Duisburg-Hamborn. Drei Monate nach ihrer Wahl spricht Hamborns Bezirksbürgermeisterin Martina Herrmann über ihre Ziele und darüber, wie sie ihr Amt ausüben will.

Routine ist bei Martina Herrmann längst nicht eingekehrt. Knapp drei Monate ist Hamborns Bezirksbürgermeisterin gerade mal im Amt. Zudem erschwert der Corona-Lockdown all die Dinge, die Mandatsträger zu Beginn einer neuen Tätigkeit tun: Menschen kennenlernen, sich bei Ortsterminen einen Überblick verschaffen. Und doch ist die SPD-Politikerin bis zu dreimal wöchentlich im Rathaus an der Duisburger Straße, um sich in das Amt einzuarbeiten, das sie längst nicht nur als repräsentative Aufgabe versteht.

„Viel ist noch nicht passiert“, sagt Herrmann über die ersten Wochen. Einige Bürgeranfragen habe sie an die zuständigen Stellen weitergeleitet, sich außerdem mit dem Bezirksmanagement vertraut gemacht. Direkt nach ihrer Wahl, das war Anfang November, habe sie zumindest noch ein paar Termine persönlich wahrnehmen können, hauptsächlich an Schulen. „Da ging es vor allem um Gebäude und Räumlichkeiten, aber auch um Bildungsprogramme wie die Talentschule.“

Martina Herrmann sieht Wechsel in Bezirksvertretung nicht als Rückschritt

Die Situation an den Hamborner Lernanstalten zu verbessern, zählt die 57-Jährige zu den großen Zielen in ihrer regulär mindestens fünfjährigen Amtszeit: „Wenn mir ein Schulleiter sagt, Berufskollegs hätten in Duisburg keine Lobby, dann finde ich das ganz gruselig.“ Allein durch das Förderpaket „Gute Schule“ stünden viele Maßnahmen an, „aber das muss ja alles auch mal umgesetzt werden.“ Dabei hake es zu oft an der Verzahnung zwischen Schule und Verwaltung. „Da wollen wir uns einklinken.“

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Wenn Herrmann „wir“ sagt, meint sie insbesondere ihre beiden Stellvertreter. Mit ihrem Vorgänger Marcus Jungbauer (CDU) und mit Birsel Katurman (Grüne) möchte sie eng zusammenarbeiten und auch öffentlich als Bürgermeister-Team wahrgenommen werden. „Wir haben eine gemeinsame WhatsApp-Gruppe, in der wir Informationen austauschen. Dann kann jeder selbst entscheiden, ob er an einem Termin teilnehmen möchte.“ Auch bei den Bürgersprechstunden will sich das Dreiergespann abwechseln.

In der abgelaufenen Wahlperiode war Hermann noch Ratsmitglied, ging nun in die Bezirksvertretung zurück. Die meisten Politiker schlagen die andere Richtung ein, etwa Daniela Stürmann (SPD), die nach ihrer Zeit als Bürgermeisterin in Meiderich/Beeck nun dem höchsten Gremium der Stadt angehört. „Die Zeit im Rat hat mich definitiv weitergebracht“, sagt Herrmann, „gerade die Arbeit in den Ausschüssen, wo inhaltlich diskutiert wird und wo Entscheidungsprozesse laufen.“

Hamborn soll von Martina Herrmanns Netzwerkarbeit profitieren

Und dennoch meint sie, im Bezirksrathaus besser aufgehoben zu sein: „Es kann sehr schwer sein, Hamborner Themen 14 Kilometer über die Ruhr zu transportieren. Und als Ratsmitglied muss man eher die Stadt als Ganzes im Blick haben.“ In der Bezirksvertretung dagegen könnten eigene Ideen häufiger einfließen: „Mit viel Druck und Engagement ist da einiges möglich.“

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In Hamborn wohnt Martina Herrmann schon ihr ganzes Leben. Geboren und aufgewachsen in Neumühl, lebt sie heute in Röttgersbach und ist als Gemeindepädagogin beruflich in Marxloh und Obermarxloh unterwegs. Der Alltag der dreifachen Mutter führt sie so durch den ganzen Bezirk. Sowohl im Beruf als auch in verschiedenen Ehrenämtern habe sie schon viel Netzwerkarbeit geleistet – eine Fähigkeit, von der nun alle Stadtteile profitieren sollen.

Marxloh erwähnt Herrmann hier als erstes. „Dort gibt es so viele engagierte Menschen und Projekte. Aber die laufen alle irgendwie parallel. Wenn man nicht überall mit drin sitzt, weiß man gar nicht so recht, wer da was tut.“

Bezirksbürgermeisterin sieht nicht nur in Marxloh viele Baustellen

Natürlich sei Marxloh auch in den kommenden fünf Jahren die ganz große Baustelle, allein wegen des Förderpakets „Stark im Norden“, von dem Alt-Hamborn ebenfalls profitieren soll. Aber auch in vermeintlich gut situierten Stadtteilen wie Röttgersbach sei längst nicht alles gut, betont Herrmann. „Gerade bei Alleinerziehenden stößt man häufig auf prekäre Lebenslagen. Über die Kirche bekomme ich auch viel von versteckter Altersarmut mit. Und für Familien mit Kindern fehlt der Wohnraum.“

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Für die anstehenden Aufgaben beschwört Herrmann die gute Zusammenarbeit aller Bezirksvertreter, wie das in Hamborn auch in der vorherigen Wahlperiode gut geklappt habe. „Hier geht es niemandem darum, sich zu profilieren. Natürlich muss die Partei erkennbar bleiben, aber wir suchen über Fraktionsgrenzen hinweg nach Lösungen. Das trifft auch auf die Zusammenarbeit mit den Ratsleuten zu.“

>> STADT DUISBURG SCHULT NEUE MANDATSTRÄGER

• Zum Start in ihr neues Amt nahm Martina Herrmann auch an einer Online-Schulung der Stadt Duisburg teil. Dabei erlernen neue Bezirksbürgermeister wichtige Grundlagen ihrer Tätigkeit, etwa die Vor- und Nachbereitung sowie die Leitung von Sitzungen, aber auch rechtliche Grundlagen, den Umgang mit Anträgen zum Beispiel.