre Heimat und ihre Mitmenschen einsetzen und beharrlich gegen Vorurteile ankämpfen. Wie Pater Oliver Potschien vom Petershof, der Jugendlichen als Azubis neue Chancen bietet, ihnen aber auch klarmacht, dass sie selbst für ihre Situation verantwortlich sind und ihre Zukunft selbst gestalten müssen.

„Marxlohland“ inspiriert Oberstufenschüler aus dem Duisburger Norden

In der Aula der Leibniz-Gesamtschule avanciert Claus Lindner nach dem Abspann zum Star bei den Zwölftklässlern, die ihn ebenso bejubeln wie das gesamte Filmprojekt. Der Lokalpolitiker wird als Kümmerer dargestellt, der Hilfsbedürftigen im Stadtteil ohne Ansehen von Herkunft oder Religion unter die Arme greift. Viele Schüler bedanken sich bei ihm für sein Engagement. „Was ihr im Film seht, das sind Fehler der Politik“, lautet Lindners Botschaft. „Politisiert euch und bestimmt über euch. Lasst euch nicht fremdbestimmen“, so sein Appell, der längst nicht nur bei Schülersprecher Can Metin Karakaş auf fruchtbaren Boden trifft.

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Zwar geben nur knapp ein Drittel der Zwölftklässler an, sich und ihre Heimat in dem Dokumentarfilm voll wiederzufinden, während die Übrigen dies nur teilweise bestätigen oder sogar komplett verneinen. Sie alle aber sehen jetzt Halil Özet vom Medienbunker, der die Marke „Made in Marxloh“ erfunden hat, als Vorbild. Ebenso Pater Oliver, seine Mitarbeiterin Sylvia Brennemann oder den erfolgreichen Unternehmer Mahir Can von der Brautmodenmeile.

So verlassen viele Leibniz-Schüler die Vorführung optimistisch und voller Tatendrang. Sie wollen sich ebenfalls für Duisburger Norden einsetzen. Auch sie wollen helfen, gegen den schlimmen Ruf zu kämpfen, der ihrer Heimat und den Menschen dort anhaftet.