Duisburg. Corona-Infektionen können Handwerksbetriebe in der Hochkonjunktur nicht brauchen. So lief die Impfaktion der Duisburger Kreishandwerkerschaft.

Das Handwerk ist gut ausgelastet, Wartezeiten oft unvermeidlich. Doch gestern standen die Fachleute Schlange: Die Impfaktion der Duisburger Kreishandwerkerschaft wurde von den Betrieben so gut angenommen, dass zusätzlicher Impfstoff beschafft werden musste.

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Auch Sebastian Christ hat sich geduldig eingereiht. „Die Stunde hätte ich gut anders nutzen können“, sagt der Obermeister der Metallbau-Innung. Mit gutem Beispiel ist der Chef des 14-Mann-Betriebs bei der Immunisierung nicht vorangegangen. „Fast alle sind schon geimpft“, berichtet der 39-jährige, „ich noch nicht.“

Hochkonjunktur im Handwerk: Keine Zeit für die Impfung

Ein Zeitproblem, sagt der 39-Jährige. „Ich hab’ 14-Stunden-Schichten im Betrieb.“ Zunächst war er noch nicht an der Reihe, dann habe er den größten Andrang abwarten wollen, den Gang ins Impfzentrum hinausgeschoben.

Seine Belegschaft habe das Virus verschont. „Nur zwei Verdachtsfälle ganz am Anfang.“ Besser so, denn von Corona-Krise war bei Christ keine Spur. „Wir hatten eine Delle, aber nach oben.“ Sorgen macht ihm die Materialknappheit. „32 Wochen Wartezeit auf einfache Fenstergriffe – unglaublich.“

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Wie viele der rund 7000 Mitarbeitenden in etwa 1000 Duisburger Handwerksbetrieben geimpft sind, das weiß auch Dr. Frank Bruxmeier nicht. Vermutlich sei die Impfquote so hoch wie in der Gesamtbevölkerung. „Also noch zu niedrig“, sagt der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft. „Wir wollten uns daher unserer gesellschaftlichen Verantwortung stellen.“ Einen Anreiz zum Besuch liefert die Krankenkasse IKK: Sie verlost einen E-Scooter, Lautsprecher und Handy-Ladestationen unter den frisch Geimpften.

Zwei Impfstraßen im Bildungszentrum des Handwerks in Neumühl

Am Bildungszentrum in Neumühl seien die Voraussetzungen ideal, sagt Bruxmeier. „Wir haben Platz und Parkplätze.“ In der Werkstatt, wo Azubis ihre überbetriebliche Lehrunterweisung absolvieren und Zuwanderer qualifiziert werden, wurde kurzerhand umfunktioniert für die zwei Impfstraßen des mobilen Teams der Feuerwehr. Ein Hygienezelt steht ohnehin schon seit Beginn der Pandemie vor dem Eingang – um den Präsenzbetrieb aufrecht zu erhalten, ist Hand-Desinfektion Pflicht.

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Biontech lieber als Moderna oder Johnson

Der Aufruf an die Betriebe, ihre Leute zur Impfaktion zu schicken, habe viel Resonanz erfahren, berichtet Frank Bruxmeier. „Vor allem die kleinen Handwerksbetriebe haben keine Betriebsärzte, die dort geimpft hätten.“ Bei der Wahl des Impfstoffes waren die vor allem jüngeren Handwerker, die sich einreihten, aber durchaus wählerisch, mancher wartete geduldig auf das Biontech-Vakzin. „Was habt ihr am Hahn? Das war die meistgestellte Frage“, sagt Geschäftsführer Bruxmeier.