Duisburg-Beeck. Kleingärten sollen in Beeck Häusern weichen. Die Pächter wehren sich, bekommen immer mehr Unterstützung. Wie der Abriss verhindert werden soll.

Die Betroffenen haben jetzt Gewissheit: Die Stadt Duisburg will die gepachteten Gärten westlich des Beecker Hallenbad-Geländes für zusätzliche neue Wohnhäuser abreißen. Das bestätigt das Rathaus aktuell mit einem Brief an die Pächter. Seit Wochen schon kämpfen sie darum, dass ihre Gärten auf dem städtischen Grabeland erhalten bleiben dürfen, nachdem diese Redaktion das Bauvorhaben bekannt machte. Jetzt springt ihnen die Politik zur Seite.

„Wir wollen nicht, dass die Verwaltung mir nichts, dir nichts die Gärten plattmacht“, sagt Christof Eickhoff, der CDU-Fraktionsvorsitzende in der Bezirksvertretung Meiderich/Beeck. Zwar ist das Stadtteilparlament weiterhin dafür, dass, wie 2015 beschlossen, auf dem Hallenbadgelände Wohnbebauung entsteht. Plötzlich dieses Projekt durch ein zweites Vorhaben zu erweitern und „für ein paar Häuschen mehr“ auf dem nahegelegenen Grabeland „eine schöne Grünanlage“ zu zerstören, das will Eickhoff jedoch verhindern.

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Daher fordert die CDU jetzt per Antrag, die Stadt möge sich dort an der Flottenstraße auf das bereits genehmigte Bauprojekt auf dem ehemaligen Hallenbad-Areal beschränken. Für unterstützenswert hält dieses Anliegen auch Detlef Feldmann (Linke), zumal einige Gärten auf dem mehr als 7500 Quadratmeter großen Grabeland von einigen Familien seit den 50ern genutzt werden, teilweise schon in der dritten Generation. „Nach 60 Jahren soll niemand herausgeworfen werden“, findet Feldmann.

Politischer Antrag soll „Beecks grüne Lunge“ schützen

Derzeit diskutiert auch die rot-grüne Kooperation die Situation der Grabeland-Pächter in Beeck. Deren Fraktionschefs Udo Winkler (SPD) und Stefan Ossenberg (Grüne) sowie weitere Lokalpolitiker haben sich mit ihnen am Sonntag in der Gartenanlage getroffen und sich dabei von deren guten Zustand überzeugt. „In unserer Kooperation unterstützen wir prinzipiell nicht den Wegfall von Grünflächen“, sagt Ossenberg anschließend auf Nachfrage. Er will damit aber nicht den Ausgang der rot-grünen Diskussion vorwegnehmen, bei der es laut Winkler auch um die Frage geht, ob durch das geplante Bauvorhaben „Beecks grüne Lunge“ geopfert wird. Abgestimmt wird über den CDU-Antrag am 8. Juli in der nächsten Sitzung der Bezirksvertretung, dabei sind die Stimmen von SPD und den Grünen entscheidend.

„Das Grabeland ist nicht ökologisch hochwertig, aus Sicht des Naturschutzes und des Artenschutzes ist es keine besondere Fläche“, ordnet indes Duisburgs BUND-Vorsitzende Kerstin Ciesla ein, deren Kreisverband die Pächter ebenfalls um Hilfe bei der Rettung ihrer Gärten gebeten haben. Allerdings mahnt Ciesla eine breitere Perspektive an: „Jede natürliche Fläche ist in Hinblick auf den Klimawandel wertvoll.“

Bäume und andere Pflanzen kühlen gerade im Sommer die aufgeheizten Großstädte wie Duisburg. Daher hält Ciesla die Frage für legitim: „Wie viel zusätzliche Wohnbebauung wollen wir wirklich noch haben und wie viele natürliche Flächen wollen wir dafür noch versiegeln?“ Dies müsse nicht nur in Beeck, sondern bei allen geplanten Bauprojekten in der Stadt beantwortet werden.

Stadt Duisburg kann die Pachtverträge für die Gärten innerhalb eines Monats kündigen

In seinem Anschreiben an die Pächter betont das Amt für Bodenordnung, Geomanagement und Kataster jedoch, dass auch mit den aktuellen Plänen „die Naherholungsfunktion für die Bevölkerung weiterhin in vollem Umfang gegeben ist“. Denn der Wald östlich des früheren Hallenbads sei davon nicht betroffen.

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Zudem betont das Amt, „die aktuellen Pläne“ seien „ergebnisoffen“ und bezeichnet sie zunächst nur als Idee. Dafür sind sie aber schon recht konkret. So ist das gut 13.000 Quadratmeter große Badgelände bereits an den Investor verkauft, und um dort die vorgesehenen 43 Wohneinheiten bauen zu dürfen, muss mit dem Bebauungsplan 1175 noch Planungsrecht geschaffen werden. In diesen mehrjährigen Prozess soll neuerdings auch das Grabeland einbezogen werden. „Daher ist auf nähere Zeit eine Kündigung Ihrer Pachtfläche nicht erforderlich und seitens der Verwaltung auch nicht vorgesehen“, schreibt die Verwaltung den Pächtern.

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Das beruhigt die Betroffenen natürlich nicht, denn für die Stadt Duisburg scheint die Kündigung schon festzustehen, soll aber nicht vor Herbst 2023 gelten und, wohl aus Kulanz, ein Jahr im Voraus ausgesprochen werden. Vorsorglich klärt der Brief auch über die Rechtslage auf, darüber dass die Gärten auf „Reserveflächen für Verkäufe und städtebauliche Entwicklungen“ liegen und lauf Pachtvertrag innerhalb von einem Monat kündbar sind – selbst nach 60 Jahren.

Politiker ermutigen Betroffene zum Kampf um ihre Gärten

„Es gibt noch keinen beschlossenen Grundstücksverkauf und keinen neuen Bebauungsplan“, betont dagegen Christof Eickhoff (CDU) und will den Pächtern Mut machen, dass ihre Gärten noch nicht verloren sind. Ebenso sieht die SPD-Ratsfrau Jülide Celenk aus Beeck: „Es ist noch nichts entschieden. Gemeinsam finden wir eine Lösung.“

>> KAUFANFRAGEN DER PÄCHTER LEHNTE DIE STADT DUISBURG AB

● Die Stadt Duisburg hatte der Bezirksvertretung im Frühjahr erstmals nichtöffentlich das Vorhaben vorgestellt, nicht nur auf dem ehemaligen Hallenbadgelände, sondern auch auf dem verpachteten städtischen Grabeland künftig Wohnhäuser zu bauen.

● Die Verwaltung begründet diese Idee mit einer „hohen Nachfrage nach Eigenheimen“ und will mit weiteren Häusern in der Nachbarschaft des Hallenbad-Areals auch „Angsträume“ verhindern.

● Das Grabeland an der Flottenstraße sieht die Stadt als Potenzialfläche und schließt daher „aus städtebaulichen Gründen“ aus, die Grundstücke an die Pächter zu verkaufen. Entsprechende Anfragen hat das Rathaus seit Jahren immer abgelehnt.

● Von den Plänen unberührt bleibt der Kleingartenverein Rheinlust, dessen Grundstück neben dem Hallenbad-Gelände liegt.