Duisburg-Neumühl. Lieferanten und Handwerker dürfen nicht mehr zum Haupttor eines Duisburger Kleingartenvereins fahren. Der Vorstand bangt nun um den Fortbestand.

Es ist der Kampf des kleinen gallischen Dorfes gegen das mächtige römische Imperium. Damit vergleicht Axel Salzmann derzeit seinen Zwist mit der Stadt Duisburg. Jedoch haben die Gallier diesmal keinen Zaubertrank und ihr Dorf ist der Kleingartenverein „Blüh auf Bergbau“ in Neumühl. Seit 14 Monaten liegen die Kleingärtner wegen des Wegerechts für ihre Zufahrt schon mit dem Rathaus im Clinch. In dem Konflikt sieht der Vorsitzende Salzmann den Fortbestand des Vereins bedroht.

Der Haupteingang der Anlage liegt an einem rotgeschotterten Serviceweg, der früher zur Weberstraße gehörte. Er führt weiter zum Iltispark und wird von den städtischen Wirtschaftsbetrieben betreut. Fahrzeuge dürfen ihn nur noch mit Sondergenehmigung befahren und dort parken, die kostet pro Tag und Fahrzeug 55 Euro. Genau das könnte den Verein in arge Bedrängnis bringen.

Auf der früheren Weberstraße in Duisburg-Neumühl gilt ein Fahrverbot. Handwerker und Lieferanten, die dort zu den Kleingärtnern fahren, brauchen kostenpflichtige Sondergenehmigungen aus dem Rathaus. Die Kosten dafür legen sie auf den Verein um.
Auf der früheren Weberstraße in Duisburg-Neumühl gilt ein Fahrverbot. Handwerker und Lieferanten, die dort zu den Kleingärtnern fahren, brauchen kostenpflichtige Sondergenehmigungen aus dem Rathaus. Die Kosten dafür legen sie auf den Verein um. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

„Wir wollen hier nur zur Bewirtschaftung unserer Anlage reinfahren dürfen“, sagt Salzmann verweist auf Lieferanten von Gasflaschen, den Schornsteinfeger oder Handwerker. Es gehe ihm ausdrücklich nicht darum, dass die 82 Mitglieder ihre Bierkästen oder ihren Grünschnitt besser transportieren können. Auch das bestehende Fahrverbot auf dem eigentlichen Vereinsgelände soll sich nicht ändern.

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Dienstleister sollen aber, das fordern die Kleingärtner, die fast 70 Meter vom Beginn des Schotterwegs an der Kreuzung zur Halfmannstraße bis zum Eingangstor überbrücken dürfen, ohne die 55 Euro zahlen zu müssen. „Falls es auch früher schon verboten war, zum Tor zu fahren, wurde es jahrelang geduldet“, merkt der Vorsitzende an. Damit ist jedoch Schluss, seitdem das Rathaus im Juni 2020 das Fahrverbot auf aufmerksam machte und Bußgelder androhte.

Umgehend bemühte sich der Verein um eine dauerhafte Sondergenehmigung, doch die Wirtschaftsbetriebe lehnten ab. Seither beantragen Schornstein oder Lieferanten, koordiniert durch den Verein, eine Tageserlaubnis bei der Stadt, um auf dem Schotterweg bis zum Haupttor fahren zu dürfen. Wird jemand zudem krank, oder schafft den Termin aus anderen Gründen nicht, fallen Antrag und Gebühr erneut an. Die Dienstleister legen die Mehrkosten auf den Vorstand um, berichten die Hobbygärtner.

Regelung der Stadt Duisburg zerstört wichtige Einnahmequelle der Kleingärtner

Schlimmer jedoch wiegt für die Neumühler, dass diese Gebühren eine wichtige Einnahmequelle versiegen lassen: Der Vorstand vermietet das Vereinsheim für private Feiern wie Geburtstage oder Hochzeiten an Mitglieder. Das Geld fließt in den Erhalt der Gartenanlage.

