Duisburg. Eine Ausstellung beleuchtet, wie Marxloh zur gefragten Marke geworden ist. Halil Özet sieht die Brautmodenmeile als Modell für eine „Hochzeitsstadt“.

„Geh mal rein, dann kannst du gleich die Braut küssen“, begrüßt Halil Özet einen Freund, der sich die Ausstellung „Made in Marxloh“ im Kultur- und Stadthistorischen Museum am Innenhafen anschauen will. Die Sache hat aber einen Haken: Die Braut in der Schau über die berühmte Marxloher Imagekampagne hat gar keinen Kopf, sondern ist nur ein Kleid auf einer Schneiderpuppe. Özet grinst. „Man findet ja nicht immer alles so vor, wie man es gerne hätte“, sagt er hintersinnig, „dann muss man sich halt was einfallen lassen.“

Genau mit dieser Einstellung hat er zusammen mit dem Fotografen Rainer Kzonsek und anderen kreativen Köpfen seinen Heimatstadtteil Marxloh zu einer Marke gemacht und damit ein ganzes Stück nach vorne gebracht. Kzonseks Fotos dokumentieren in der Ausstellung, wie das Kollektiv des Marxloher Medienbunkers sein Viertel sieht und es neu in Szene setzt. Da gibt es natürlich jede Menge Bräute, die sich überall hin trauen, 2010 sogar einen Auftritt auf der Autobahn hatten – beim A-40-Stillleben. Und leere Ladenlokale, die man damals provisionsfrei mieten konnte.

„Als Hochzeitsstadt hätte Duisburg ein Alleinstellungsmerkmal“

Auch Müllecken wurden abgelichtet, denn es geht den Medienbunkerleuten nie darum, die unangenehmen Seiten des heimischen Multikulti-Quartiers zu ignorieren. Sondern darum, zur Abwechslung auch mal die guten Seiten zu zeigen. In der Fernsehecke mit den alten Cocktail-Sesselchen aus dem Medienbunker läuft Özets Imagefilm über Marxloh. Der Sprecher sagt: „Das beste hier sind die Menschen, jeder ist ein Künstler, mindestens ein Lebenskünstler.“

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Auf einem Foto hält die WDR-Journalistin Asli Sevindim eins der gelben „Made in Marxloh“-Schilder hoch, und das ist die reine Wahrheit. Auch wenn im Online-Lexikon Wikipedia interessanterweise extra angegeben wird, dass andere Quellen „Duisburg“ als Sevindims Geburtsort nennen. Halil Özet jedenfalls kann Marxloh und Duisburg zusammen denken ohne sich das Hirn zu verrenken: „Wieso sollte das Modell Marxloh mit der Brautmeile nicht für die ganze Stadt funktionieren?“ fragt er sich. „Als Hochzeitsstadt hätte Duisburg ein echtes Alleinstellungsmerkmal.“

Mietpreise sind gestiegen

Er hätte nichts gegen ein zweites Standbein in der Innenstadt, und der Medienbunker wird sich im nächsten Jahr mit einigen Projekten bei den Akzenten zum Thema „Heimat“ einbringen. Die Imagekampagne hat die Mietpreise für Ladenlokale auf der Brautmeile ganz schön in die Höhe getrieben. „Marxloh, das läuft“, sagt Özet knapp. Das merken auch andere. Kürzlich war Özet für einen Vortrag zu Gast bei den Mannheimern, die sich gerne was abgucken möchten von „Made in Marxloh“.

Museumsmitarbeiterin Kornelia Kerth-Jahn rollt gern den roten Teppich für die Marke Marxloh aus. Schließlich hat sie sich für die Ausstellungsreihe „Blickpunkt Stadt“ vorgenommen, einen Dialog zur offenen Stadtkultur zu initiieren.