Duisburg-Alt-Hamborn/Marxloh. Bürger sollen spüren, dass ihre Kritik an Zuständen in Alt-Hamborn und Marxloh tatsächlich etwas ändert. Ein Vorstoß in der Bezirksvertretung.

Als erste Konsequenz aus den bisherigen Stadtteilspaziergängen, zu denen der neue Bezirksbürgermeister Marcus Jungbauer im Juli nach Alt-Hamborn und im August nach Marxloh eingeladen hatte (wir berichteten), hat die Bezirksvertretung Hamborn ein umfangreiches Aufgabenpaket für die Stadtverwaltung geschnürt: Einstimmig sprach sie die Bitte aus, geeignete Maßnahmen für mehr öffentliche Ordnung und mehr Sauberkeit zu ergreifen.

Massive Bürgerbeschwerden

Anwohner vor allem der Jägerstraße hatten sich im Juli beim Besuch der Lokalpolitiker vor Ort über aus ihrer Sicht unhaltbare Zustände beklagt. Bis zu 50 junge Leute meist aus Südosteuropa würden sich dort bis in den frühen Morgen aufhalten, das kostenlose drahtlose Internet (Wlan) nutzen und sich damit lautstark amüsieren. Auch Kinder würden sich darunter befinden. Die Nachtruhe, so führten sie aus, werde nicht nur dadurch, sondern auch durch verbotene Autofahrten im Fußgängerbereich gestört. Wer sie zum Beispiel auf Pinkeln an die Hauswände anspreche, werde beschimpft oder bedroht. In Marxloh hatten sich Bürger im August vor allem über die Vermüllung der Straßen beschwert.

Typisch Marxloh: Abfälle im öffentlichen Straßenraum.
Typisch Marxloh: Abfälle im öffentlichen Straßenraum. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Die Bezirksvertreter regen jetzt an, dafür zu sorgen, dass kostenloses Wlan in der Umgebung der Jägerstraße nur bis 22 Uhr zur Verfügung gestellt und danach abgestellt wird. Sie fordern die Stadtverwaltung auch dazu auf, nicht nur mit den Mitteln des Polizei- und Ordnungsrechts einzuschreiten, sondern einen umfassenden Ansatz zu wählen. So müssten auch das Jugendamt, Träger der Sozialarbeit, Straßensozialarbeiterinnen und -arbeiter und die Drogenberatung einbezogen werden. Es müssten nicht nur die Aufenthaltszeiten von Minderjährigen in der Öffentlichkeit eingehalten werden. Vielmehr gelte es auch, Kindern und Jugendlichen andere Anreize zur Freizeitgestaltung anzubieten.

Übersetzung in südeuropäische Sprachen

In Marxloh wird das Fehlen einer genügenden Anzahl von Müllbehältern als Problem angesehen. Auch sei den Zuwanderern aus Rumänien und Bulgarien das deutsche System der Müllentsorgung weitgehend unbekannt, zum Beispiel die Existenz des Wertstoffhofs Im Holtkamp. Die Bezirksvertreter erwarten auch hier ein abgestimmtes Vorgehen von Stadtverwaltung und Wirtschaftsbetrieben Duisburg (WBD). Sie fordern, Vermieter strenger in die Pflicht zu nehmen, genügend Mülltonnen zu bestellen, regen an, Informationen über die Sperrmüllabfuhr auch in bulgarischer und rumänischer Sprache sowie in der Sprache der Roma zu verbreiten. Es müssten zudem Anreize dafür gegeben werden, das eigene Viertel sauber zu halten.

Dauerproblem in Marxloh: die Vermüllung der Grundstücke, hier 2016 an der Henriettenstraße.
Dauerproblem in Marxloh: die Vermüllung der Grundstücke, hier 2016 an der Henriettenstraße. © FUNKE Foto Services | Stephan Eickershoff

Die Bürger dürften nicht länger das Gefühl haben, dass die öffentliche Hand den Zuständen gegenüber hilflos sei, sondern müssten erkennen können, dass sich etwas daran ändere. Außerdem leidet das Image Duisburgs unter Berichten in den Medien über seine Problemviertel zunehmend.

Marcus Jungbauer (CDU) verlas in der Sitzung eine Beschreibung der Zustände durch Anwohner der Jägerstraße. Er betonte, die jetzige Aufforderung an die Stadtverwaltung sei nur ein Anfang. „Wir müssen da Pflöcke einschlagen.“ Auch gab er zu bedenken, ob es weiterhin sinnvoll ist, Hilfsangebote für die betroffenen Jugendlichen fernab von Hamborn anzubieten anstatt vor Ort. Claus-Werner Krönke lobte, dass die Lokalpolitiker dem Rat der Bürger gefolgt sind, sich die Zustände auch einmal bei Nacht anzuschauen. In den sozialen Netzwerken würden die Verhältnisse allerdings ziemlich übertrieben. Das schade der Stadt zusätzlich. Irgendwo müsse Jugendlichen eine Aufenthaltsmöglichkeit mit freiem Wlan gegeben werden.

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