Duisburg-Marxloh. Wenn es nicht aufs Geld ankommt: Weddingplaner kümmert sich um jedes Detail. Flüssiges I-Tüpfelchen ist der Schampus aus der goldenen Flasche.
Es soll der schönste Tag im Leben werden, perfekt inszeniert und dokumentiert auf unzähligen Fotos. Damit alles gelingt, darf’s auch ruhig ein bisschen teurer werden. Das Komplettangebot findet man auf der Brautmodenmeile in Marxloh: den Traum in Tüll, die Schampusflache in Gold mit persönlicher Gravur, Eheringe und edle Einladungskarten im Samtdekor, denn diesmal ist es nicht mit einem schnöden Mail getan. Wer sich den ganzen Hochzeitsstress, und in diesem Zusammenhang den ersten dicken vorehelichen Krach, ersparen will, engagiert am besten noch einen Weddingplaner dazu.
Diejenigen, die dann noch Wert auf eine gepflegte Adresse zum Feiern legen, kommen inklusive Bewirtung von rund 150 Gästen, schnell auf 30.000 Euro und mehr. Wobei Weddingplaner wie Serdar Cetinkaya auch noch mal mit 20 Prozent honoriert werden müssen. Für Geld kümmert sich der Organisator von Traumhochzeiten um jedes Detail: die Dekoration, einschließlich der Candy-Bar mit passenden Süßigkeiten, den Concierge-Service, der beim Ankleiden hilft. Er vermittelt einen Friseur, der ins Haus kommt, engagiert Musiker plus Fotografen und sucht nach der passenden Location. Zur Zeit sind gerade Motto-Hochzeiten gefragt, so Cetinkaya. Hoch im Kurs stehe auch die Vintage-Hochzeit im Stil der 1930er Jahre.
Drei Lagen Stoff über einem Reif-Gestell
Die Wahl des Hochzeitskleids übernimmt die Braut auch weiterhin persönlich – zu kompliziert ist die Entscheidung. Rund 40 Brautmodengeschäfte gibt’s in Marxloh. In jedem hängen einige hundert Modelle. Passt das Traumkleid nicht auf Anhieb, wird es umgearbeitet.
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Einmal im Leben Prinzessin sein, das ist immer noch der Traum zahlreicher Bräute. Dementsprechend heißen einige Läden Cinderella oder Princess. Meist kommen die Frauen mit ihrer Mutter, manche mit der künftigen Schwiegermutter. „Kommt immer drauf an, wer bezahlt“, weiß Melisa, Verkäuferin bei Brautmoden Yargic. Knapp 4000 Euro muss man hier für das teuerste Kleid hinblättern. Dafür bekommt die Braut eine Menge Stoff, der sich in drei Lagen über ein Reif-Gestell wallt. Melisa schätzt, dass das Kleid locker sieben bis acht Kilo auf die Waage bringt. „Alles mit der Hand genäht“, versichert die Verkäuferin.
Spitze, Applikationen und Tüll sind aufwändig verarbeitet. Auch an Perlen und Glitzersteinchen wurde nicht gespart. Also eher ein Modell für die türkische Kundin. „Deutsche Frauen mögen es in der Regel schlichter“, weiß die Fachfrau. Hauptklientel im Laden sind türkische Bräute – oder arabische Frauen, die nach ihrer Erfahrung noch ein bisschen mehr „Bling-bling“ wünschen.
Werben um deutsche Kundinnen
Einige Brautmoden-Händler rund um das Pollmann-Eck versuchen neuerdings, mehr deutschstämmige Kundinnen anzusprechen. Sie bieten entsprechend schlichtere Modelle an. Bei Schülerinnen, die ein Kleid für den Abiball suchen, klappe das schon ganz gut.
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Mehr deutsche Kunden, daran arbeitet auch Ufuk Yildirim. Als stellvertretender Vorsitzender des Werberings Marxloh setzt er sich dafür ein, dass die Läden auch auf Deutsch ausgeschildert sind – also nicht nur Gelinlik, sondern auch Brautmoden im Firmennamen führen.
Das I-Tüpfelchen in flüssiger Form
Er selbst verdient auch an Hochzeiten. Als besonderes I-Tüpfelchen in flüssiger Form bietet Yildirim für die Feier die persönliche Sektflasche für knapp 70 Euro an. Dabei kommt es maßgeblich auf die Verpackung an. Die Flasche in Goldfolie oder mattem Schwarz, auf der die Namen des Brautpaars eingraviert sind, macht was her.
Das Geschäft mit der Traumhochzeit
Die Brautmoden-Meile in Marxloh ist mittlerweile ein bedeutender Wirtschaftsfaktor im Duisburger Norden. Angefangen hat es in den 90er Jahren mit zwei Geschäften. 2017 haben Studenten der Uni Duisburg-Essen im Rahmen ihrer Masterarbeit 112 Geschäfte gezählt, die im weitesten Sinne etwas mit Hochzeit zu tun haben. Die Zahl hat sich seitdem nicht wesentlich verändert, obwohl man im Verlauf der Weseler Straße oder Kaiser-Friedrich-Straße einige leerstehende Ladenlokale entdeckt.
In einer Befragung von 102 Passanten gaben 74 an, dass sie v orhaben, etwas für eine Hochzeit zu kaufen. Der Großteil der Befragten konnte oder wollte nur zwischen 500 und 1000 Euro dafür ausgeben – also weit entfernt von Luxusartikeln.
Wenn es das Konto oder der Kreditrahmen zulässt, sind nach oben keine Grenzen gesetzt. Ob die Traumhochzeit der Grundstein für eine glückliche Ehe ist? Bei einer Studie der Emory-Universität im amerikanischen Atlanta kam heraus: Je billiger die Hochzeit, desto stabiler die Ehe. Befragt wurden 3000 Paare.