Duisburg-Meiderich. Wegen Corona sollen Duisburger ihre Angehörigen in Heimen nicht besuchen. So begründet das Ev. Christophoruswerk aus Meiderich den Appell.

Weihnachten ist für viele Duisburger das wichtigste Familienfest des Jahres, bei dem auch die Großeltern mitfeiern sollen. Sie aber in Pflegeheimen zu besuchen oder gar an Heiligabend nach Hause zu holen, davon raten die Träger wegen Corona dringend ab.

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„In Altenheimen gelten in der Pandemie dieselben Vernunftsregeln wie im Rest der Welt“, sagt Ulrich Christofczik, Vorstand des Evangelischen Christophoruswerks, Duisburgs größtem Träger mit Sitz in Meiderich. Daher appelliert er an die Angehörigen, auch über Weihnachten ihre Kontakte zu minimieren. Denn nicht nur seien die Infektionszahlen im Duisburger Norden sehr hoch, „das Risiko eines Menschen über 80 Jahren ist vierhundertmal höher, an Covid-19 zu versterben, als bei einem 40-Jährigen“.

Nach Familienfeiern werden Heimbesucher in Quarantäne isoliert

Um die Verwandten für eine Weihnachtsfeier nach Hause zu holen, sei die Gefahr einer Ansteckung viel zu hoch, gibt Christoczik zu bedenken, der zudem Sprecher der Ruhrgebietskonferenz Pflege ist. Zudem müssten die Heimbewohner bei ihrer Rückkehr ebenso zwei Wochen lang in Quarantäne isoliert werden, wie infizierte Bewohner.

Da ohnehin die Situation derzeit in vielen Heimen brisant sei, gut 30 Prozent der Angestellten im Ruhrgebiet sind demnach selbst mit dem Coronavirus infiziert, sieht er auch Besuche von Verwandten kritisch.

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Beides könne aber kein Heimleiter in Nordrhein-Westfalen untersagen. Denn Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann hat eine Besuchsgarantie für Pflegeheime ausgesprochen, was von der Konferenz als fahrlässig und verantwortungslos kritisiert wird.

„Wir werden die Einrichtungen geöffnet halten, bei höchstmöglicher Sicherheit“, so Ulrich Christofczik weiter, denn es gelte die Corona-Schutzverordnung des Landes. Mit ihr als Grundlage könne man niemandem verbieten, „mit 17 Enkelkindern vorbei zu kommen“.

Besucher sollen möglichst einen negativen Schnelltest vorweisen

Dennoch empfehlen die Träger, auf Besuche möglichst zu verzichten und falls das nicht möglich ist, nur eine Bezugsperson auszuwählen, die vorbeikommt. Unabhängig von der Besucheranzahl wollen die Pflegeheime den größtmöglichen Schutz für Bewohner, Mitarbeiter und Besucher gewährleisten. So gilt etwa in den insgesamt zehn Häusern des Christophoruswerks, dass bei Angehörigen zunächst Fieber gemessen wird, auch werden ihnen Fragen über mögliche andere Symptome gestellt und ihre Anwesenheit dokumentiert.

Darüber hinaus empfiehlt Christofczik, eine FFP2-Maske zu tragen und einen aktuellen negativen Corona-Schnelltest mitzubringen. Seit dieser Woche betreibt unter anderem die Stadt Duisburg neun Schnellteststationen in Heimen.

Weihnachten ohne Familie: Heimbewohner bleiben gelassen

„Ich rechne nicht damit, dass es an den Weihnachtsfeiertagen zu dramatischen Szenen kommt“, sagt Stephan Kiepe-Fahrenholz von der Diakonie und zugleich Sprecher der freien Wohlfahrtsverbände in Duisburg. Die Besucherzahlen würden „nicht das beherrschende Thema“ in den Einrichtungen sein, zumal auch viele ältere Menschen auch gar keine Verwandten mehr haben oder zu ihnen keinen Kontakt. Er unterstützt „den Appell an die Vernunft“ vollumfänglich und geht davon aus, dass ein Großteil der Angehörigen zum Schutz der Heimbesucher zuhause bleiben. Ohnehin seien die Einrichtungen „keine Folterheime, wo Leute eingesperrt und misshandelt werden“.

Vielmehr werde natürlich auch in den Seniorenheimen Weihnachten gefeiert – und das nicht erst seit Corona. „Das Personal arbeitet bis zum Anschlag, um den Bewohnern einen Ersatz zu bieten“, da sie nicht mit ihren Familien feiern können.

Tatsächlich sehen gut 90 Prozent der Familien ein, warum die Heime von gemeinsamen Weihnachtsfeiern abraten, ergänzt Ulrich Christofczik. Und: „Die Heimbewohner sind aber die Personengruppe, die in der jetzigen Situation am gelassensten sind.“ Denn viele von ihnen hätten schon viel in ihrem Leben erlebt, darunter den Zweiten Weltkrieg.

>> WEIHNACHTSSTIMMUNG IN DEN HEIMEN

  • Auch die Awocura, ein freier Träger in Duisburg, bittet die Angehörigen der Bewohner darum, die Besuche auf ein Minimum zu reduzieren. Geschäftsführer Michael Harnischmacher: „Zurückhaltung ist ein Zeichen der Solidarität.“
  • Die Awocura bringt Weihnachstimmung zu den Menschen. So steht im Wohndorf Laar in jedem Zimmer ein Adventskalender und täglich tragen Mitarbeiter auch Kurzgeschichten vor. Dagegen bewundern im Seniorenheim in Vierlinden die Bewohner traditionell eine schöne Krippe.
  • Die Stadt Duisburg hatte aufgrund der hohen Zahl an Infizierten und Todesopfern in Alten- und Senioreneinrichtungen vor, die Besuchsregeln zu verschärfen, so dass unter anderem nur Einlass bekommen sollte, der das Negativergebnis eines Corona-Schnelltest, das nicht älter als 24 Stunden ist, vorzeigt. Das NRW-Gesundheitsministerium hat dies jedoch abgelehnt.