Duisburg. Noch mehr Corona-Schnelltests in den Altenheimen? Der Ruf nach personeller Hilfe wird angesichts steigender Fallzahlen in Duisburg immer lauter.
Bund und Länder haben sich im Zuge der aktuellen Lockdown-Maßnahmen auch entschlossen, die Bewohner von Alten- und Pflegeheimen besser zu schützen. Dazu gehören Corona-Schnelltests – mehrmals in der Woche. Der Krisenstab der Stadt Duisburg hatte zuletzt mit Blick auf die vom Land empfohlenen Hotspot-Maßnahmen sogar die Hoffnung auf tägliche Tests geäußert. Ulrich Christofczik, Vorstand des Evangelischen Christophoruswerkes, mit zehn Pflegeeinrichtungen der stadtweit größte Träger, kann dies nur befürworten. Allerdings wird er, wie in den vergangenen Wochen, nicht müde zu betonen, dass dies ohne personelle Unterstützung nicht umsetzbar sei. „Das haben Stadt und Land leider immer noch nicht ganz begriffen. Und dieses Problem haben alle Träger.“
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Er schlägt angesichts rasant steigender Infektionszahlen in einzelnen Einrichtungen Alarm: „Elf Menschen sind in unseren Einrichtungen bisher verstorben. Bei stadtweit 800 Plätzen haben wir aktuell infizierte 88 Senioren. Hotspots bleiben weiter zwei Heime in Meiderich – das Werner-Brölsch-Haus mit aktuell 33 und das Peter-Kuhn-Haus mit 29 betroffenen Senioren“, so Christofczik. „Dazu kommen 17 Bewohner im Seniorenzentrum Altenbrucher Damm in Buchholz.“
Christophoruswerk in Duisburg: Zehn Prozent der Mitarbeiter aktuell in Quarantäne
Das sei die eine Seite: „Es sind derzeit aber auch 73 von rund 700 Mitarbeitern in unseren Duisburger Einrichtungen aufgrund von Infektionen in häuslicher Quarantäne, also ebenfalls rund zehn Prozent“, so Christofczik. „Wir versuchen derzeit, überhaupt erst einmal die pflegerische Versorgung zu gewährleisten.“
Für die Corona-Schnelltests als zusätzliche Aufgabe, seien drei ehemalige Mitarbeiter aus dem Ruhestand zurückgeholt worden. Aber das reiche bei weitem nicht. Wie groß der Personalbedarf ist, macht Christofczik anhand konkreter Zahlen deutlich: „30 Schnelltests werden pro Bewohner pro Monat, gemessen an einer Einrichtung mit 80 Plätzen, zur Verfügung gestellt beziehungsweise vom Bund refinanziert. Das sind also 2400 Tests im Monat.“
Christophoruswerk: Großer zusätzlicher Personalbedarf für Corona-Schnelltests
Ein Test dauere im Schnitt acht Minuten. „Das sind pro Monat 320 Arbeitsstunden“, so Christofczik. „Nimmt man die Nettoarbeitszeit von 125 Stunden pro Mitarbeiter und Monat, reden wir also bei einer Einrichtung von 80 Plätzen von einem zusätzlichen Bedarf von 2,56 und bei stadtweit 800 Plätzen, wie bei uns, von 25,6 Vollzeitkräften.“
Und da seien die Tests für Besucher noch nicht einmal mit eingerechnet. Das Christophoruswerk biete in einem eigens eingerichteten Schnelltestzentrum im Jochen-Klepper-Saal in Meiderich vormittags und nachmittags Tests an – an drei Tagen. „Wir haben dort – auch, weil wir mit unseren Appellen an die Angehörigen, Besuche zu reduzieren, nicht ganz durchdringen – allein in der vergangenen Woche 395 Besucher getestet, drei davon waren positiv. Mehr geht wirklich nicht.“
Lob für den Tübinger Weg
Wie eine Kommune Alten- und Pflegeheime bestmöglich schützt, mache Tübingen vor. Der medial derzeit viel beachtete Weg sei genau der richtige. So hat die Universitätsstadt im Zentrum von Baden-Württemberg mit Oberbürgermeister Boris Palmer nur mit ganz wenigen Infektionen in den insgesamt neun Einrichtungen zu kämpfen.
Das liege, so Christofczik, einerseits an den nicht anlassbezogenen Reihentestungen in Tübingen – es wird unabhängig von Verdachtsfällen getestet – bereits zu Beginn der Pandemie. Auch Duisburg sei diesbezüglich bis heute vorbildlich. Die Stadt Tübingen stelle aber eigenes Personal in mobilen Teams für Schnelltests zur Verfügung.
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„Das wünsche ich mir auch, zumal der Markt für dringend benötigtes Fachpersonal nicht zuletzt deshalb abgegrast ist, weil ein Großteil für das Gesundheitsamt arbeitet“, so der Vorstand des Christophoruswerkes. „Wir brauchen dringend Unterstützung. Dann müssen eben wieder die Bundeswehr oder das THW ran.“