Duisburg-Obermarxloh. In einem Duisburger Mehrfamilienhaus frieren Familien bereits seit Tagen, weil die Zentralheizung kaputt ist. So reagiert die Vermieterin LEG.
Familienvater Servan Demirsoy macht sich ernsthafte Sorgen um seine beiden kleinen Kinder. Der Student lebt mit seiner Ehefrau, der fünfjährigen Tochter und dem einjährigen Sohn zur Miete in einem Mehrfamilienhaus an der Knappenstraße in Duisburg-Obermarxloh. Die Familie flieht aber inzwischen tagsüber zu den Schwiegereltern, damit niemand mehr frieren muss. Denn schon seit anderthalb Wochen sei die Zentralheizung ausgefallen und auch das fließende Wasser bleibe kalt, schildert der 28-Jährige im Gespräch. Das sei allein in diesem Dezember bereits der zweite mehrtägige Ausfall. Nach einer Reparatur hat die Heizung demnach nur zwei Tage lang funktioniert, bevor das Wohnhaus erneut kalt blieb. Von der Vermieterin, der Wohnungsgesellschaft LEG, fühlt sich das Ehepaar im Stich gelassen.
„Wir haben hier teilweise nur fünf oder sechs Grad in der Wohnung. Das ist unmenschlich“, sagt Demirsoy, „meine Kinder haben schon lila Hände.“ Er berichtet weiter, dass die Heizung bereits am 8. Dezember defekt war, bis sie schließlich am 10. Dezember kurzweilig wieder funktionierte. Seit dem 12. Dezember herrsche aber wieder Kälte. „Hier wohnen zehn Familien, wir frieren alle.“ Vor allem, als es draußen minus sieben Grad kalt war.
Tägliche Schadensmeldungen: Duisburger LEG-Mieter sind ohne Heizung und warmes Wasser
Für Notfälle wie Heizungsausfälle verweist die LEG ihre Mieter an einen ausgelagerten Reparatur-Notdienst. „Dort rufe ich jeden Tag ein- bis zweimal an und habe schon mit 15 verschiedenen Mitarbeitern gesprochen“, so Demirsoy. Jedes Mal habe er im Anschluss aber eine falsche Schadensmeldung zugeschickt bekommen, und die kalte Wohnung sei von der Firma meist gar nicht erst als Notfall eingestuft worden.
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Dabei ist er natürlich nicht der einzige Hausbewohner, der sich wegen der kaputten Zentralheizung, fehlendem Warmwasser und kalter Wohnung beim Reparaturservice meldet. Wie seine Nachbarn fühlt er sich jedoch „abgewimmelt“ statt ernst genommen. Deshalb hat er zuletzt die LEG direkt angerufen und ihr nach eigenen Angaben das Versprechen abgerungen, dass sich das Wohnungsunternehmen um das Problem kümmern und Familie Demirsoy zurückrufen werde. Passiert ist bislang nichts.
Diese Funkstille ärgert den jungen Familienvater am meisten. „Es kann immer sein, dass etwas defekt ist. Dass etwas kompliziert zu reparieren ist. Aber wir werden im Dunkeln gelassen.“ Von dem Wohnungskonzern wünscht er sich eine Lösung. „Das ist ja kein komplexer Fall“, weiß der Jurastudent, der sich auch mit Mietrecht auskennt. Zunächst hat er sich einen kleinen Heizlüfter besorgt und wird die Miete bis zur Reparatur kürzen. Doch der Heizlüfter bläst nicht den ganzen Tag warme Luft durch die Wohnung. Weil das Gerät so viel Strom frisst, dass die Demirsoys es nur sehr dosiert einsetzen – aus Angst vor einer Kostenexplosion.
Eltern mit frierenden Kindern flüchten tagsüber zu Verwandten
Stattdessen kehrt er nun täglich mit seiner Familie bei seinen Schwiegereltern in Bruckhausen ein. In dem Haus leben auch die erwachsenen Geschwister seiner Ehefrau. „Wir haben einen großen Familienzusammenhalt“, ist Servan Demirsoy dankbar.
Doch auf solch eine Hilfe können längst nicht alle seine Nachbarinnen und Nachbarn zurückgreifen. In dem Zwölfparteienhaus leben auch Flüchtlingsfamilien aus Syrien, Afghanistan oder Afrika. Sie können der Kälte nicht entfliehen, so Demirsoy, kennen teils ihre Rechte nicht und können noch nicht alle gut genug Deutsch, um sich durch Bandansagen durchzukämpfen, um eine Schadensmeldung zu machen. Doch alle machen sich Sorgen um die vielen kleinen frierenden Kinder im Haus.
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Alle Mieter mummeln sich nachts zum Schlafen in mehrere Pullis, warme Decken, tragen Handschuhe und füllen sich Wärmflaschen mit Wasser aus dem Wasserkocher. Von der LEG erhoffen sie sich eine Lösung, bestenfalls eine nachhaltige Reparatur. Vielleicht sogar ein Hotelzimmer, solange die Zentralheizung ausfällt. Zumal sie bereits im Sommer und im Winter 2021 defekt gewesen sei. Familie Demirsoy fehlt aktuell das Geld, selbst einen Heizungsmonteur zu beauftragen, doch die Nachbarn wollen vielleicht zusammenlegen, falls die LEG länger untätig bleibt.
Vermieterin LEG will bis zur Reparatur Heizlüfter stellen und Stromkosten übernehmen
„Selbstverständlich sind wir bei dem Heizungsausfall sofort tätig geworden und haben uns gekümmert“, sagt Unternehmenssprecher Mischa Lenz auf Anfrage. Allerdings nennt er als erste Störungsmeldung den 15. Dezember. Demnach war ein Feuerungsautomat defekt, wurde „umgehend bestellt und direkt nach seiner Lieferung, am 17. Dezember, eingebaut“. Die Anlage sei danach wieder in Betrieb gewesen. Eine erneute Störung wurde am 19. Dezember gemeldet, und die LEG habe daraufhin die Herstellerfirma der Heizungsanlage hinzugezogen.
Heizungsausfälle in Duisburg- Darauf haben Mieter Anspruch„Wir werden für alle übrigen Mieter nun zur Sicherheit weitere Heizlüfter anliefern, falls der Ausfall noch länger dauern sollte“, so der LEG-Sprecher weiter. „Für die Kosten der Lüfter kommen wir auf, ebenso für die für deren Betrieb anfallenden Stromkosten, die wir unseren Mietern mit einer Pauschale erstatten werden.“ Der Konzern werde „weiterhin mit Hochdruck an einer Lösung arbeiten und unsere Mieter umfassend informieren“. Zudem kündigt die LEG an, den Betroffenen „Mietminderungen im gesetzlich üblichen Umfang“ zu gewähren.
Servan Demirsoy und seine Familie glauben noch nicht, dass sie schnell wieder eine warme Wohnung und warmes Wasser haben. Er hofft aber, dass seine Vermieterin den Fall an der Knappenstraße zum Anlass nimmt, künftig das ganze System für Störungsfälle zu ändern.