Duisburg-Hamborn. Bezirksbürgermeister Marcus Jungbauer (CDU) spricht über Herausforderungen in 2020. Dabei helfen 50 Millionen Euro für den Bezirk Hamborn.
Das neue Jahr wird für den Stadtbezirk Hamborn besonders spannend und die Politik muss viele Aufgaben anpacken. Besonders freut sich Bezirksbürgermeister Marcus Jungbauer darüber, dass der Bund Marxloh und Alt-Hamborn ausgewählt hat, um dort mit 50 Millionen Euro Umweltprojekte und soziale Vorhaben zu entwickeln und umzusetzen. „Damit erreichen wir viel Positives“, ist der Christdemokrat überzeugt. Ein Meilenstein ist der Abriss der leerstehenden Rhein-Ruhr-Halle, doch dies ist nur ein Bestandteil einer noch viel größeren und wichtigeren Herausforderung.
„Wir müssen unser Negativimage loswerden“, so Jungbauer. Zumal gerade Marxloh, aber auch Alt-Hamborn bundesweit nur als Problemviertel oder sogar als No-Go-Areas wahrgenommen würden – und das ungerechtfertigt. „Wir haben viele Bereiche, die sehr schön sind“, darunter Grünanlagen wie den Mattlerbusch, den Jubiläumshain oder den Schwelgernpark. Zudem verweist er auf Wohngegenden in Röttgersbach und auf die Eurobau-Siedlung in Neumühl. All dies würde die vergammelten Rhein-Ruhr-Halle und die Stadtbad-Ruine überschatten, die an der Autobahnabfahrt eine denkbar schlechte Visitenkarte für Hamborn seien.
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Abriss der Rhein-Ruhr-Halle soll Aufbruchstimmung vermitteln
Die Halle abzureißen, sieht Jungbauer als wichtiges Symbol, das Aufbruchstimmung vermitteln soll. „Sogar ein Park wäre besser als die jetzige Situation“. Besser fände er jedoch ein neues Zentrum für die Freiwillige Feuerwehr, und für das Bad unterstützt er das Vorhaben, dort die Arge unterzubringen, die noch im Thyssengas-Gebäude sitzt. Beide Projekte möchte er schnellstmöglich umgesetzt sehen, da die beiden vergammelten Ruinen das erste sind, was auch tausende Jugendliche sehen, die die nahe gelegenen Schulen besuchen.
Stadt Duisburg muss mehr Geld in die Bildung investieren
Und Bildung ist ihm eine Herzensangelegenheit. Viele Flüchtlinge sind in den vergangenen Jahren in den Bezirk gekommen, ebenso viele junge Familien mit Kindern aus Bulgarien und Rumänien. „Durch diesen enormen Zuzug reichen unsere Gebäude nicht mehr aus“, und in bestehenden Kindergärten und Schulen „wurde zu wenig in die Substanz investiert, aber vernünftige Kinderbetreuung und vernünftiger Unterricht kann nur in vernünftigen Räumen stattfinden“, sagt Jungbauer.
Politik soll Mut machen
Mutmachen im Bezirk bedeutet für Marcus Jungbauer auch, dass die Politik solidarisch mit den Stahlarbeitern von Thyssenkrupp um deren Jobs kämpft. „Der Stahlstandort ist wichtig für Duisburg und ganz Europa. Die obere Etage trifft Fehlentscheidungen, und die werden auf dem Rücken der Leute hier ausgetragen“, ärgert sich der Bezirksbürgermeister. Denn an den Jobs hänge im Bezirk sehr viel, „da geht es auch um den Bäcker oder das Lebensmittelgeschäft um die Ecke“.
Ohnehin hätten es die kleinen inhabergeführten Fachgeschäfte im Bezirk immer schwieriger, nicht zuletzt durch den Internethandel. Daher appelliert Jungbauer, diese Geschäfte und insbesondere die Einkaufsstraßen zu unterstützen, da die Kaufleute sich ebenfalls für ihren Stadtteil einsetzen – etwa durch das Maikäferfest in Hamborn.
Daher sei bei seinen Stadtteilspaziergängen, einer Veranstaltungsreihe, bei der er Probleme, sucht, findet und lösen will, auch immer eine Schule dabei. Nicht umsonst mache die Politik parteiübergreifend immer Druck auf die Stadt und die Stadttochter IMD, dass Gebäude hergerichtet werden – etwa die Grundschule am Bergmannsplatz, die für ihre marode Sporthalle nun mehr als 930.000 Euro bekommen soll.
Zu wenig Kindergartenplätze im Bezirk
„Bei den Kitas gibt es schon eine spürbare Verbesserung, aber gerade in Marxloh haben wir eine Unterversorgung.“ Dies müsse sich ändern, fordert Jungbauer, weil gerade mangelnde Deutschkenntnisse in Marxloher Grundschulen „ein Riesenproblem“ seien und in Kindergärten viel geleistet werde, um die Arbeit der Schulen zu erleichtern. Nicht umsonst sei ein Großteil der 14 Duisburger Sprachkitas im Bezirk Hamborn.
„Die Chance, die uns die 50 Millionen Euro bieten, dürfen wir nicht verpassen“, mahnt der Bezirksbürgermeister. „Wir haben viele Ideen, was wir damit anstellen können“, doch es sollen keine Luftschlösser werden. So schränke etwa Grillo als Störfallbetrieb aufgrund von EU-Richtlinien ein, was auf dem Gelände der Rhein-Ruhr-Halle entstehen darf – das zeigte sich zuletzt beim vergebens geplanten Factory-Outlet-Center.
Ehrenamtler mehr wertschätzen
Nicht nur Ideen für Bauprojekte brauche der Bezirk, sondern Maßnahmen, „die Mut machen“. Dazu gehört für Jungbauer insbesondere, Ehrenamtler mehr wertzuschätzen und zu unterstützen. Ihm gehe es dabei nicht nur um freiwillige Helfer in Sport- und Schützenvereinen oder in Karnevalsgesellschaften, sondern auch um Eltern, die in der Schulbücherei helfen. „Wir müssen Hürden abbauen, damit sie weiter Spaß haben.“ Denn bei Veranstaltungen stoßen Vereine mittlerweile an ihre finanziellen und personellen Grenzen – dabei sieht Marcus Jungbauer die vielen engagierten Menschen als wichtige Säule für das Vorhaben, das Image des Stadtbezirks zu verbessern.