Marxloh. Beim ersten „Poetry-Slam“ im Marxloher Medienbunker waren 80 Gäste und Veranstalter Halil Özeit begeistert von Wortgewandtheit und Kreativität.
Es ist ein trister Abend, es regnet, ist bereits dunkel und die meisten Menschen verkriechen sich in ihren Häusern. Die Marxloher Straßen sind wie leer gefegt. Beim Betreten des Medienbunkers am Johannismarkt ändert sich die Szenerie, dort scheint die Bühne bunt wie nie – um direkt eine Annäherung an das Thema „Poetry-Slam“ zu schaffen. Fröhliche Menschen aller Altersgruppen warten auf Moderator Malte Küppers.
Am Sonntag fand in Marxloh erstmalig ein „Poetry-Slam“ statt, ein Wettbewerb, bei dem selbst geschriebene Texte innerhalb einer bestimmten Zeit dem Publikum vorgetragen werden. Die Zuhörer küren anschließend den Sieger.
Sechs Poetry Slammer aus Duisburg und Umgebung kamen extra in den Duisburger Norden um gegeneinander anzutreten.
Zu Beginn traten jeweils zwei Künstler gegeneinander an. Ins Finale kam die Person, die vom Publikum lauter beklatscht wurde. Teilnehmer waren sowohl professionelle Slammer als auch Amateure. Anschließend traten die Finalisten gegeneinander an. Kevin Galuszka aus Neudorf interessiert sich schon seit mehreren Jahren für die Kunstform: „Ich habe auf Facebook gesehen, dass ein Wettbewerb hier in Marxloh statt finden soll. In gewisser Weise hat mich die Lokalität abgeschreckt, denn ich wusste mit dem Begriff Medienbunker nichts anzufangen, doch jetzt, wo ich ein mal hier bin, finde ich das sehr cool“, sagt er.
Dass Marxloh nicht nur aus Problemen besteht, sondern auch schöne Ecken hat und Raum für Kultur bietet, möchten auch Moderator Küppers und Gastgeber Halil Özet den Menschen zeigen.
„Marxloh ist sehr vorurteilsbehaftet und wir wollen das ändern, indem wir im kleinen Anfangen und dafür sorgen, dass die Menschen aus Marxloh und außerhalb, hier einen guten Poetry Slam sehen, die Kunstform näher kennen lernen und vor allem Spaß haben.“, sagt Halil Özet. Der Macher des Brands „Made in Marxloh“, der sich für die Stadtteilentwicklung einsetzt, hat das Ziel, Vorurteile gegenüber dem Stadtteil abzubauen. Wegen des großen Andrangs werden auch im März und im Mai weitere Poetry Slams in Marxloh stattfinden. Die Nachfrage ist so groß, dass viele der Zuschauer stehen müssen.
Junge und alte Menschen
„Ich bin froh darüber, dass die Veranstaltung hier so gut angenommen wird. Es überrascht mich positiv, wer hier im Publikum sitzt, denn man hat es nicht oft, dass Menschen mit den verschiedensten Herkünften und junge sowie alte Menschen, so selbstverständlich beeinander sitzen.“
Auch Mustafa Siala ist begeistert von der Idee Poetry Slams in Marxloh stattfinden zu lassen. Der 37-Jährige tritt seit einigen Jahren bei solchen Wettbewerben auf. „Poetry Slam geht einher mit Gesellschaftskritik und gerade in Problemvierteln wie Marxloh ist es wichtig, bestimmte Tabuthemen anzusprechen. Dass hier jeder Stuhl besetzt ist und Menschen im Stehen, darauf warten, dass wir anfangen zeigt, dass die Menschen hier nicht auf den Kopf gefallen sind und sich für Kultur, Literatur und auch Politik interessieren. Auch zukünftig sollten die Menschen hier die Chance bekommen, an solchen Veranstaltungen teilzunehmen.“
Die Teilnehmer auf der Bühne thematisierten Themen wie Flüchtlinge, Kriege, Depressionen und Gleichberechtigung. Es gab an dem Abend zwei Sieger, da man nicht feststellen konnte, bei wem der Finalisten der Applaus lauter war. Den Poetry Slam gewannen Florian Stein aus Bochum und „AK“ aus Neumühl.