Natürlich waren die Vermietungen ohnehin wegen der Corona-Pandemie lange nicht möglich. Allmählich mehren sich die Anfragen aber wieder. Erst am Wochenende fand etwa eine Tauffeier statt. Gerade solche Privatfeiern sind aufwendig: Da kommen etwa Caterer mit Essen, Getränkelieferanten, manchmal ein DJ mit Musikanlage. Ohne die Sondergenehmigung müssen sie alle ihre Ware oder Ausrüstung mit der Schubkarre zum Tor hieven. Das sei bereits vorgekommen.

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Indes fordert die Stadt, die Gartenanlage nicht zum Haupttor anzufahren, sondern über einen öffentlichen Zugang am anderen Ende des Geländes. Dort liegt an einem Parkplatz ein schmaler, kurviger Matschweg zum Hintereingang. Jedoch berichten die Gärtner, dass selbst Kleinwagen dort kaum fahren können.

Daher ist Axel Salzmann überzeugt, dass weiterhin Sondergenehmigungen bis vors Haupttor nötig bleiben und rechnet mit Mehrkosten für den Verein von mehr als 2000 Euro jährlich. „Das können wir gar nicht bezahlen.“

Trotz Beistand aus der Politik: Behörden bleiben unnachgiebig

Das sollen sie auch nicht bezahlen müssen, fordern die Lokalpolitiker Karlheinz Hagenbuck, Michael Boland (beide SGU) und Herbert Fürmann (Linke) und wollen eine politische Lösung forcieren. Jedoch zeigt sich die Stadt unnachgiebig und hat jüngst ein von Bezirksbürgermeisterin Martina Herrmann (SPD) angefragtes Treffen mit den Betroffenen abgelehnt.

Neumühl- Traditionskneipe Marktklause öffnet mit neuem WirtKleingartenanlagen, schreiben die Beamten in einer grundsätzlichen Stellungnahme an die Hamborner Bezirksvertretung, seien „über das öffentliche Verkehrsnetz bis zum Parkplatz erreichbar“. Außerdem stellen sie klar: „Die Vereinsheime dienen den Vereinssitzungen und sind nicht kommerziell zu nutzen.“

Wirtschaftsbetriebe Duisburg geben dem Vorstand einen Grund zur Freude

Diese Position bekräftigen auch die Wirtschaftsbetriebe auf Nachfrage. Der KGV „Blüh auf Bergbau“ solle die Zufahrt am Hintereingang nutzen. Eine Sondergenehmigung für die frühere Weberstraße erteilen die WBD demnach „nur in Ausnahmefällen“, etwa bei Baumaßnahmen. Nicht jedoch für einen Catering-Service.

Somit dürfte zumindest der finanzielle Schaden für die Kleingärtner geringer sein als befürchtet. Das freut den Vorstand, der sich jetzt mit der Situation arrangieren will. Dennoch bleibt ihm die kleine Hoffnung auf eine pfiffige Idee der Lokalpolitiker.

>> BEZIRKSVERTRETUNG HAMBORN TAGT AM 1. SEPTEMBER

● Die von der Stadt Duisburg neu vergebene Adresse des KGV „Blüh auf Bergbau“, Halfmannstraße 70, liegt am Hintereingang der Anlage. Damit sollen Lieferanten und Handwerker direkt zur erlaubten Zufahrt geführt werden.

● Die Fraktion Linke/SGU will das Thema in der nächsten Sitzung der Bezirksvertretung erneut ansprechen. Sie findet am Mittwoch, 1. September, um 15 Uhr statt, der Pandemielage wegen nicht in Hamborn, sondern im Duisburger Rathaus, Burgplatz 19, Zimmer 100. Auf der Tagesordnung steht etwa der die Erweiterung von Schulen, der A59-Ausbau sowie das millionenschwere Modellvorhaben „Stark im Norden“.