Oberhausen. Gleich drei große neue Märkte sind an der Bebelstraße und in ihrem Hinterland geplant. Die direkten Nachbarn reagierten entsetzt.

Seit Jahren fristet das Nahversorgungszentrum Alstaden im mittleren Abschnitt der Bebelstraße ein bescheidenes Dasein. Aber in Zukunft, da soll es ganz groß herauskommen. Das wurde vor kurzem bei einer Konferenzschaltung im Internet bekannt. Oberbürgermeister Daniel Schranz hatte Interessierte zur Teilnahme daran eingeladen. Über 80 Personen folgten seinem Aufruf.

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Für das Gebiet auf der Ostseite der Bebelstraße zwischen der kleinen Wohnstraße Brögel im Norden, der Bahnstrecke im Westen und der Straße Rehmer im Süden wird ein neuer Bebauungsplan aufgestellt. Der Auftrag des Stadtrates dazu ist schon zehn Jahre alt. So ein Bebauungsplan ist eine große Karte, auf der genau eingetragen wird, wo und wie künftig neu gebaut werden darf. Dafür gibt es neuerdings einen großen Interessenten: Rewe. Zuvor waren die Besitzverhältnisse schwierig.

Netto-Markt soll ins Hinterland umziehen

Wo sich bislang einzig der Netto-Markt an der Bebelstraße mit seinem Parkplatz befindet, dazu noch eine Trinkhalle, wird grundlegend umgeplant: In das modernisierte Gebäude des heutigen Netto soll ein Drogerie-Markt einziehen, der seine Waren auf 950 Quadratmetern Fläche anbietet. Das ist die sogenannte Verkaufsfläche. Für den Netto soll im dortigen Hinterland, das bislang unbebaut ist, neu gebaut werden. Er würde es damit künftig auf 1100 Quadratmeter Verkaufsfläche bringen. Zum neuen Publikumsmagneten aber soll ein großer Rewe gleich daneben werden, der auf 1850 Quadratmeter Verkaufsfläche käme.

Außerdem sind dort vorgesehen ein Stützpunkt für einen Rettungswagen und ein Park&Ride-Platz für einen S-Bahn-Haltepunkt.

Nur 185 Parkplätze

Die Neubauten fallen so umfangreich aus, dass die Planer bei der Konferenzschaltung selbst einräumen mussten, dass die 185 Parkplätze für die drei Märkte, für die noch Platz bleibt, wenig sind. Sie hoffen, dass viele Kunden mit Fahrrädern oder zu Fuß kommen.

Allerdings bereiten ihnen selbst diese 185 Parkplätze Sorgen. Das Linksabbiegen von der Bebelstraße aufs Gelände könnte für Autofahrer zum Geduldsspiel werden. Deshalb wollen die Planer eine Ausfahrt, die es heute von dem urwüchsigen Gelände im Hinterland auf die Straße Rehmer gibt, wiederbeleben.

Planung ist noch ziemlich am Anfang

Die Reaktionen der Bürger, die sich bei der Internet-Konferenz zu Wort meldeten, fielen ziemlich kritisch aus. Da wurde nach einem anderen Standort für die Rettungswache gefragt, zugunsten von mehr Parkplätzen. Es gebe keinen besseren dafür, hieß es von Seiten der Planer.

Wie konkret die Planung ist, wurde gefragt. Man sei noch ziemlich am Anfang, lautete die Antwort.

Nachbarn reagieren empört

„Ich bin unmittelbare Anwohnerin. Was tun Sie für mein Bedürfnis nach Ruhe?“, fragte eine Teilnehmerin. Sie befürchte hohe Belastungen durch Lärm und Abgase. Zur Antwort bekam sie, dass auf dem Gelände ja heute schon gebaut werden kann, nur keine Märkte. Viele Einzelheiten würden ja erst noch untersucht. Durch die Ampelschaltung aber könne der Verkehrsfluss noch gesteuert werden. Eine Verbesserung sei auch nicht das Ziel dieser Planung, sagte der Verkehrsgutachter. Vielmehr gehe es darum, die drei Märkte dort noch möglich zu machen.

Zuvor hatte der beauftragte Lärmgutachter dargelegt, dass der Verkehr auf der Bebelstraße und auf der Bahnstrecke schon heute laut ist. Eine Mitarbeiterin aus dem Rathaus erinnerte daran, dass die Bebelstraße bereits Flüsterasphalt hat.

Konkurrenz für Bero-Zentrum und Innenstadt

Ein Anwohner der Straße Rehmer erklärte die Planung für „ökonomischen Unfug“. „Wir sind mit dem Bero-Zentrum gut versorgt.“ Außerdem schade das Warenangebot der Innenstadt. Wegen der künftigen Hitzebildung sollte man möglichst viele Freiflächen erhalten und ansonsten nur eine „sanfte“ Wohnbebauung vorsehen.

"Es ist unmöglich, was Sie da vorhaben, der absolute Wahnsinn“, äußerte sich eine andere Frau. „Wir befürchten, dass es deutlich lauter wird“, erklärte eine dritte Anwohnerin. Unter den Personen, die sich nur schriftlich äußerten, gab es aber auch Stimmen, die ein größeres Warenangebot vor Ort begrüßten.

Ein Stadtplaner erwiderte, in Alstaden gebe es Bedarf für eine bessere Nahversorgung. Auch weil immer mehr Menschen zuziehen würden. Die drei geplanten Märkte seien eine ideale Kombination.

Bürgerinnen und Bürger erhalten noch ein zweites Mal Gelegenheit zur Stellungnahme

Parallel zur Bürgeranhörung für den Bebauungsplan Nr. 674 Bebelstraße, um den es geht, werden auch andere Behörden und öffentliche Stellen angehört, zum Beispiel die Kirchen und die Energieversorger, wie sie zu den Absichten stehen.

Die Beamten im Rathaus werten alle Anregungen aus, stellen ihr Fazit den gewählten Volksvertretern in Stadtrat und Bezirksvertretung vor. Im Anschluss liegt die große Karte zur Einsicht für alle Interessierten aus.

Danach müssen die Lokalpolitiker entscheiden, wie sie mit eventuellen Einwänden umgehen. Sie sind es dann auch in zwei bis drei Jahren, die die große Karte als eine Art Ortsgesetz, als Satzung, beschließen. Danach kann dann gebaut werden.