Duisburg-Obermeiderich. Die Stadt Duisburg muss ihre laufenden Pläne für einen großen Supermarkt in Obermeiderich begraben. Die Gründe liegen jenseits der Stadtgrenze.
Ein großer, moderner Supermarkt sollte die Nahversorgung in Obermeiderich deutlich verbessern. Zwischen der Autobahn 3 und der Grenze zu Oberhausen wollte die Stadt Duisburg an der Obermeidericher Straße einen Vollsortimenter ansiedeln und wusste dabei die Bezirksvertretung Meiderich/Beeck geschlossen hinter sich. Jetzt der Paukenschlag: Der Regionalverband Ruhr (RVR) verhindert dieses Vorhaben. Er erhebt maßgebliche Einwände gegen die geplanten Änderungen am Bebauungsplan und am Flächennutzungsplan, ohne die der Supermarkt nicht gebaut werden darf.
Ein Vollsortimenter sollte eigentlich die bestehenden Läden von Penny und Kik ersetzen. Mit einer Verkaufsfläche von rund 1400 Quadratmetern wäre der Markt zwar nur unwesentlich größer geworden als die beiden Discounter zusammen, dennoch führt der Regionalverband Ruhr gegen dieses Bauvorhaben einen Konflikt zum übergeordneten Regionalplan an. Das geht laut der Stadt Duisburg aus einer Stellungnahme hervor, die kürzlich im Rathaus eingetroffen ist.
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Als Träger der Regionalplanung im Ruhrgebiet will der RVR auch den Einzelhandel in der Region steuern und lehnt deshalb den Vollsortimenter als zu groß ab. Läden mit einer Verkaufsfläche dieser Größe sind nur in sogenannten zentralen Versorgungsbereichen gestattet, zu denen das fragliche Gebiet in Obermeiderich nicht gehört.
Supermarkt-Pläne beerdigt: Der Grund liegt jenseits der Stadtgrenze
„Es gibt Ausnahmen, und darauf hatten wir gesetzt“, sagt Stadtplaner Patrick Huhn im Gespräch mit der Redaktion und verteidigt den Supermarkt, der die beiden Discounter ersetzen sollte, als „Planung mit einem gewissen Gewicht“, die ein „richtiges und gutes Ziel“ für den Stadtteil verfolgt habe.
Davon allerdings konnte die Stadt Duisburg den Regionalverband nicht überzeugen. Anders als etwa für das künftige Ostermann-Möbelhaus auf dem Zeus-Gelände verweigert diesmal der RVR eine Ausnahme für den Supermarkt und weist das Gebiet nicht als Sonderstandort aus. Die Gründe dafür liegen jenseits der Stadtgrenze.
Im benachbarten Alstaden liegt, erläutert der Stadtplaner einen Aspekt der RVR-Stellungnahme, ein zentraler Versorgungsbereich, in dem also Läden mit Verkaufsflächen über 800 Quadratmeter erlaubt und vorgesehen sind. Außerdem gebe es im dortigen Nahversorgungszentrum noch ein freies Grundstück für großflächigen Einzelhandel. Darauf könnte, zumindest theoretisch, der Supermarkt gebaut werden – ganz regulär, ohne Sondergenehmigung. Dieses Einkaufsgebiet und die Umsätze der dortigen Händler will der Regionalverband offenkundig nicht durch einen großen Supermarkt kurz vor der Grenze zu Alstaden gefährden.
„Unglücklich gelaufen“: Stadt Duisburg sieht keine Versäumnisse bei der Projektplanung
„Das ist unglücklich gelaufen“, bedauert Patrick Huhn, dass das Supermarktprojekt geplatzt ist. Versäumnisse im Rathaus sieht er allerdings nicht, den Einspruch gegen das Bauvorhaben haben die städtischen Fachleute demnach nicht vorhersehen können. Dass man ein Bebauungsplanverfahren „unvollendet beerdigen muss“, betont Huhn, sei einerseits äußerst selten. Andererseits sei der neue Bebauungsplan schon auf den Weg gebracht worden, bevor das Oberverwaltungsgericht in Münster durch ein wegweisendes Urteil die Rahmenbedingungen für solche Projekte erschwerte.
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Ebenso schade wie die städtischen Fachleute findet Bezirksbürgermeister Peter Hoppe das jähe Ende der Supermarktpläne. Das mit dem Vorhaben verbundene größere Sortiment sowie das zusätzlich angedachte neue Café oder Bistro, hätte der Nachbarschaft gut getan. In der jüngsten Entwicklung sieht er aber auch einen Auftrag an die Politik und die Verwaltung: „Die Einkaufsmöglichkeiten müssen bleiben“, fordert Hoppe, insbesondere Penny sei wichtig für die Versorgung des umliegenden Wohnquartiers.
Die Zukunft von Penny und Kik in Obermeiderich ist entschieden
Die Sorge vor Leerständen ist jedoch unberechtigt. Das teilt die Eigentümerin der beiden Immobilien und des dazugehörigen 6200 Quadratmeter großen Geländes, die FIM-Unternehmensgruppe aus Bamberg, auf Nachfrage mit. „Unsere beide Bestandskunden sind mit dem Standort sehr zufrieden, und es bestehen langfristige Mietverträge“, so ein FIM-Sprecher. Er verweist zusätzlich darauf, dass Penny erst kürzlich die Filiale modernisiert und aufs aktuellste Verkaufskonzept umgestellt hat.
„Die Nahversorgung bleibt damit gedeckt“, ordnet Stadtplaner Patrick Huhn die Einkaufssituation an der Obermeidericher Straße ein. Ideen zur Verbesserung bleiben natürlich weiterhin erwünscht und sind bei Politik und Verwaltung willkommen.
>> NICHT NUR BEFÜRWORTER
- Der Supermarkt als Ersatz für die Discounter Penny und Kik hatte nicht nur Befürworter.
- So befürchteten einige verkehrslärmgeplagte Anwohner, dass durch das Projekt einerseits mehr Kundschaft dorthin fahren würde. Außerdem rechneten sie wegen des größeren Sortiments des geplanten Supermarkts mit mehr Lieferverkehr.