Duisburg-Walsum. Das Duisburger Fischrestaurant Walsumer Hof kann der Multikrise noch trotzen. Nicht alle Maßnahmen sind beliebt, könnten aber unumgänglich sein.
Die aktuelle Multikrise mit explodierenden Energiepreisen und steigenden Lebenshaltungskosten trifft derzeit alle Duisburgerinnen und Duisburger. Die Gastronomen sind davon gleich doppelt betroffen, weil nicht nur ihre Ausgaben steigen, sondern auch ihre Kundschaft weniger im Portemonnaie hat und seltener ausgeht oder Essen bestellt. Das spüren längst auch erfolgreiche Gastro-Betriebe wie das beliebte Fischrestaurant Walsumer Hof.
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„Die Pandemie ist noch nicht vorbei. Jetzt kommen noch die hohen Energiekosten dazu“, sagt der Betreiber Matthias Langhoff. „Die gesamten Kosten fliegen uns um die Ohren, und wir wissen ja nicht, wie es mit dem Ukraine-Krieg weitergeht.“ Auf diese Ausnahmesituation müssen alle Restaurants reagieren, doch mit einer angedachten Maßnahme stieß Langhoff bei seinen Kundinnen und Kunden auf so wenig Gegenliebe, dass er sie erst gar nicht umsetzte. Die Kostenexplosion könnten ihn aber schon bald dazu zwingen.
Walsumer Hof denkt in der Energiekrise über verkürzte Öffnungszeiten nach
Bereits im Sommer kündigte das Fischrestaurant an der Römerstraße an, vielleicht in der kalten Jahreszeit, den „Betrieb vorübergehend energietechnisch herunterzufahren und die Öffnungszeiten anzupassen“. Konkret sollte – neben den beiden Ruhetagen Montag und Dienstag – der Mittwoch nur noch für Außerhausverkauf mit kleiner Speisekarte und für das „Camping Dinner“ im Wohnwagen, das es in den Corona-Lockdowns gab, öffnen. Als dieses Gedankenspiel aber auf der Website und bei Facebook veröffentlicht wurde, seien genug negative Reaktionen auf das Restaurant und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingeprasselt, dass der Chef vor dieser Maßnahme zurückschreckte.
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„Das Feedback war schlecht, besonders im Netz haben sie uns ein bisschen rund gemacht“, begründet Langhoff, warum er zunächst weiterhin mittwochs fürs À-la-carte-Geschäft öffnet. Das Wichtigste: Die Umsätze seien immer noch da, jedoch werde der Gewinn aufgefressen. Ganz ohne weitere Anpassungen ging es aber auch im Walsumer Hof nicht. So behält das Restaurant etwa die in der Corona-Zeit erfolgreichen Tischzeiten für Gäste von gut anderthalb Stunden bei. So sollen sie trotzdem mit ihrer Familie oder mit Freunden eine gute Zeit haben, ohne dass sie bis tief in die Nacht noch im Lokal bleiben.
Außerdem gibt es eine kleinere, saisonale Speisekarten. So könne Langhoff bestmöglich auf schwierige Übersee-Lieferketten für Fisch und Meeresfrüchte sowie auf Preisschwankungen reagieren, ohne Warenqualität einzubüßen. Zumal die Mehrkosten nur bedingt an die Kunden weitergegeben werden können – egal, wie gut das Essen auch schmecke oder wie gut die Stimmung beim Restaurantbesuch sei.
Ein gutes Weihnachtsgeschäft schützt vor schmerzhaften Einsparungen
Dass der Mittwoch bis auf Weiteres als regulärer Öffnungstag bestehen bleibt, hat der Walsumer Hof aber den Gästen zu verdanken. Allen Negativkommentaren aus dem Sommer zum Trotz, unterstützen viele Walsumer das beliebte Lokal und kommen insbesondere jetzt im wichtigen Weihnachtsgeschäft, so dass die Küche mittwochs gut 60 Essen verlassen.
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Gerettet ist sein Fischrestaurant damit noch nicht. „Der Supergau kommt nächstes Jahr“, sagt der Gastronom mit Blick auf die Kostenexplosion. Wie lange der Walsumer Hof daher fünf reguläre Öffnungstage behält, könne er nicht versprechen. „Wir müssen uns immer auf die Situation einstellen und permanent an der Stellschraube drehen.“ Derzeit überlegt er sogar, spätestens ab 2024 für seine Belegschaft, die trotz Pandemie und Energiekrise hochmotiviert sei, eine echte Viertagewoche einzuführen.
Kostenexplosion: Duisburgs Gastronomen bleiben kaum mehr Möglichkeiten
Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) bemerkt „eine deutliche Konsumzurückhaltung“ bei Gästen in Duisburg. Denn sie seien genauso wie die Gastronomen von der Energiekrise und den höheren Lebenshaltungskosten betroffen.
Für den örtlichen Vorsitzenden Marc Weber ist in seiner Branche seit den Corona-Zeiten „das Einsparpotenzial längst erschöpft“ und 2021 sei „katastrophal“ gewesen. Mit höherem Mindestlohn, Personalmangel und Energiekosten, die nun 20 statt vormals fünf bis sieben Prozent vom Umsatz auffressen, bleibe Gastronomen eigentlich nur, die Preise zu erhöhen oder die Öffnungszeiten zu verringern. Seine eindringlicher Rat: „Wenn schwache Tage weiter schwächeln, müssen sie gestrichen werden.“
Allerdings sieht er im stets wichtigen Weihnachtsgeschäft eine Chance für viele Gastro-Betriebe. Dem Walsumer Hof hat die gestiegene Nachfrage in der Adventszeit geholfen.